Innerschweizer Spitäler arbeiten erfolgreich zusammen

Nidwalden und Luzern profitieren davon, dass ihre Kantonsspitäler seit einem Jahr eine Spitalregion bilden. Jetzt wird die Kooperation noch vertieft. Längerfristig ist eine Fusion das Ziel.

Erich Aschwanden, Luzern
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Es ist eine «Verlobung», die im schweizerischen Gesundheitswesen auf grosses Interesse stösst. Vor zwei Jahren unterzeichneten die Nidwaldner Gesundheitsdirektorin Yvonne von Deschwanden und ihr Luzerner Amtskollege Guido Graf den Rahmenvertrag für die gemeinsame Spitalregion Luzern - Nidwalden Lunis. Seit dem 1. Januar 2012 werden nun erstmals in der Schweiz zwei Kantonsspitäler über die Kantonsgrenzen hinweg aus einer Hand geführt.

Verbundlösungen als Zukunft

Sowohl die beteiligten Politiker wie auch die Spitaldirektoren der beiden Häuser haben diesen mutigen Schritt nicht bereut, wie sie am Donnerstag an einer Medienorientierung bekräftigten. Eine Standortbestimmung nach einem Jahr zeige, dass es für die Patienten in Luzern und Nidwalden keine Kantonsgrenzen mehr gebe. Ihnen stehe das gesamte Spektrum der medizinischen Leistungen an allen Standorten offen, erklärte Graf. Zum Kantonsspital Luzern, dem grössten nichtuniversitären Krankenhaus in der Schweiz, gehören auch die Spitäler Wolhusen und Sursee sowie die Höhenklinik Montana im Wallis.

Von Deschwanden betonte, das Kantonsspital Nidwalden als kleinerer Partner profitiere sehr stark vom Know-how des Zentrumsspitals Luzern. «Die Zukunft der medizinischen Versorgung liegt in Verbundlösungen», gab sich die Nidwaldner Regierungsrätin von der Vorbildfunktion des Projekts überzeugt.

Gemeinsame Führung

Die zwei Kantone haben die Führungsstrukturen vereinfacht. Mit Benno Fuchs gibt es einen gemeinsamen CEO für beide Kantonsspitäler. Sein Stellvertreter Urs Baumberger ist gleichzeitig Direktor des Kantonsspitals Nidwalden. Beide Spitäler werden zudem durch einen identischen Spitalrat geführt, der die strategischen Entscheidungen trifft. Derart weit geht die Zusammenarbeit an anderen Orten nicht einmal innerhalb eines Kantons. So will die Aargauer Regierung erst jetzt einen personell identischen Verwaltungsrat für die Kantonsspitäler Aarau und Baden schaffen und stösst dabei nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Es erstaunt daher nicht, dass sich Vertreter aus verschiedenen Kantonen das in der Zentralschweiz erprobte Modell näher angeschaut haben.

Benno Fuchs, CEO des Kantonsspitals Luzern und des Kantonsspitals Nidwalden, möchte die Zusammenarbeit auf alle Fälle nicht mehr missen. So helfen sich die beiden Spitäler gegenseitig mit Personal aus, wenn es zu Engpässen kommt. Die verschiedenen Kooperationsprojekte machen die Spitalregion Luzern - Nidwalden auch für das Personal attraktiv. «Hier liegt der Schlüssel zur Zukunft, denn erfolgreich ist, wer qualifiziertes Personal rekrutieren kann», erklärte Spitalratspräsident Beat Villiger.

Im Bereich der Radiologie (MRT und Mammografie) ist durch die Kooperation der grösste vollständig vernetzte Radiologenpool der Schweiz entstanden, der ohne Konkurrenzdenken und ohne Mengenanreiz betrieben wird. Gemäss Fuchs mussten so in diesem Bereich weniger Stellen geschaffen werden, und es konnten rund 400 000 Franken eingespart werden. Auf rund 100 000 Franken schätzen die Beteiligten die Einsparungen im IT-Bereich. In verschiedenen Bereichen konnten die Umsätze gesteigert werden.

Fusion angestrebt

Im medizinischen Bereich laufen gegenwärtig verschiedene Projekte, die Lunis noch vertiefen werden. So wird am Kantonsspital Nidwalden die Adipositas-Chirurgie zur Bekämpfung des krankhaften Übergewichtes eingeführt. Zusammen bauen die Spitäler ein Brustzentrum Zentralschweiz sowie ein sportmedizinisches Zentrum auf der Luzerner Allmend auf.

Doch auch die betrieblichen Grundlagen werden weiter vereinheitlicht. So soll die Informatikstruktur beider Häuser sukzessive harmonisiert werden. Angeglichen werden auch die Anstellungsbedingungen für das Personal. Bis Ende Jahr soll ein Konzept vorliegen, das die konkreten Umsetzungsschritte und die Kostenfolge der beiden Vorhaben aufzeigt. Wie von Deschwanden erklärte, bleibt eine «Heirat», sprich eine Fusion der beiden Kantonsspitäler weiterhin das langfristige Ziel. Dieser Prozess soll jedoch Schritt für Schritt und aufgrund einer noch zu erarbeitenden «Road Map» erfolgen.