Angst vor Fusion : Betriebsrat mahnt Krankenhaus-Mitarbeiter zur Ruhe
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Unruhig: die Mitarbeiter des Klinikum Höchst und der Main-Taunus-Kliniken befürchten eine Fusion. Bild: Sick, Cornelia
Die Ankündigung einer möglichen Fusion mit dem Höchster Krankenhaus sorgt unter den 1500 Mitarbeitern der Main-Taunus-Kliniken für Besorgnis. Der Vorsitzende des Betriebsrats rät dazu, sich zunächst die Fakten anzuhören.
Die Ankündigung einer möglichen Fusion mit dem Höchster Krankenhaus (F.A.Z. vom 1. Februar) sorgt unter den 1500 Mitarbeitern der Main-Taunus-Kliniken für Besorgnis. Sein Telefon klingele derzeit besonders oft, berichtete der Betriebsratsvorsitzende Roland Kaiser. Er werde meist gefragt, ob Arbeitsplätze bedroht seien. Er rate den Beschäftigten aber, Ruhe zu bewahren und sich in der heutigen außerordentlichen Betriebsratssitzung die Fakten anzuhören. Erst am Dienstagabend tagte das für die Kliniken in Bad Soden und Hofheim entscheidende Gremium, der Aufsichtsrat. Parallel dazu kam auch der Aufsichtsrat des Klinikums Höchst zusammen.
Die mehr als 2000 Mitarbeiter in Höchst sollen heute Vormittag von 9.30 Uhr an informiert werden, bevor der Öffentlichkeit Einzelheiten in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Kliniken bekanntgegeben werden. Weder das Frankfurter Gesundheitsdezernat unter Stadträtin Rosemarie Heilig (Die Grünen) noch die Geschäftsführung des Krankenhauses wollten vorher über Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung Auskunft geben.
Klinikchef hatte öffentlich über mehr Kooperation gesprochen
Die von dem derzeit erkrankten Geschäftsführer der Main-Taunus-Kliniken, Helmuth Hahn-Klimroth, öffentlich geäußerten Ideen zur möglichen Ausgestaltung einer vertieften Kooperation und der Zusammenlegung von Abteilungen ließ Kaiser unkommentiert. Hahn-Klimroth hatte gesagt, dass die Geriatrie künftig nur noch in Hofheim und die Urologie nur noch in Höchst angeboten werden solle. Schon bislang kooperieren die beiden kommunalen Häuser auf mehreren Gebieten. Außer in der Urologie geschieht dies nach Angaben des Klinikums Höchst in der Gefäßmedizin, der Neurologie, der Neuroradiologie, dem Traumazentrum, der Senologie und der Nuklearmedizin.
Mögliche Synergien sieht Hahn-Klimroth offenbar noch in der Verpflegung beider Krankenhäuser durch das eigene Catering-Zentrum in Kelkheim. Im Gegenzug könnte die hauseigene Apotheke in Höchst beide Kliniken versorgen. Aus dem Gesundheitsdezernat war schon vergangene Woche zu hören gewesen, dass eine Zusammenlegung von Versorgungsabteilungen wie Küche und Wäscherei denkbar sei.
Enormer Kostendruck für beide Kliniken
Im Landratsamt des Main-Taunus-Kreises stießen die Äußerungen des Verwaltungsdirektors auf Unmut. Sie seien Hahn-Klimroths persönliche Einschätzung, aber keine Darstellung des aktuellen Diskussionsstands, sagte Landrat Michael Cyriax (CDU). Es werde vorbehaltlos alles geprüft, stellte er klar und fügte hinzu: „In welchen Abteilungen was möglich ist, ist völlig offen.“
Gleichwohl steht der enorme Kosten- und Wettbewerbsdruck, unter dem beide Krankenhäuser stehen, außer Zweifel. Nach Informationen dieser Zeitung wird der Landesrechnungshof bald eine Studie veröffentlichen, nach der es an Hessens Krankenhäusern eine Überkapazität von 500 bis 900 Betten gibt. Dass in Frankfurt überlegt wird, den Neubau zu verkleinern, würde diesem Untersuchungsergebnis Rechnung tragen.
Während der Betriebsrat in Höchst bislang die Haltung „Kooperation ja, Fusion nein“ vertreten hat, wehrt sich Kaiser nicht generell gegen einen Zusammenschluss als wirtschaftlich praktikable Lösung. Ein Zusammenschluss dürfe nur auf Augenhöhe unter zwei gleichen Partnern ausgehandelt werden, auch wenn Höchst das größere Krankenhaus sei, forderte er. Zunächst müsse aber eine kartellrechtliche Prüfung zu einem positiven Ergebnis kommen. Denn mit Argusaugen beobachteten andere Kliniken im Rhein-Main-Gebiet diesen Prozess.