Ein Versicherungsmarkt

Droht der PKV die Flut?

Gesetzliche und private Kassen in einem Markt, mit gleichen Bedingungen. Die Idee ist nicht zu stoppen, meint Franz Knieps. Der frühere Maschinist unter Ulla Schmidt sieht die PKV-Branche in einem aussichtslosen Rückzugsgefecht.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
Fragt sich, wie lange es noch dauert: Franz Knieps.

Fragt sich, wie lange es noch dauert: Franz Knieps.

© Wiese Consult GmbH

BERLIN. Ein einheitlicher Krankenversicherungsmarkt wird kommen. Die Frage ist nur "wie" und "wie schnell".

In zehn Jahren wird es einen gemeinsamen Markt für die gesetzliche und private Krankenversicherung geben, davon zeigt sich Franz Knieps, früherer Leiter der Abteilung gesetzliche Krankenversicherung im Bundesgesundheitsministerium, überzeugt.

"Ungewiss ist lediglich, wie schnell das geht und wie die Marktbedingungen für einen solchen gemeinsamen Markt aussehen werden", sagte er bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Krankenversicherung, veranstaltet vom Freien Verband Deutscher Zahnärzte in Berlin.

Bereits jetzt hätten sich die beiden Versicherungssysteme einander deutlich angenähert, so Knieps.

Wahltarife bei den gesetzlichen Krankenkassen oder Zwangsrabatte im Zuge der frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel, die auch der privaten Krankenversicherung zugute kommen, seien Anzeichen einer fortschreitenden Konvergenz beider Systeme.

Timm Genett, Geschäftsführer Politik beim PKV-Verband, bezeichnete dagegen die Diskussion über eine Konvergenz der GKV und der PKV als "ein rhetorisches Mittel, um die Bürgerversicherung unter einem anderen Namen herbeizureden".

Die Unterschiede der beiden Systeme seien schlicht zu gravierend für eine Annäherung, lautete seine Einschätzung. Dass die PKV von den Zwangsrabatten profitiert, sei dafür kein Indiz.

Stattdessen begründete er die Beteiligung der PKV an den Preisvorteilen aus der frühen Nutzenbewertung mit Wettbewerbsgleichheit: "Wenn der Staat regulierend eingreift und eine staatliche Preisvorgabe macht, muss sie für alle gelten."

Hadern mit dem Renditeversprechen?

Genett appellierte an die Politiker, am dualen System festzuhalten und seine Säulen fortzuentwickeln, auch weil "der Systemwettbewerb von PKV und GKV in einem gemeinsamen Versorgungssystem eine echte Prophylaxe gegen Leistungseinschränkungen in der GKV ist".

"Das jetzige System ist weder gerecht noch fördert es Effizienzgewinne für das gesamte Gesundheitswesen", entgegnete Knieps. Außerdem habe die PKV eine Reihe von Strukturproblemen.

"Das Renditeversprechen, das man vormals abgegeben hat, ist nicht mehr haltbar", sagte er. Die privaten Krankenversicherer werden deshalb in Zukunft seiner Einschätzung nach häufiger mit finanziellen Problemen konfrontiert.

Knieps will sogar wissen, dass einige Vorstand-Chefs der Versicherungskonzerne das Geschäft mit der Krankenversicherung deshalb "am liebsten loswerden" würden.

Von künftigen finanziellen Problemen und etwaigen Ausstiegsphantasien aus dem Geschäft mit der Krankenvollversicherung wollte PKV-Geschäftsführer Genett nichts wissen.

Zwar räumte er einen Reformbedarf in der PKV ein, verkündete aber auch, dass die Reformagenda mit der Neugestaltung der Abschlusskosten und Schaffung von "Billigtarifen" bereits zum Teil abgearbeitet sei.

Die PKV könnte sogar noch mehr leisten, dafür müsse sie aber mehr "vertragliche Gestaltungskompetenzen" erhalten, forderte er.

Für Franz Knieps sind diese Argumente der PKV-Vertreter, die sie seiner Ansicht nach wie ein Mantra wiederholen, der Versuch, das Unvermeidliche doch noch zu verhindern. Nützen wird es seiner Meinung nach aber nichts: "Die PKV kämpft bis zur letzten Patrone, aber die Flut wird kommen."

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