Privatpatienten zahlen zu viel

Die neue Spitalfinanzierung entlastet die Zusatzversicherungen. Doch merken die Privatversicherten davon nichts. Das wird sich auch 2013 nicht ändern.

Claudia Schoch
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Obwohl die Kosten für die Zusatzversicherungen gesunken sind, müssen Privatpatienten tief in die Tasche greifen: Zwei Mitarbeiterinnen des Krankenhauses in Flawil kümmern sich um einen Patienten. (Bild: Gaetan Bally/Keystone)

Obwohl die Kosten für die Zusatzversicherungen gesunken sind, müssen Privatpatienten tief in die Tasche greifen: Zwei Mitarbeiterinnen des Krankenhauses in Flawil kümmern sich um einen Patienten. (Bild: Gaetan Bally/Keystone)

Eigentlich hätten die Prämien für die Zusatzversicherungen – für Privat- und Halbprivatpatienten sowie die Versicherung «Ganze Schweiz allgemein» – mit Einführung der neuen Spitalfinanzierung Anfang 2012 deutlich sinken müssen. Im laufenden Jahr war zwar das Wachstum der Prämien in der obligatorischen Grundversicherung mit 2,2 Prozent geringer als in früheren Jahren (vgl. Grafik). Doch für die Zusatzversicherten erfüllte sich die Hoffnung auf Reduktionen bei den Prämien durch den Systemwechsel nicht. Dies geht aus dem Krankenversicherungsprämien-Index (KVPI) hervor, den das Bundesamt für Statistik (BfS) veröffentlichte.

Die Prämienerhöhung der Zusatzversicherungen betrug insgesamt 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Prämien für Halbprivatpatienten stiegen gar um 1,6 und jene der Privatpatienten um 1,5 Prozent, einzig die Prämien für «Ganze Schweiz allgemein» reduzierten sich um 0,7 Prozent. Auch für 2013 ist kaum mit Senkungen zu rechnen. Eine Ausnahme stellt laut Sprecher Stefan Heini die Helsana dar. Ihre Zusatzversicherungsprämien werden nach 2012 auch im kommenden Jahr um 5 Prozent gesenkt. Bei Visana ist laut Christian Beusch wie für das laufende Jahr eine Nullrunde angesagt. Bei der CSS sind laut Sandra Winterberg die zu erwartenden Veränderungen sehr unterschiedlich: von Nullrunden bis zu Aufschlägen von bis zu 6 Prozent und vereinzelt mehr. Auf Sanitas-Zusatzversicherte kommen, wie Christian Kuhn erklärt, je nach Produkt Nullrunden, aber auch Aufschläge von einigen Prozenten zu. Bei Wincare erfolgen Senkungen.

Entlastungen von rund 1,5 Milliarden Franken

Die neue Spitalfinanzierung (Swiss DRG) hätte bei den Zusatzversicherungen indessen, wie allgemein angenommen wird, Entlastungen von rund 1,5 Milliarden Franken zur Folge. Warum also sinken die Prämien nicht? Werden die Zusatzversicherten ungehörig geschröpft? Der Zürcher Gesundheitsdirektor und Präsident der Swiss DRG AG, Thomas Heiniger, vermutet, dass die Krankenversicherer nicht mit der gleichen Konsequenz und Strenge wie in der Grundversicherung ihre Tarife aushandeln und nicht die gleichen Wirtschaftlichkeitskriterien anwenden. Das hiesse, dass Versicherungen den Spitälern für Zusatzversicherte zu hohe Entschädigungen zugestehen.

Die Versicherer dagegen machen geltend, dass ihnen noch immer die Kennziffern fehlen, um die Kosten in den Zusatzversicherungen exakt ermitteln zu können. Als man die Prämien für 2013 Ende Juli festlegen musste, habe man erst ein halbes Jahr Erfahrung mit der neuen Spitalfinanzierung gehabt. Es hätten in fast allen Kantonen erst provisorische Tarife gegolten. Spitallisten seien oft noch umstritten gewesen. Viele Spitäler waren im Verzug mit der Rechnungstellung. Zudem sei noch kaum absehbar, wie die Patienten die neue Freiheit zur Spitalwahl nutzen werden.