Für das Osterholzer Kreiskrankenhaus wird sich die finanzielle Lage 2014 aller Voraussicht nach leicht entspannen. Doch das grundsätzliche Problem bleibt aus Sicht der Verantwortlichen bestehen. Das System der Klinikfinanzierung im Land krankt aus ihrer Sicht.
Im Foyer des Osterholzer Kreiskrankenhauses steht seit Kurzem ein schmaler hoher Pappaufsteller. Zwei Drittel von ihm sind in Rot gehalten, die übrige Fläche kommt grün daher. Genauso stellt sich die finanzielle Lage der niedersächsischen Krankenhäuser dar: Die Mehrheit kämpft mit akuten Finanzproblemen, gut die Hälfte hat 2013 rote Zahlen geschrieben. Auch das Osterholzer Kreiskrankenhaus ächzt unter den Bedingungen der Krankenhausfinanzierung. Darüber kann aus Sicht der Verantwortlichen auch nicht hinwegtäuschen, dass für das Jahr 2014 ein Plus von 115000 Euro erwartet wird und eine weitere große Investition auf den Weg gebracht wurde: Für 435000 Euro soll die Chirurgische Ambulanz umgebaut werden, um dort eine zentrale Aufnahme für Patienten zu schaffen.
Für Krankenhauschef Klaus Vagt fällt die Diagnose eindeutig aus, warum viele Kliniken in Niedersachsen in finanziellen Nöten stecken und zum Teil in der Existenz bedroht sind. Es krankt aus seiner Sicht am Finanzierungssystem. Schon seit Jahren kämpfen die Krankenhäuser dafür, dass sie mehr Geld für ihre Arbeit bekommen. Zwar hat es kurz vor der Bundestagswahl Nachbesserungen durch die Gewährung verschiedener Zuschläge gegeben. Doch mehr als eine kleine Entspannung ist dabei aus Sicht von Klaus Vagt nicht herausgekommen: „Die Zuschläge reichen bei weitem nicht aus, um die Deckungslücke zu schließen. Seit dem Jahr 2000 sind die Erlöse der Krankenhäuser in Niedersachsen um 15 Prozent gestiegen, die Kosten aber um 36 Prozent“, rechnete Vagt den Politikern im Krankenhausausschuss gestern vor.
Um auf die Lage aufmerksam zu machen, gehen Vagt und seine Mitstreiter in der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft jetzt in die Offensive: Sie haben unter dem Titel „2 Drittel“ eine Informationskampagne gestartet. Auch das Kreiskrankenhaus beteiligt sich daran. Der rot-grüne Pappaufsteller im Eingangsbereich gehört dazu, aber auch bei anderen Aktionen sind Mitarbeiter des Krankenhauses dabei, etwa heute in der Fußgängerzone von Stade. Die Kliniken gehen dabei auf Konfrontationskurs mit den Krankenkassen: Ihre Argumentationen sind aus Sicht der Kliniken vielfach „Mythen“, denen sie in ihren Broschüren und Faltblättern die „Wahrheit“ gegenüberstellen.
Über Defizite an den niedersächsischen Kliniken müsste man aus Sicht von Klaus Vagt gar nicht reden, wenn der landesweite Einheitspreis für die Leistungen der Krankenhäuser, der so genannte Landesbasisfallwert, nach oben geschraubt würde. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern hält Niedersachsen inzwischen fast die rote Laterne in der Hand – über die Jahre sei das Land im Ranking immer weiter nach unten gegangen. Die Ursache dafür sieht Vagt auch darin, dass in den anderen Bundesländern die Politik stärker Einfluss auf die Festlegung des Einheitspreises nimmt.
Vagt sieht Gesetzgeber gefordert
Diese Nachricht ließ die Verantwortlichen wie Landrat Bernd Lütjen während der Ausschusssitzung hellhörig werden. Wo Vagt denn einen Hebel sehe, um stärker Einfluss auf die Höhe des Basisfallwertes zu nehmen?, wollte der Verwaltungschef vom Krankenhausleiter wissen. Vagt stellte klar: Die niedersächsische Vorgehensweise sei nicht zu beanstanden, sie entspreche den gesetzlichen Vorgaben. Wenn sich etwas ändern solle, gehe das nur über den Gesetzgeber in Berlin.
Die Kreistagsabgeordneten wollen sich dafür einsetzen, dass es der kreiseigenen Klinik dauerhaft gut geht. Sie wissen die Arbeit zu schätzen, die das Krankenhaus für die medizinische Versorgung der Menschen im Landkreis leistet. Einmal mehr wurde das Engagement der Beschäftigten während der Ausschusssitzung gewürdigt. Mitarbeitervertreter Holger Weiß machte deutlich, dass die Leistungsverdichtung im Krankenhaus heute „ungeheuer groß“ sei. Irgendwo noch beim Personal einsparen zu wollen, sei nicht möglich.
Klinik erhält Gesundheitspreis
Osterholzer bringen Projekt für ältere Mitarbeiter auf den Weg
Das Osterholzer Kreiskrankenhaus hat ein Augenmerk darauf, dass seine älteren Mitarbeiter gesund und fit bleiben und sie ihrer Arbeit möglichst bis zur Rente nachgehen können. Dieses Engagement ist nun auf Landesebene gewürdigt worden: Die Klinik hat den Niedersächsischen Gesundheitspreis erhalten, der mit 5000 Euro dotiert ist. Vergeben wird er vom Gesundheits- und vom Wirtschaftsministerium, der AOK Niedersachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung.
Wie man den betrieblichen Gesundheitsschutz und den demografischen Wandel zusammenbringen kann, darüber hat man sich im Kreiskrankenhaus intensiv Gedanken gemacht und ein Pilotprojekt gestartet. Heraus kam unter anderem die Einführung von verkürzten Diensten, sprich: Auf der Station 8 arbeiten die älteren Pflegekräfte nicht die volle Schicht, sondern nur fünf Stunden am Tag. Die jüngeren Kollegen übernehmen die aufwendige Dokumentation und so auch die Verantwortung für die Station. Der Test verlief erfolgreich, heißt es. Im Kreiskrankenhaus freut man sich über die Auszeichnung, um die sich in der Kategorie „Gesundheit in kleinen und mittleren Unternehmen fördern“ landesweit 30 Einrichtungen beworben hatten.