Die Initiative Einklinken stopft ein Loch im Gesundheitssystem. Sie kümmert sich seit fünf Jahren um Patienten, die nach der Entlassung aus der Klinik noch nicht ganz fit sind.

Ludwigsburg - Wer heute aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist nicht unbedingt gesund. Seit vor rund zehn Jahren die Fallpauschale die zuvor üblichen Tagessätze abgelöst hat, streben die Krankenhäuser eine schnellere Entlassung an. Denn für sie steigen die Kosten wegen des Festpreises umso mehr, je länger ein Patient im Haus verweilt. Siegfried Fischer bekommt die Folgen dieser Entwicklung hautnah mit. Der evangelische Klinikpfarrer weiß deshalb, dass die Situation viele Patienten verunsichert. Sie haben Angst, nach einem Klinikaufenthalt zu Hause nicht zurecht zu kommen, nicht in der Lage zu sein, einzukaufen oder den Briefkasten zu leeren. Und sie haben oft niemanden in der Nähe, der ihnen helfen kann. Hier kommt das Projekt Einklinken ins Spiel.

 

Unterstützung nur für die ersten drei bis vier Tage

Die Ehrenamtlichen dieser Initiative helfen Patienten in den ersten Tagen nach der Entlassung. „Viele Probleme lösen sich schnell, wenn jemand zur Unterstützung da ist“, erzählt Siegfried Fischer. Und wenn nicht, dann seien die Leute nach der Erfahrung mit Einklinken oft eher bereit, längerfristig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wogegen sie sich anfangs oft sträubten. Ohnehin werde den Mitarbeitern von Einklinken nahegelegt, sich möglichst schnell wieder auszuklinken: „Wir wollen nur für den Übergang die ersten drei bis vier Tage tätig sein, denn wir wollen kein Konkurrenzangebot zur professionellen Hilfe sein“, erklärt Fischer.

Manchmal verstünden die Patienten das Angebot allerdings falsch. Jüngst sei eine Mitarbeiterin fast acht Stunden lang mit einem Herrn in der Stadt unterwegs gewesen, der gesagt hatte, er müsse nur schnell etwas besorgen. Doch das sei eine Ausnahme, sagt Fischer. Die meisten Patienten freuten sich über die unverhoffte Hilfe beim Einkauf, beim Kofferpacken für die Reha, oder auch nur über die Gesellschaft beim Warten auf Verwandte, die von weit her anreisen müssen.

Die Initiative wirbt für ihr Angebot

Das Problem sei vielmehr, an die Leute heranzukommen, die Bedarf an Unterstützung haben. Denn Einklinken sei auf das Krankenhauspersonal angewiesen: „Das muss dafür sensibilisiert sein, zu merken, wenn jemand Sorge vor der Entlassung hat“, sagt Fischer. Denn die Initiative, die von dem Klinikpfarrer geleitet wird, reagiere nur auf Hinweise des Personals und helfe explizit nur Patienten des Klinikums sowie der Krankenhäuser in Bietigheim-Bissingen, Marbach, Markgröningen und Vaihingen. Rund 60 Ehrenamtliche in fast allen Kommunen des Kreises stünden bereit, um bei einem der 40 bis 50 Fälle im Jahr helfen zu können. Damit sie auch zum Einsatz kommen, hat die Initiative, die von der evangelischen und der katholischen Kirche, von den Kliniken und der Diakonischen Bezirksstelle Ludwigsburg getragen wird, zu ihrem fünften Geburtstag ordentlich die Werbetrommel gerührt – und hofft, dass sich jetzt viele einklinken.