Das Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt gehört mit seinen 85 Betten zu den kleinen Häusern im Lande, von denen inzwischen viele ums Überleben kämpfen. Von Überlebenskampf kann in Höchstadt aber nicht die Rede sein, auch wenn das Haus im vergangenen Jahr rund 750.000 Euro Defizit eingefahren hat.

Landrat und Kreisräte stehen zu ihrem Krankenhaus, fordern aber einen drastischen Sparkurs. Um wieder bessere Zahlen zu schreiben, wurde auch in Erwägung gezogen, die Rechtsform des Krankenhauses zu ändern. Aus dem Regiebetrieb des Landkreises hätte ein rechtlich selbständiges Kommunalunternehmen werden können.

Als die Diskussion im vergangenen Jahr begann, schien sich ein Wandel der Rechtsform anzubahnen, zumal sich auch der Bayerische Kommunale Prüfungsverband in einer Stellungnahme für ein Kommunalunternehmen ausgesprochen hatte.
Die Prüfer sahen als Vorteile die Stärkung der Krankenhausleitung gegenüber Dritten, kürzere Entscheidungswege und schnelleres Reagieren auf Veränderungen in der Gesundheitspolitik und auf dem Krankenhausmarkt. Im Kommunalunternehmen würde ein eigener Vorstand und Verwaltungsrat die Entscheidungen treffen.

Schienen anfangs in den politischen Gremien die Zeichen auf ein Kommunalunternehmen zu stehen, wollten sich die Landkreispolitiker später doch nicht mehr darauf einlassen und entschieden im Krankenhausausschuss und im Kreistag einmütig, den bisherigen Regiebetrieb beizubehalten.

Auf eine Anfrage des FT, welche Argumente schließlich ausschlaggebend für das Umschwenken waren, hat Landrat Eberhard Irlinger (SPD) noch nicht geantwortet.


Gremien behalten das Sagen

Mit der Entscheidung für den Regiebetrieb haben diese beiden Gremien weiterhin das Sagen über das Höchstadter Krankenhaus, das als eines der letzten in Bayern als Regiebetrieb geführt wird. Landratsamt und Kommunalpolitiker werden weiterhin bei Entscheidungen mitmischen.

Der Chefarzt der Chirurgie, Dr. Holger Herzing, trägt diese Entscheidung mit. Er arbeitet seit zwölf Jahren in diesem Regiebetrieb und ist "nicht unzufrieden". Herzing hält es für besser, wenn die Politik das Defizit mitträgt und damit gleichzeitig die Versorgung auf ländlicher Ebene sichert.

In den Augen des Chefarztes hat ein kommunales Krankenhaus wie das Höchstadter auch Vorteile für die Patienten. So haben die Chefärzte hier beispielsweise keine Zielvereinbarungsverträge. Laut Herzing hänge dadurch die ärztliche Entscheidung nicht von wirtschaftlichen Erwägungen ab, sondern allein von der medizinischen Notwendigkeit.

Herzing ist ein Verfechter kommunaler Krankenhäuser, in denen das Personal auch von den Segnungen des öffentlichen Dienstes profitieren könne. Betriebswirte dürften auch nicht über Ärzte hinweg bestimmen.

Das 750.000-Euro-Defizit des Höchstadter Krankenhauses im vergangenen Jahr führt nicht nur der Chirurgie-Chefarzt auf ein "Horrorjahr" zurück. Personelle Ausfälle unter den Medizinern wegen Schwangerschaft und Krankheit mussten mit teuren Honorarärzten gegenfinanziert werden. Einzelne Bereiche mussten wegen Ärztemangel geschlossen werden, was dazu führte, dass über drei Monate hinweg weniger Patienten behandelt werden konnten. Sinkende Einnahmen und hohe Kosten für die Aushilfskräfte führten zu dem außerordentlichen Defizit im vergangenen Jahr. Von 2001 bis 2010 war das Defizit am Kreiskrankenhaus Höchstadt kontinuierlich bis auf 151.000 Euro zurückgefahren worden.

Um langfristig überleben zu können, brauche St. Anna auch den Rückhalt aus der Bevölkerung, sagt Herzing.