Im Fall einer Privatisierung des Krankenhauses könnten auch Materialkosten eingespart werden. Foto: Hopp

Kreisrat Daniel Wochner fordert, die Privatisierung einer Akut-Klinik zu prüfen. Manager klopfen offenbar schon an.

Horb - Erstmals fordert jetzt ein Kreisrat, angesichts der Finanzkrise der Krankenhäuser Freudenstadt auch eine Privatisierung des Horber Krankenhauses zu prüfen.

FDP-Kreisfraktionschef Daniel Wochner: "Mir ist eine privatisierte Akut-Klinik für die Patienten lieber als ein geschlossenes Kreiskrankenhaus. Viele Patienten haben einen Bedarf, der derzeit in Horb nicht angeboten wird. In der Verbreiterung des Leistungsangebotes liegt die Zukunft in Horb." Der FDP-Fraktionschef kann sich offenbar vorstellen, dass Horb auch für private Klinikbetreiber interessant sein kann. "Angesichts der chronischen Unterfinanzierung der kommunalen Krankenhäuser und des zu erwartenden Dauerdefizites bei der baulichen Unterhaltung darf es keine Denkverbote für die Zukunftssicherung der KLF und des Krankenhauses Horb geben", so Wochner bei der Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb.

Wie der Schwarzwälder Bote erfuhr, sollen Manager von Klinik-Konzernen schon um Termine bei Landrat Klaus Michael Rückert gebeten haben.

Der hatte empfohlen, die bisher geplante Fortsetzung einer Akut-Klinik in Horb zu stoppen und das Krankenhaus in eine geriatrische Reha umzuwandeln. Der Grund: KLF-Geschäftsführer Peter Mast interpretiert die vom Deutschen Krankenhaus-Institut vorgelegten Gutachten so, dass ein Weiterbetrieb der Akut-Klinik in Horb der KLF ein dauerhaftes zusätzliches Defizit von drei Millionen Euro jährlich bescheren würde. Dabei rechnet das DKI mit Erlösen aus Krankenhausleistungen von gut 2,2 Millionen Euro. Private Anbieter, so KLF-Geschäftsführer Mast, würden kein Weihnachtsgeld an die Angestellten zahlen. Das würde bei der KLF gut zehn Prozent an Personalkosten sparen. Umgerechnet auf Horb würde der Personalaufwand von prognostizierten 3,7 Millionen Euro so auf 3,3 Millionen Euro sinken. Da private Klinik-Konzerne einen zentralen Einkauf haben, würden auch die Kosten für Material wie Narkosemittel, Prothesen, Spritzen, Verbände etc., die in Horb derzeit laut DKI 1,5 Millionen Euro betragen, drastisch zu senken sein.

Krankenhaus-Spezialisten gehen davon aus, dass ein Materialkosten-Anteil von 15 bis 20 Prozent an den medizinischen Erlösen der Benchmark im privaten Sektor ist. Das würde allein nach der DKI-Prognose das Betriebsergebnis für Horb dramatisch verbessern. Alleine durch diese beiden Maßnahmen (400 000 Euro Materialkosten statt 1,5 Millionen Euro, 3,3 Millionen Euro Personalkosten) würde Horb jährlich beim Betriebsergebnis schon mehr als eine Millionen Euro weniger Defizit einfahren. Auch beim sonstigen Betriebsaufwand – wie beispielsweise den Energiekosten, die derzeit mit knapp 1,6 Millionen Euro jährlich laut DKI zu Buche schlagen, können private Klinikkonzerne durch Großabnehmer-Verträge sicherlich ordentlich Kosten optimieren. Beispielsweise, indem sie wie große Industriekonzerne für die Kilowattstunde Strom lediglich gut sechs bis zehn Cent zahlen.