Klinikum München:Chaotische Zustände in der Bauabteilung

Zuständigkeiten sind nicht klar geregelt, es fehlt an einem wirkungsvollen Controlling und einheitlichen Kriterien für Kostenschätzungen: In der Bauabteilung des städtischen Krankenhauskonzerns geht es chaotisch zu. Das könnte teure Folgen haben.

Dominik Hutter

Das Revisionsamt hat bei einer Überprüfung des Städtischen Klinikums haarsträubende Zustände in der Bauabteilung festgestellt. Die Prüfer fanden ein Chaos vor, in dem es an fast allem mangelte: an klar geregelten Zuständigkeiten, einem wirkungsvollen Controlling, einheitlichen Kriterien für Kostenschätzungen und Wirtschaftlichkeit sowie am Gesamtüberblick - es dauerte allein sieben Wochen, bis der Konzern eine vollständige Liste seiner eigenen Bauprojekte zusammen hatte.

Klinikum München: Krankenhaus in Schwabing: Die Leitung des Städtischen Klinikkonzerns will die Mängel in der Bauabteilung bis zum Jahresende abstellen.

Krankenhaus in Schwabing: Die Leitung des Städtischen Klinikkonzerns will die Mängel in der Bauabteilung bis zum Jahresende abstellen.

(Foto: Catherina Hess)

Zudem empfehlen die städtischen Prüfer, über grundlegend neue Strukturen nachzudenken: Vier Krankenhäuser der höchsten Versorgungsstufe könnten sich nur schwer auf dem Münchner Markt behaupten. Möglicherweise reiche es aus, sich auf eine neu gebaute Premium-Klinik zu beschränken und die anderen Häuser auf einem niedrigeren Standard weiterzuführen.

Die von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) veranlasste Prüfung hatte im Frühjahr stattgefunden und umfasste die Jahre 2011 und teilweise auch 2012. Ude hatte, nachdem bei diversen Projekten die Kosten aus dem Ruder gelaufen waren, unter anderem wissen wollen, ob das Klinikum "über ein sachgerechtes Instrumentarium der Baukostenverfolgung" verfügt und ob dies auch konsequent angewandt wird.

Die Antwort der Revisoren fiel eindeutig aus: "Die Frage des OB müssen wir verneinen." Es bestehe "deutlicher Handlungsbedarf", das Klinikum verfüge über "keine konkrete Stelle", bei der alle Fäden zusammenlaufen. Schon bei der Ermittlung der Kosten hapere es: Die Prüfer haben 23 Bauprojekte unter die Lupe genommen und sind dabei auf Zahlen von sehr unterschiedlicher Qualität gestoßen.

Oft fehlten wichtige Nebenposten wie Planerhonorare, Versicherungen oder Gutachten. Manche Kostenblöcke wurden gar nur mit einer einzigen Zahl ausgewiesen. Das Revisionsamt hält ein einheitliches Regelwerk für unerlässlich - schon um die Kosten besser vergleichen zu können.

Ein weiteres Manko: Die Prüfer konnten keinerlei Frühwarnsystem bei Kostensteigerungen entdecken - für die man ohnehin niemanden hätte haftbar machen können: Denn die Architekten seien nicht einmal vertraglich zur Einhaltung einer Obergrenze verpflichtet worden. Für ein solches Papier existiere auch kein Musterformular im Computersystem des Klinikums.

Bei so viel Durcheinander erstaunt es kaum noch, dass es nach Angaben der Revision völlig offen ist, ob der Konzern bei der Vergabe von Bauaufträgen die gesetzlichen Vorgaben eingehalten hat - in puncto Ausschreibung etwa. Was ein riskantes Unterfangen ist: Das klamme Klinikum läuft Gefahr, staatliche Fördermittel zurückzahlen zu müssen. "Das gilt es noch zu klären", sagt Aufsichtsratschef Hep Monatzeder (Grüne). "Es ist durchaus möglich, dass Vergabebestimmungen verletzt wurden." Der Aufsichtsrat will sich demnächst mit dem Revisionsbericht befassen.

Die Klinik-Geschäftsführung räumt die Probleme ein und will die Bauabteilung bis zum Jahresende komplett neu organisieren. "Es war erschütternd zu erfahren, dass kein Controlling vorhanden war", erklärt der kaufmännische Geschäftsführer Freddy Bergmann, der sich durch den Revisionsbericht in seiner eigenen Analyse bestätigt fühlt.

Bürgermeister Monatzeder sieht bei der aktuellen Geschäftsführung um Klinik-Chefin Elizabeth Harrison keine Schuld für die prekäre Situation - es dauere lange Zeit, ein derart komplexes Unternehmen in den Griff zu bekommen.

Der Empfehlung, nur noch ein Klinikum der höchsten Versorgungsstufe zu betreiben, wollen weder die Geschäftsführung noch Monatzeder nachkommen. Derzeit sei geplant, an vier Häusern der höchsten Versorgungsstufe festzuhalten, betont Monatzeder - es sei denn, die noch ausstehende Machbarkeitsstudie empfiehlt die Zusammenlegung von Schwabing und Bogenhausen. Dann gebe es nur noch drei Maximalversorger.

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