Die Charité lässt ihr Bettenhochhaus in Berlin-Mitte sanieren. Die meisten Patienten werden solange in die neu gebaute Campus Klinik einquartiert.

Eine neue Klinik aus vorgefertigten Bauteilen, die übereinander gestapelt werden – das ist neu für Berlin. Die Charité greift zu diesem Verfahren, um ein Übermaß an Baulärm, an Baufahrzeugen und Verkehr auf ihrem Standort in Mitte zu vermeiden.

In den kommenden Monaten entsteht die neue Campus Klinik auf dem Innenhof des Geländes. Sie wird vier Stockwerke haben und 339 Betten. Im Spätsommer soll der Neubau bezugsfähig sein. Er wird das Ausweichquartier für die Patienten sein, die bis dahin im Bettenhochhaus der Charité an der Luisenstraße gepflegt werden. Denn dieses 1982 errichtete Gebäude wird ab Herbst saniert.

„Für die Patienten wird es eine nicht unproblematische Zeit“, sagte der ärztliche Direktor, Professor Ulrich Frei, bei einer Präsentation am Dienstag. „Wir sind gezwungen, den Hochhausturm völlig leerzuziehen. Die Bauleute haben uns erklärt, dass es nicht anders geht.“ Das Hochhaus soll bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. „Dabei entsteht sehr viel Lärm und Staub. Patienten dort während der Bauphase zu behandeln, ist nicht möglich.“

Rund 185 Millionen Euro wird die Sanierung kosten. Außerdem ist ein neues Gebäude für die OP-Säle geplant. Das Geld stellt der Senat im Rahmen des Masterplans Charité zur Verfügung. „Unser Bemühen ist, in der gesamten Bauphase die Behandlungsqualität und den Komfort für die Patienten hochzuhalten“, sagte Frei. Das sanierte Bettenhaus wird laut Plan im vierten Quartal 2016 in Betrieb gehen. Ab 2017 wird die neue Campus Klinik wieder abgebaut.

„Die Stationen der Campus Klinik werden eine Qualität haben, die eine Verbesserung gegenüber dem alten Bettenhochhaus bedeutet“, versprach Professor Frei, „wenn sie auch etwas enger sind.“ Die Klinik wird aus 150 Modulen zusammengesetzt. Jedes Modul besteht aus je einem Zwei-Bettzimmer und einem Dreibettzimmer, 19 Quadratmeter und 25 Quadratmeter groß. Die dazugehörigen Nasszellen von je vier Quadratmeter „sind viel größer als die im alten Hochhaus“, sagte Professor Frei. Die Räume sind höher, die Patientenzimmer wesentlich komfortabler.

Elektrisch betriebene Betten und Flachbild-Fernseher

Vor allem auf die neuen, elektrisch betriebenen Betten ist die Klinikleitung stolz. Der Patient kann selbst mit einem kleinen Handgerät sein Bett nach oben oder unten bewegen, und dadurch bequem aufstehen. Er kann den Kopf- oder den Fußteil seiner Unterlage neigen und wieder in die Waagerechte bringen. Das Bett verfügt über Seitenteile, die verhindern, dass der Kranke aus dem Bett rollt.

Ein weiterer Vorteil: Der Flachbild-Fernseher kann sogar bis über die Bettdecke geschwenkt werden. Eines der neuen Module steht bereits auf dem Campus-Gelände. Doch noch beschäftigt sich Christian Kilz, Leiter des Bau-, Anlagen- und Flächenmanagements, mit den Einzelheiten für den Aufbau des temporären Krankenhauses. Es wird dort errichtet, wo zuvor das Versorgungszentrum aus DDR-Zeit stand. Das ist abgerissen worden, aber nur bis zur Decke des Kellergeschosses.

Auf dieser Decke werden die 150 Module mit den Patientenzimmern nebeneinander und übereinander gereiht. Eine Firma in Thüringen stellt die Einzelteile her. In der kommenden Woche beginnt der Transport per Tieflader über die Autobahn nach Berlin. Vom 20. Februar bis 22. März werden die vorgefertigten Bauteile in Mitte montiert. Die Firma werde täglich zwölf Elemente zusammenfügen, sagte Kilz.

Operationssäle und Intensivstation sind nicht im Neubau vorgesehen. Sie befinden sich im Gebäude hinter der Rettungsstelle. Patienten werden von dort über eine Brücke in die neue Klinik transportiert. Rund 300 Meter lang sei dieser Weg, sagte Kilz. Etwa 30 Sekunden benötige man von einem Ort zum anderen. „Das ist akzeptabel.“ Für den Klinik-Neubau „liegen wir im Kostenrahmen und im Zeitplan“. Ab August sollen die Patienten aus dem Bettenhochhaus in die Campus Klinik ziehen. Sie hat auf den vier Etagen insgesamt 8000 Quadratmeter Fläche für den Krankenhausbetrieb.

Campus Klinik als Leasing-Modell

Die Charité wird die neue Campus Klinik über ein Miet-Leasing-Modell betreiben. Sie zahle dafür jährlich drei Millionen Euro, sagte Klinikums-Direktor Matthias Scheller. Dieses Geld wird nicht im Rahmen des Masterplans von Berlin zur Verfügung gestellt. Die Charité muss es aus ihren Einnahmen erwirtschaften. Nicht alle Kranken aus dem Bettenhaus finden im Neubau Platz. Einige Bereiche sollen an andere Charité-Standorte verlegt werden. Die Bettenzahl der Charité werde sich im Zuge des Bauvorhabens von insgesamt 3200 auf 3000 verringern, sagte Professor Frei. Dies sei eine Vorgabe des Senats.

Patienten und Beschäftigte der Charité, aber auch interessierte Berliner können sich über das Neubau-Vorhaben informieren. An der Luisenstraße 10 ist ein Infocenter eingerichtet, das von Montag bis Freitag, jeweils 10 bis 17 Uhr, geöffnet hat.

Es präsentiert Grundrisse der Campus Klinik, Architektenzeichnungen des modernisierten Bettenhochhauses und Modelle seiner neuen Fassade. Eines der neuen Module mit zwei Patientenzimmern steht auf dem Parkplatz, Luisenstraße 64, und kann bis Ende Februar besichtigt werden, ebenfalls zwischen 9 und 17 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter: www.infocenter.charite.de