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„Um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern“: Klinikärzte operieren aus Geldgier häufiger als nötig
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dpa / Oliver Berg Die AOK kritisiert in ihrem Krankenhausreport, der drastische OP-Anstieg rühre nicht allein vom demografischen Wandel, sondern auch von wirtschaftlichen Interessen der Kliniken her

Patienten in Deutschland kommen öfter unters Messer als medizinisch notwendig wäre, kritisiert der Krankenhausreport der AOK: Durch lukrative Eingriffe wie Rücken- und Herz-OPs verbuchen vor allem Kliniken kräftige Zuwachsraten.

In deutschen Krankenhäusern werden immer mehr Patienten operiert – viele von ihnen offenbar unnötig. Die Zahl der stationären Behandlungen sei vor allem in jenen Bereichen gestiegen, „die wirtschaftlichen Gewinn versprechen“. Das geht aus dem am Freitag in Berlin veröffentlichten Krankenhausreport der AOK hervor.

So hat sich zum Beispiel allein die Zahl der Wirbelsäulenoperationen bei Versicherten der Krankenkasse zwischen 2005 und 2010 mehr als verdoppelt. Auch Herzschrittmacher wurden zwischen 2008 und 2010 um 25 Prozent häufiger implantiert oder ausgewechselt. Laut dem vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegebenen Report sind in diesen Fällen aber nur etwa zehn Prozent des Anstiegs auf die demografische Entwicklung, also die zunehmende Zahl älterer Menschen, zurückzuführen.

12 000 Euro für eine Wirbelsäulen-OP


„Um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern, steigern Krankenhäuser die Menge ihrer erbrachten Leistungen“, kritisierte AOK-Vorstand Uwe Deh. Gerade bei lukrativen und planbaren Eingriffen wie bei Wirbelsäulenoperationen oder bei Untersuchungen mit Herzkathetern könnten die steigenden Zahlen „nachweislich nicht damit erklärt werden, dass sich der medizinische Bedarf entsprechend entwickelt hat“. Niemand dürfe aber „unnötig operiert werden“, so Deh. Laut der Kasse bringt eine typische Wirbelsäulen-OP einer Klinik etwa 12 000 Euro ein – dafür könnten 100 Jahre Behandlung ohne OP bezahlt werden.

Deutschlands Kliniken behandelten im vergangenen Jahr zudem so viele Patienten wie noch nie: 18,3 Millionen Behandlungen verzeichnet der Report. Der Studie zufolge stieg die Zahl der stationären Behandlungen seit 2005 insgesamt um 11,8 Prozent je Einwohner. Die Zahl lag fünf Jahre zuvor bei 16,8 Millionen und stieg seitdem kontinuierlich. Binnen 20 Jahren sei die Zahl der Krankenhausaufenthalte zwischen 1991 und 2011 um fast ein Viertel gestiegen. Bereits im Jahr 2010 gab es mehr als 18 Millionen Klinikaufenthalte, 2011 wurden rund 310 000 Behandlungen zusätzlich vorgenommen.

Schwankende Klinik-Qualität


Auch die Qualität den Kliniken unterscheidet sich dem Report zufolge deutlich. Verglichen wurden Komplikationen und unerwünschte Ereignisse in den 614 untersuchten Krankenhäusern. Während es in 74 Kliniken bei weniger als fünf Prozent der Katheterpatienten zu einem Problem kam, lag die Rate in 37 Häusern bei mehr als 15 Prozent. In Zukunft sollten die Kassen die Möglichkeit bekommen, „nachweislich schlechte Qualität nicht zu bezahlen“, forderte Deh. Dies sei nötig, um „die Spreu vom Weizen“ zu trennen.

Die Klinken versuchen indes, Zweifel an ihrer OP-Praxis zu zerstreuen: Eine neue Untersuchung im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft komme zu dem Ergebnis, dass der Anstieg vom medizinischen Fortschritt und der wachsenden Zahl Älterer herrühre. „Eine generelle Diffamierung der Krankenhausmitarbeiter und eine haltlose Verunsicherung vieler Patienten sind folglich zurückzuweisen“, heißt es in der Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts.
saw/dpa/AFP
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