Lohnen sich die hohen Kosten?

Das Schweizer Gesundheitswesen entspricht den Wünschen der Bevölkerung. Hingegen könnten die Leistungen effizienter erbracht werden. Zu diesem Schluss kommt das Forum Gesundheit Schweiz, das den Krankenkassen nahesteht.

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(For. Bern)

Im Gesundheitswesen stehen vor allem die Kosten im Fokus. Eher selten ist vom Nutzen der hohen Gesundheitsausgaben die Rede. Dies haben Vertreter des Forums Gesundheit Schweiz am Montag vor den Medien zu bedenken gegeben. Das Forum setzt sich für freien Markt im Gesundheitswesen ein und wurde 2006 gegründet – im Visier stand die damalige Einheitskassen-Initiative.

Das Schweizer Gesundheitssystem gehört zu den teuersten der Welt. Dies sei an sich nicht problematisch, wenn die Ausgaben den Präferenzen der Bevölkerung entsprächen, sagte Gesundheitsökonom Harry Telser von der Beratungsfirma Polynomics. Allerdings gibt es in der Schweiz praktisch noch keine Studien zum Nutzen. Aus Datenmaterial aus den USA zieht Telser den Schluss, dass das Gesundheitswesen in der Schweiz die Wünsche der Bevölkerung im Allgemeinen gut berücksichtige. Die Fokussierung auf Kostensenkungen berge die Gefahr eines Leistungsabbaus und damit eines Verlusts von Nutzen.

Grosses Verbesserungspotenzial ortet er hingegen bei der Leistungserbringung, die nicht effizient erfolge. Insbesondere funktioniere der regulierte Wettbewerb nicht. Der einheitliche Leistungskatalog in der Grundversicherung und der Kontrahierungszwang schränken laut Telser den Qualitätswettbewerb unter den Kassen ein. Der Preiswettbewerb wird behindert durch Gewinnverbot, Rabattvorschriften und Mindestreserven. Schliesslich verhindern der Kontrahierungszwang und die Mehrfachrolle der Kantone als Hüter der Angebote, der Leistungen und der Finanzierung von Spitälern, dass ineffiziente Leistungserbringer aus dem Markt scheiden. Daraus schliesst Telser, die Stellung der Krankenkassen, der schwächsten Glieder im Gesundheitswesen, sei zu stärken. Denn sie seien die einzigen Akteure mit einem Anreiz zum Kostensparen. Die Kassen sind laut Telser nicht bloss Zahlungsstellen – dann wäre die Einheitskasse die effizienteste Lösung –, sondern tragen zur effizienten Leistungserbringung bei.

Forum-Co-Präsident und Ständerat Alex Kuprecht (Schwyz, svp.) nahm die Anregung auf und forderte von der Politik die Aufhebung des Vertragszwangs. Eine solche Reform dürfte allerdings an der Urne auf ähnlich starke Ablehnung stossen wie die im vergangenen Juni gescheiterte Managed-Care-Vorlage.