Unter Druck
Löhne im Spital: Aarau schlägt Baden und erhöht Lohnsumme um 3 Millionen

Trotz schlechter Ertragslage rundet das Kantonsspital Aarau die GAV-Löhne auf. Nicht so das Kantonsspital Baden. Dies, obwohl es mit einer Rendite von 8,9 Prozent im Vergleich zu Aarau (0,3 Prozent) weit besser aufgestellt ist.

Hans Fahrländer
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Mehr Lohn in Aussicht: Blick ins neue Herzkatheterlabor am Kantonsspital Aarau. Chris Iseli/Archiv

Mehr Lohn in Aussicht: Blick ins neue Herzkatheterlabor am Kantonsspital Aarau. Chris Iseli/Archiv

Der Grosse Rat hat für die Löhne des Staatspersonals und der Lehrpersonen für 2014 eine Nullrunde beschlossen. Von diesem politischen Entscheid nicht betroffen ist das Personal der Kantonsspitäler. Seit diese vom Kanton in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen worden sind, werden die Löhne im Rahmen eines Gesamtarbeitsvertrages zwischen den Spitälern als Arbeitgeber und dem Personal ausgehandelt.

Für 2014 wurde eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent ausgehandelt, 1 Prozent für individuelle Erhöhungen und 0,5 Prozent für strukturelle Anpassungen (wenn Stellen gegenüber der Wirtschaft zu tief eingestuft sind). Nach Ende der offiziellen Verhandlungen gelangten die Personalchefs der Kantonsspitäler von Aarau (KSA) und Baden (KSB) an ihre Spitalleitungen und ersuchten um eine zusätzliche Erhöhung der Lohnsumme – mit dem Hinweis auf höhere Löhne in Privatspitälern und Nachbarkantonen. Auf diese Forderung hat man unterschiedlich reagiert: «No» hiess es in Baden, «yes» in Aarau.

«Wir können es uns nicht leisten»

Dies ist vor dem Hintergrund der finanziellen Situation doch erstaunlich: Das KSA erwirtschaftete im letzten Jahr eine Rendite von lediglich 0,3 Prozent (2 Mio. Franken Gewinn bei einem Umsatz von 603 Mio. Umsatz), das KSB immerhin eine Rendite von 8,9 Prozent (25 Mio. Gewinn bei einem Umsatz von 284 Mio.).

«Wir können uns eine zusätzliche Anhebung der Lohnsumme schlicht nicht leisten», sagt trotzdem Peter Suter, Präsident des KSB-Verwaltungsrates, betont aber: «Auch wir zeigen uns gegenüber dem Personal erkenntlich; aufgrund des guten Ergebnisses zahlen wir jedem Mitarbeitenden eine Prämie. Diese Lösung hat den Vorteil, dass das Lohngefüge nicht generell angehoben wird. Nächstes Jahr sieht es vielleicht wieder anders aus.»

Suter erinnert daran, dass hohe Investitionen auf das KSB zukommen. «Wir können heute, wenn es um die Sanierung oder gar einen Neubau geht, nicht mehr zum Kanton laufen und die hohle Hand machen. Wir müssen all unsere Investitionen aus den eigenen Erträgen finanzieren.» Auch dies eine Folge der Entlassung in die Eigenständigkeit.

Fürchtet Suter nun die Abwanderung des Personals ins besser zahlende KSA? «Möglich ist es, festgestellt haben wir noch nichts. Wissen Sie, wer wegen des Geldes kommt, geht auch wieder wegen des Geldes. Es gibt auch andere Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Personal.»

«Wir stehen unter grossem Druck»

«Wir stehen punkto Höhe der Löhne unter einem grösseren Druck als das KSB», sagt Philip Funk, Präsident des KSA-Verwaltungsrates. Der Druck komme von zwei Seiten: «Einerseits steht ein paar hundert Meter von uns entfernt die Hirslanden-Klinik, sie zahlt sehr gute Löhne. Anderseits ist die Grenze zum Kanton Solothurn nahe. Die Solothurner Spitäler zahlen ihrem Personal mehr als wir.» Deshalb habe der Verwaltungsrat beschlossen, zusätzlich rund 3 Mio. Franken in die Lohnsumme zu stecken. Sie stammt aus dem sogenannten Fluktuationsgewinn.

Funk erklärt: «Wenn eine 64-jährige Pflegefachfrau pensioniert wird und wir eine 20-Jährige anstellen, haben wir Minderausgaben, bei gleichem Personalbestand. Diese Differenz belassen wir in der Lohnkasse. Sie beträgt im Schnitt rund 1 Prozent der gesamten Lohnsumme.»

Und was sagt Funk zum Einwurf seines Badener Kollegen betreffend Gesamtertrag und anstehenden Investitionen, die ja auch im Fall des KSA happig sind? «Wir stehen finanziell tatsächlich nicht blendend da. Das neue Modell mit den Fallpauschalen macht uns Sorgen. Wir haben als Zentralspital auch mehr Bereithaltungskosten als das KSB, wir müssen ganze Equipen präsent halten und zahlen – für den Fall einer Katastrophe.»

Das Ertrags- und Investitionsproblem bewegt sich für Funk «auf einer anderen Ebene»: «Unser kurzfristiges Problem ist, dass wir wegen nicht konkurrenzfähiger Löhne Personal verlieren. Wir hatten dieses Phänomen schon einmal, vor rund zehn Jahren. Wir standen kurz davor, ganze Operationssäle schliessen zu müssen. Wir müssen die Probleme der Reihe nach lösen. Im Moment steht der Kampf gegen die Personalnot im Vordergrund.»

Peter Suter: «Bankrat und Spital, das geht nicht beides»

Betriebsökonom Peter Suter, Präsident der Kantonsspital Baden AG (KSB), ist Mitte Jahr vom Grossen Rat neu in den Bankrat der Aargauischen Kantonalbank (AKB) gewählt worden. Nach dessen Konstituierung ist er auch Mitglied des Leitenden Ausschusses und des Strategieausschusses.
Mit der Wahl war die Erwartung verbunden, dass Suter sein Amt als KSB-Präsident abgibt. Immerhin ist die AKB die Hausbank des KSB, Interessenskonflikte wären nicht auszuschliessen. Doch in den vergangenen Wochen tauchte das Gerücht auf: Suter will nicht zurücktreten, er will beides machen. «Es stimmt», bestätigt Suter auf Anfrage. «Ich habe die Option geprüft, beide Ämter wahrzunehmen und mich dafür im Beruf zu entlasten. Doch ich habe gemerkt: Das ist politisch nicht möglich, der Widerstand wäre zu gross.» Damit muss das KSB definitiv einen neuen Präsidenten suchen. (FA)