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Bettenkapazität

Bettenkapazität in Wangen: Eine Rechnung mit vielen Unbekannten

Wangen / Lesedauer: 4 min

Bettenkapazität in Wangen: Eine Rechnung mit vielen Unbekannten
Veröffentlicht:04.01.2013, 17:50

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Das Krankenhaus Wangen wird alleiniger Grund- und Regelversorger für das gesamte Westallgäu.

So hat es der Kreistag vor knapp zwei Monaten beschlossen. Bevor jedoch auch die „Betriebsstätte“ Leutkirch komplett geschlossen werden kann, muss in Wangen eine ausreichende Bettenkapazität vorhanden sein. Dies könnte noch eine Weile dauern und ist unter Umständen erst dann der Fall, wenn die Station der Weissenauer Außenstelle des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg vom vierten Obergeschoss in den geplanten Neubau auf der Nordseite des Klinik-Campus umgezogen ist. Bis dahin werden aber wohl noch mindestens zwei Jahre ins Land gehen.

Wangener Kapazität reicht schon für

Welche Bettenkapazität ist in Wangen notwendig, um die Versorgung des Westallgäus sicher zu stellen? Die Antwort auf diese Frage ist maßgeblich für die Beantwortung einer weiteren Frage: Wann kann die stationäre Versorgung in den Krankenhäusern Isny und Leutkirch vollends aufgegeben werden, damit diese beiden Standorte der Oberschwabenklinik (OSK) geschlossen werden? Sollten die Gerichte im Fall Isny nicht anderer Auffassung sein, geht OSK-Sprecher Winfried Leiprecht davon aus, dass der vom Kreistag beschlossene Schließungstermin (bis zum 31.März) eingehalten wird. Vielleicht auch schon früher, denn laut Leiprecht gebe es einen OSK-Aufsichtsratsbeschluss, diese Betriebsstätte zumindest noch im Januar und im Februar offen zu halten. Außerdem reicht die Wangener Bettenkapazität schon heute aus, um zusätzlich die Patienten aus Isny aufzunehmen.

Anders sieht es bei den Leutkircher Patienten aus. Und hier beginnt eine Rechnung, die derzeit noch viele Unbekannte hat. So sieht der Landeskrankenhausplan aktuell 184 Planbetten für das Krankenhaus Wangen vor, das in 2011 durchschnittlich zu 79 Prozent ausgelastet war. Von den räumlichen Kapazitäten her, könnten sogar rund 200 Betten aufgestellt werden. Laut dem vom Kreistag in Auftrag gegebenen BAB-Gutachten, bräuchte Wangen bei einer Optimierung aller Abläufe (Organisation, Verweildauer) lediglich 150 Betten. „Nimmt man jedoch die bundesweiten Durchschnittswerte für die Krankenhausbelegung als Maßstab, benötigt Wangen 171 Betten, um die Versorgung sicherzustellen“, sagt Winfried Leiprecht. „Ich halte das für einen realistischen Wert.“

Wenn man dann noch, wie die Gutachter, davon ausgehe, dass künftig nur die Hälfte der Patienten aus Leutkirch nach Wangen kommen (was zusätzlich 27 Planbetten entspräche) und lediglich ein Viertel der Isnyer Patienten (plus fünf Planbetten), dann sei man mit der Maximalkapazität von etwa 200 aufstellbaren Betten „an der oberen Kante“, so der OSK-Sprecher. Dies jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Patientenströme auch wirklich wie prognostiziert fließen. Und vorbehaltlich der Ergebnisse, die die laufenden Untersuchungen der Unternehmensberatung Kienbaum bringen. Die Gutachter durchleuchten derzeit jedes OSK-Haus und jede Abteilung nach Einsparpotenzialen. Trotzdem ist sich Winfried Leiprecht sicher: „Um Isny und Leutkirch zu kompensieren, brauchen wir in Wangen Platz für 20 zusätzliche Betten. Und das ist nur möglich, wenn wir das vierte Obergeschoss zur Verfügung haben.“

Anfang 2015 bezugsfertig

In dieser Etage befindet sich die Station der ZfP-Außenstelle Weissenau, die mittelfristig in den Neubau östlich der geplanten, neuen Parkplätze ziehen soll. Nur wann? „Wir sind hier aktuell in einem ganz frühen Stadium, die Voruntersuchungen laufen aber auf Hochtouren“, sagt ZfP-Betriebsdirektor Roland Beer. Geprüft werde derzeit, ob und wie das vorgesehene Gelände bebaut werden kann. Geplant ist ein mehrgeschossiges Gebäude mit 32 vollstationären Betten, in dem die derzeitige psychiatrische Tagesklinik in der ehemaligen OSK-Apotheke und die jetzige Station im vierten Obergeschoss des Krankenhauses untergebracht werden sollen. Der Kreis würde das Grundstück dem ZfP Südwürttemberg als Bauherrn in Erbpacht zur Verfügung stellen.

„Wenn wir unseren ehrgeizigen Zeitplan einhalten können, dann ist das Gebäude Ende 2014/Anfang 2015 bezugsfertig“, so Roland Beer weiter. Die Kosten dürften im oberen einstelligen Millionenbereich liegen. Dass sich die schrittweise Einführung von Fallpauschalen in der Psychiatrie (die SZ berichtete) auf die Finanzierung und den Zeitplan des Projekts auswirkt, verneint der ZfP-Betriebsleiter: „Unsere Pläne in Wangen beeinflusst dies in keinster Weise.“

Was nichts daran ändert, dass es noch mindestens zwei Jahre dauern könnte, bis Wangen die angestrebte, räumliche Kapazität für 220 Betten erreicht. Bis dahin könnte die Oberschwabenklinik also die stationäre, internistische Versorgung im Leutkircher Krankenhaus aufrecht erhalten müssen. Die Chirurgie wird dort wie beschlossen zum 30. Juni geschlossen, das Ende des Notaufnahmebetriebs war bekanntlich zum Jahreswechsel. Würde heißen: Patienten mit Knochenbrüchen würden spätestens Mitte 2013 nur noch in Wangen versorgt, Menschen mit Lungenentzündung könnten auf absehbare Zeit weiter in Leutkirch stationär versorgt werden.