Hilpoltstein
Die Rother Klinik kränkelt

Kreiskrankenhaus schreibt zum ersten Mal in seiner Geschichte rote Zahlen – Hohe Investitionen und steigende Personalkosten

27.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:22 Uhr

700 000 Euro kostet der Computertomograph, der 2012 angeschafft wurde. Herta Brinca bereitet eine Patientin für die Untersuchung vor - Foto: Bader

Hilpoltstein/Roth (HK) Das Rother Krankenhaus schreibt erstmals rote Zahlen: Nach 29 Jahren im Plus steht es nun mit 340 000 Euro in der Kreide. „Und es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, sagt Klinikchef Werner Rupp, „die Personal- und Sachkosten steigen.“

Rund die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser hat im vergangenen Jahr Verlust gemacht. Und erstmals auch die Rother Klinik. „Wir haben fast 20 Jahre lang einen Gewinn von jährlich rund 300 000 Euro verbucht“, sagt Werner Rupp. „Bei einer Bilanz von rund 30 Millionen Euro ist das zwar nur ein Prozent, aber immerhin.“ Fast genau mit diesem Betrag, den das Krankenhaus bisher auf der Habenseite verbuchen konnte, ist es jetzt im Minus.

Der Hauptgrund sind die hohen Kosten für Investitionen und Instandhaltung. „Wir stecken jedes Jahr rund 1,2 Millionen Euro in das Krankenhaus, um es auf dem neuesten Stand zu halten.“ Unter anderem wurden im vergangenen Jahr ein Computertomograph für allein 500 000 Euro gekauft, der Brandschutz und die Raumbelüftung verbessert sowie eine Station für die Innere Medizin und die Chirurgie saniert. Für die Investitionen sollte eigentlich der Freistaat aufkommen. „Doch der zahlt uns von den 1,2 Millionen Euro gerade einmal die Hälfte – also 600 000 Euro.“ Die Chance, mit dem Freistaat zu verhandeln, gibt es nicht. „Es wird gar nicht erst gefragt, was an der Klinik gemacht werden muss – es gibt einen Festbetrag – und fertig.“

„Die fehlenden 600 000 Euro, die wir vom Staat nicht bekommen, müssen wir durch die Behandlung der Patienten finanzieren“, sagt Rupp. Und das hat über viele Jahre gut funktioniert. Während andere Kliniken über zu niedrige Fallpauschalen jammern, sind diese für Werner Rupp deshalb auch völlig in Ordnung. „Natürlich kann ich sagen, ich brauche höhere Fallpauschalen, damit ich kein Minus mache“, sagt Rupp. Damit mache man es sich aber zu einfach. „Das Geld der Krankenkasse reicht für die Behandlung des Patienten, die medizinische Versorgung und die laufenden Kosten – also reicht es genau für das, für das es auch reichen soll.“

Aber das gilt nur für die Akutklinik mit ihren rund 270 Betten, also für den Bereich, der landläufig schlicht als Krankenhaus bezeichnet wird. Zur Rother Klinik gehört jedoch auch eine Geriatrische Reha mit rund 30 Betten. Hier werden älterer Patienten mit einem schwierigeren Krankheitsverlauf behandelt, bis sie wieder in die Selbstständigkeit entlassen werden können. „Hier zahlen wir jährlich etwa 300 000 Euro drauf.“ Und in diesem Fall ist der Knackpunkt wirklich das Honorar der Krankenkassen. „Wir haben eine jährliche Kostensteigerung bei Personal und Unterhalt von 2 bis 2,5 Prozent. Nur 0,5 Prozent bekommen wir – und das seit 15 Jahren.“

Und so wie bei den Investitionskosten der Freistaat nicht mit sich handeln lässt, so verweigern sich die Krankenkassen bei der Reha. „Wir haben die Wahl, den Vertrag zu unterschreiben oder es bleiben zu lassen.“ Würde die Klinik das Angebot nicht annehmen, müsste sie die Abteilung schließen. „Aber genau das können wir nicht“, sagt Rupp. „Bei der Gründung vor 15 Jahren war die Abteilung ein absolutes Novum – und sie wird aufgrund der demografischen Entwicklung von Jahr zu Jahr wichtiger.“ Unabhängig davon stünde eine Schließung für Rupp sowieso nicht zur Diskussion. „Der Verwaltungsrat würde keine Leute entlassen.“ Außerdem sei die Annahme, dass der Verlust von 300 000 Euro dann Vergangenheit wäre, schlicht falsch. „Die Reha lebt von den Synergieeffekten mit der Akutklinik. Sie zuzumachen heißt nicht, gleichzeitig alle Kosten einzusparen.“

Der letzte Grund für das erstmals negative Ergebnis im vergangenen Jahr war laut Rupp aber auch die etwas geringere Auslastung des Krankenhauses. „10 780 Patienten haben wir noch 2011 gezählt, 2012 waren es nur 10 670“, so Rupp. Der Rückgang um nur etwas über einem Prozent schlägt sich in der Bilanz deutlich nieder. „Über 290 000 Euro haben wir dadurch verloren.“

Für das laufende Jahr kann Rupp noch keine endgültige Aussage treffen. „Ich weiß nicht, wie viele Patienten noch kommen, auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt gut aussieht“, sagt er. Die Rechnungen für die Investitionen liegen dagegen schon auf dem Tisch: Eine Gammakamera zur besseren Krebsdiagnose, ein Angiographiegerät zur Erkennung von Gefäßkrankheiten und ein mobiles Röntgengerät für den OP schlagen zusammen mit rund 1,1 Millionen Euro zu Buche. Außerdem wurden neue moderne Fernsehgeräte angeschafft, mit denen man von jedem Krankenhausbett auch gleich ins Internet gehen kann – weitere 500 000 Euro.

Für 2014 stehen weitere Investitionen an und zudem steigen voraussichtlich die Personalkosten, die rund 70 Prozent der gesamten Kosten an der Kreisklinik ausmachen. Rupp rechnet, dass die rund 500 Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten und andere nach den anstehenden Tarifverhandlungen mindestens zwei Prozent mehr Geld bekommen. Die Energiekosten und Versicherungsprämien würden die Lage noch verschärfen: „Die steigen in den letzten Jahren exorbitant.“

Trotzdem hofft Rupp für die Jahre 2013 und 2014 auf eine schwarze Null. „Aber garantieren kann ich es nicht.“