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Aller-Weser-Klinik in Verden Verlust noch höher als erwartet

Verden. Unerwartet hohe Rückstellungen für Überstunden sorgen dafür, dass der Jahresverlust 2011 der Aller-Weser-Klinik um eine Million Euro höher ausfällt als noch vor drei Monaten erwartet.
08.03.2013, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Johannes Heeg

Verden. Unerwartet hohe Rückstellungen für Überstunden sorgen dafür, dass der Jahresverlust 2011 der Aller-Weser-Klinik um eine Million Euro höher ausfällt als noch vor drei Monaten erwartet.

5,95 Millionen Euro – so hoch ist der Verlust, mit dem die kommunale Aller-Weser-Klinik das Jahr 2011 abgeschlossen hat. Das Defizit liegt damit erheblich über der Summe, die Anfang Dezember im Finanzausschuss des Kreistags genannt wurde. Vor drei Monaten hatte Landrat Peter Bohlmann berichtet, die Aller-Weser-Klinik habe 2010 und 2011 Verluste von jeweils fast fünf Millionen Euro erwirtschaftet. Für 2012 hatte Bohlmann, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der kommunalen Kliniken ist, ein Minus von 3,5 Millionen Euro prognostiziert.

Die letzte Zahl mag AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr nicht bestätigen. Dafür sei es noch zu früh, da die Wirtschaftsprüfer erst im April beginnen, die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 zusammenzutragen. Die Verluste würden aber "deutlich geringer" ausfallen als 2011.

Dass das 2011er Defizit noch höher war als vor wenigen Wochen gedacht, erklärt sie so: "Wir mussten unerwartet hohe Rückstellungen für Überstunden, Bereitschaftsdienste und nicht genommenen Urlaub unserer Teilzeitkräfte bilden. Das hatten die Wirtschaftsprüfer bisher noch nicht verlangt." Das Ergebnis der Prüfung sei erst im Dezember verabschiedet worden.

Die 2011 angefallenen Überstunden hätten nichts mit dem Personalabbau in den Kliniken Verden und Achim zu tun, so Baehr. "Die Stellen haben wir erst 2012 abgebaut", erklärt sie. Und tatsächlich sei die Situation derzeit "angespannt". Baehr: "Wir merken, dass es schwieriger wird, Pflegekräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden. In Teilen ist der Pflegenotstand schon eingetreten." Derzeit seien an der AWK zwei bis drei Stellen für Krankenschwestern und -pfleger nicht besetzt.

Bei den Ärzten gebe es im Moment eine unbesetzte Stelle in der Inneren Medizin. Dafür sei es aber gelungen, zwei neue Chefärzte für die Abteilung zu gewinnen. Der eine trete seine Stelle am 22. April in Verden an, eine Kollegin fange am 1. Mai in Achim an. Offiziell vorgestellt werden beide Kollegen am Mittwoch, 17. April, im Verdener Niedersachsenhof bei der Verabschiedung des langjährigen ärztlichen Direktors der Aller-Weser-Klinik, Dr. Hansdieter Bethge.

Insgesamt, so Geschäftsführerin Marianne Baehr, seien die Krankenhäuser Verden und Achim auf einem guten Weg. "Die Belegungszahlen steigen, die Patienten haben Vertrauen zu unseren Ärzten, unser medizinisches Angebot wird nachgefragt." Gleichwohl stehe die Finanzierung der Krankenhäuser immer noch auf wackligem Boden. "Wir bekommen zwar dieses Jahr für die Behandlungen ein Prozent mehr", sagt Baehr, "gleichzeitig werden aber die Personalkosten allein durch Tariferhöhungen um voraussichtlich vier Prozent steigen." Diese Differenz könnten die Kliniken nicht dauerhaft auffangen – schon gar nicht durch Einsparungen beim Personal.

60 Prozent aller deutschen Krankenhäuser schrieben daher rote Zahlen. "Der Bundesgesetzgeber muss die Krankenhausfinanzierung verbessern", so Baehr. Die Verlust-Prognose der AWK für 2013 liegt laut Landrat Bohlmann bei 1,5 Millionen Euro. Die Zahl hat er aus dem Sanierungskonzept für die Aller-Weser-Klinik, das für 2016 sogar ein ausgeglichenes Ergebnis vorsieht.

Allerdings, so sagt es auch Klinik-Chefin Baehr, gebe es einige "Unwägbarkeiten". So stünden für April Verhandlungen mit den Krankenkassen über das Budget der Krankenhäuser an. "Wir bekommen ein Budget vorgegeben, das wir nicht überschreiten dürfen. Dabei ist unsere Arbeit gar nicht planbar, wir sind ja keine Fabrik. Trotzdem sagen uns die Kassen, was wir verdienen dürfen."

Der Jahresabschluss 2011 der AWK steht auf der Tagesordnung des Kreistags, der kommenden Freitag, 15. März, 15 Uhr, tagen wird. Zur Sprache kommt dabei auch die Entwicklung der übrigen Unternehmen, an denen der Landkreis Verden beteiligt ist. So hat die Kreisbaugesellschaft im Jahr 2011 einen Verlust von 937000 Euro hingelegt. Auch hierfür seien Rückstellungen die Ursache, so die Verwaltung, die auf den Abriss von Gebäuden im Lönsweg in Verden hinweist. Die Lage der Kreisbau sei dennoch weiterhin stabil. Mit einem Überschuss von 440000 Euro steht die Verden-Walsroder Eisenbahn in der Auflistung.

Verlust noch höher als erwartet

Aller-Weser-Klinik schließt 2011 mit einem Defizit in Höhe von 5,9 Millionen Euro ab / Hohe Rückstellungen

Zitat:

"Der Bundesgesetzgeber muss die Krankenhaus-

Finanzierung verbessern."

Marianne Baehr, AWK-Geschäftsführerin

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