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Oberschwabenklinik

Gutachter warnte schon 2004: „OSK im Bestand gefährdet“

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Bereits vor acht Jahren kam Analyse zu dramatischen Prognosen – SZ liegt Gutachten vor, das in der Schublade verschwand
Veröffentlicht:06.09.2012, 11:20

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Mit Spannung erwartet wird das Gutachten des Bremer Instituts BAB über die Zukunft der Oberschwabenklinik (OSK), das am 17. September vorgestellt werden soll. Denn die Lage des Klinikverbunds ist prekär: Die Geschäftsführung rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Defizit von annähernd zehn Millionen Euro (die SZ berichtete mehrfach), und das BAB bezeichnete die finanzielle Situation der OSK in einer ersten Bewertung als besorgniserregend.

Diese Sorge hatte bereits vor acht Jahren die Bayreuther Unternehmensberatung Oberender & Partner, die im November 2004 ein „Sanierungs- und Stabilisierungskonzept für die Oberschwabenklinik“ vorlegte – das prompt in der Schublade verschwand. Zwar hatten Landrat Kurt Widmaier und der damalige OSK-Geschäftsführer Horst Schmidt noch im Juni 2004 zugesichert, dass das Gutachten öffentlich beraten werde. Doch davon war später nicht mehr die Rede. Das Gutachten wurde vom OSK-Aufsichtsrat bis heute unter Verschluss gehalten. Der Schwäbischen Zeitung liegt dieses Gutachten aber vor.

Berater rieten zu Kurswechsel

Klar ist: Die Bayreuther Gutachter kamen schon vor acht Jahren zu dem Ergebnis, dass die Oberschwabenklinik „in ihrer jetzigen Struktur (…) in ihrem Bestand gefährdet“ sei und prognostizierte schon damals „ein Jahresdefizit zwischen ca. 5 und 15 Millionen Euro.“ Die Empfehlung daher: „Das Zentralisierungskonzept von Oberender & Partner sieht eine Weiterführung der akutstationären Versorgung innerhalb der Oberschwabenklinik an den Standorten St. Elisabeth und Wangen vor. Die Standorte Isny, Leutkirch, Bad Waldsee und Heilig-Geist-Spital werden aus dem Verbund herausgelöst.“ Anders ausgedrückt: Akutversorgung nur noch in Wangen und Ravensburg bei einer Zerschlagung des Klinikverbunds.

An den kleineren Standorten hielten die Gutachter immerhin „ambulante Leistungszentren“, zum Beispiel getragen von mehreren niedergelassenen Ärzten, zur Sicherung der Grundversorgung für denkbar.

Kompletter Kurswechsel verlangt

Doch diese Vorschläge waren offenbar politisch nicht gewollt. Dabei ging die Bayreuther Unternehmensberatung in ihrer Analyse sehr ins Detail. Sie identifizierte „auch strukturelle Gründe für die schwierige Lage“, eine „inhaltlich nicht vollzogene Fusion der Oberschwabenklinik GmbH“, in deren Folge „die Interessen des individuellen Hauses, nicht die übergeordneten Interessen der Oberschwabenklinik GmbH“ im Mittelpunkt stehen. Oberender & Partner verlangten daher einen kompletten Kurswechsel in der Struktur der Häuser wie in der Unternehmensführung. Kern war die Verkleinerung des Klinikverbunds. So heißt es in dem Gutachten: „Insgesamt hat das Zentralisierungsmodell in Kombination mit der Umsetzung von Kostensenkungsmaßnahmen (…) die besten Möglichkeiten für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung vorzuweisen und ist aus wirtschaftlichen Gründen den dezentralen Modellen vorzuziehen.“ Und weiter: „Die Zentralisierung der Oberschwabenklinik und die damit verbundene Fortführung der akutstationären Versorgung an den Standorten St. Elisabeth und Wangen stellt aus Sicht von Oberender & Partner die einzige Alternative zur nachhaltigen Sanierung und Stabilität der Oberschwabenklinik dar.“

Trotz dieser eindeutigen Aussage machten sich 2004 offenbar die Bayreuther Berater selbst keine große Hoffnung auf eine Umsetzung ihrer Vorschläge. So heißt es dazu im Gutachten: „Das (…) standortgebundene Denken lässt eher auf eine Entscheidung zur Bestandswahrung statt zur strukturellen Veränderung schließen.“