Schwierigkeiten trotz Erfolgen

Obwohl die Geburtshäuser bei Gebärenden beliebter werden, kämpfen sie um einen ausgeglichenen Finanzhaushalt. Die Verhandlungen mit den Krankenkassen verlaufen harzig.

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rsr. ⋅ Beatrix Angehrn geht ihrer Tätigkeit als freiberufliche Hebamme mit Überzeugung nach. Seit bald zwei Jahrzehnten tut sie dies im Geburtshaus Oberland, das heute in einem ehemaligen Hotel in Bäretswil zu finden ist. Sie sei der Überzeugung, so erklärt sie dem Besucher, dass «das Geburtserlebnis für jede Frau eine unglaubliche Kraftquelle sein kann». Dazu brauche es genau jene Rahmenbedingungen, die in einem Geburtshaus gegeben seien: ein geschützter Rahmen, eine direkte Betreuung durch erfahrene Hebammen, viel Zeit und möglichst wenig Klinisches.

Das scheint immer mehr Frauen anzusprechen, verzeichneten doch die Geburtshäuser in Zürich im vergangenen Jahr erneut einen neuen Rekordwert bei der Anzahl Geburten. Das freut Angehrn einerseits, anderseits verleiht es den unternehmerischen Belangen eine erhöhte Dringlichkeit. Durch den Ansturm müssen mehr personelle Mittel bereitgestellt werden, aber da das Zahlen von marktgerechten Löhnen im Geburtshaus laut Angehrn auch mit der neuen Spitalfinanzierung nicht möglich ist, gestaltet sich die Suche nach neuen Hebammen schwierig. Grund dafür seien die schwierigen Verhandlungen mit den Krankenkassen über den Basisfallpreis. Dieser ist entscheidend für die Höhe der Fallpauschale, die an die Institutionen für ihre Leistungen entrichtet wird. Angehrn hat an diesen Gesprächen teilgenommen. Sie ist enttäuscht, dass es mit der grössten Einkaufsgemeinschaft der Versicherer, Tarifsuisse, zu keiner Einigung gekommen ist: «Obwohl die natürliche Geburt für die Versicherer bereits am günstigsten ist, wird weiter Druck aufgesetzt.»

Anders verhält es sich mit der Gemeinschaft HSK und mit dem Kanton Zürich. Erstere hat sich mit den Geburtshäusern für das laufende Jahr auf einen Basisfallpreis von 9850 Franken verständigt, Letzterer setzte den Tarif bei vertragsfreiem Zustand auf 9830 Franken fest. Die Zahlen sind klar höher als die Tarife der Akutspitäler; dort liegt der Basisfallpreis unter 9500 Franken.

Für Angehrn hat das durchaus seine Richtigkeit, seien doch bisher die Fallpauschalen wegen des tiefen Kostengewichts bei natürlichen Geburten zu tief gewesen. Akutspitäler hätten für die gleichen Leistungen deutlich mehr kassiert. So gehe dem Geburtshaus aber trotz steigender Nachfrage «langsam der Schnauf aus». Die Einführung der Fallpauschalen habe nämlich auch Investitionen und zusätzliche Arbeit in der Administration nötig werden lassen, was für kleine Häuser schwierig aufzufangen sei.

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