Beispiele aus der Präsentation des privaten Klinikbetreibers / Schramberger gehen nicht nach Rottweil

Von Jürgen Lück

Horb. In seiner Präsentation stellte der private Klinik-Betreiber Ameos (56 Einrichtungen, 6550 Betten, 8600 Mitarbeiter) seine Arbeit vor. Der Schwarzwälder Bote nennt die wichtigsten Punkte.

Die Strategie von Ameos sei es, als alleiniger Anbieter in einer Region das Gesundheits-Angebot weiter zu entwickeln. Dabei werden die einzelnen Standorte dezentral in Zusammenarbeit mit Ärzten und Politikern entwickelt, um die Impulse aus der Region heraus zu nutzen.

Bei einer Übernahme werden die Mitarbeiter behalten, um die Leistung zu steigern. Putzen oder Bettenmachen werden ihnen von "nach Gastronomie-Tarif" oder "Gebäudereiniger-Tarif" bezahlten Kräften abgenommen. Martini: "Das steigert die Arbeitszufriedenheit." Teilweise übernehme man mehr Mitarbeiter, als die aktuellen Fallzahlen es hergeben. Martini: "Wenn wir übernommen haben, können wir die Fallzahlen dann mit den motivierten Mitarbeitern vor Ort schnell steigern – darauf sind wir stolz." Martini: "Wir erhalten auch die Krankenpflegeschulen vor Ort, da wir sie als Möglichkeit der Mitarbeitergewinnung sehen." u So läuft die Privatisierung.

Beispiel Mecklenburg-Vorpommern. Die Standorte Ueckermünde, Pasewalk und Anklam. Letzteres Krankenhaus sollte als das kleinste geschlossen werden. Ameos machte es umgekehrt: Unfallchirurgie, Chirurgie im Bauchraum (Viszeral) und die Geburtshilfe am kleinsten Standort wurden vergrößert. Martini: "Durch den engen Verbund ist es so, dass kein Standort ohne den anderen leben kann."

Beispiel Sachsen-Anhalt. Die Region Salzland. Zwei Landkreise, die zu einem fusioniert wurden. Auf der Abschussliste der Standort Staßfurt, der genau in der Mitte liegt. 1990 komplett neu gebaut, 170 Betten. Seit 2010 wurden die Stationen nach und nach geschlossen. Chefärzte überwerfen sich mit der Führung und kündigen, Chirurgen entspannen sich laut Martini lieber im Schwesternhaus, anstatt zu operieren. Schließung. Das Defizit wurde immer höher. Interessant, so Martini: "Nur etwa 600 der bisher 2000 stationären Patienten ließen sich in den anderen Kreiskliniken operieren." Im April 2012 übernahm Ameos das Krankenhaus. Übernahm alle 350 Mitarbeiter. Die Innere Medizin wurde Ende November wiedereröffnet, die Geriatrie soll am 1. Januar 2013 aufgemacht werden. Neu ist auch eine Alkohol-Entzugs-Abteilung. Martini: "Da machen viele ältere Pflegekräfte gerne mit. Ihnen fällt die körperliche Arbeit immer schwerer. Sie sind froh, wenn sie Patienten betreuen können, bei denen hauptsächlich ihre Lebenserfahrung zählt." Staßfurt hat 100 Betten in Betrieb. Ende 2013 sollen es wieder 170 Betten sein.

Rottweil und Schramberg. Ameos hatte sich dort beworben, wollte beide Krankenhäuser aufrechterhalten. Dort bekam ein anderer privater Betreiber den Zuschlag. Schramberg wurde dichtgemacht. Martini: "In Rottweil sind nun weniger Patienten als vorher. Der übriggebliebene Standort schrumpft wirtschaftlich, Chefärzte gehen."

u  Die wirtschaftliche Strategie.

Vorstand Marina Martini legt Zahlen des Ameos-Klinikums in Halberstadt vor (453 Betten). Die Mitarbeiterzahl sank nach der Übernahme 2004 zunächst um 41. Martini: "Der eine oder andere hatte Bedenken wegen des privaten Betreibers. Befristete Verträge wurden nicht verlängert." Jetzt sind es statt 733 insgesamt 809 Mitarbeiter.

Seit der Übernahme wurden über 36 Millionen Euro investiert – teilweise auch durch Landesmittel. Beim Jahresergebnis schrieb Ameos in den ersten vier Jahren ein Gesamt-Defizit von knapp 12 Millionen Euro. 2008 setzte die Trendwende ein. Seitdem hat Ameos bis 2011 ein Plus von 11,6 Millionen Euro gemacht. Martini: "Die schwarze Null wird bei uns nicht in 18 Monaten durchgeprügelt."

Der Name Ameos ist ein Kunstwort, so Martini: "Eos kommt vom Sonnenwind. Das A wurde wohl dazu gewählt, damit man vorne im Telefonbuch steht."