Nicht belegbare Betten, verschobene Operationen und überlastete Pflegekräfte – das Olgahospital hat mit einem Personalmangel zu kämpfen. Dazu ist die Stimmung andauernd schlecht. Was nützen die Gegenmaßnahmen, die jetzt ergriffen werden?

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Nicht belegbare Betten, verschobene Operationen und überlastete Pflegekräfte – das Olgahospital hat mit einem Personalmangel zu kämpfen. Sechs Wochen sind seit der ungewöhnlichen Sitzung des Krankenhausausschusses vergangen, in der nicht nur die Zentrumsleitung, sondern auch Vertreter der Mitarbeiter und der niedergelassenen Kinderärzte die Gelegenheit hatten, die Lage aus ihrer Sicht zu schildern – wobei sie teils dramatische Worte fanden. Nun sind am Freitag im aktuellen Ausschuss die Maßnahmen vorgestellt worden, mit denen das Klinikum die Situation wieder entschärfen will.

 

Die Klinikleitung wird mehrgleisig vorgehen: Erstens soll die Kommunikation mit den Mitarbeitern verbessert werden. „Wir wollen deeskalierend wirken“, erläuterte Klinikumsgeschäftsführer Ralf-Michael Schmitz. Er wird unter anderem im Chat, aber auch auf regelmäßigen Stationsbesuchen gemeinsam mit der Zentrumsleitung mit den Mitarbeitern „in den Dialog treten“. Es soll zudem eine Konferenz zum Thema Führung im Olgahospital geben.

Mitarbeitersuche ist schwierig

Zweitens ist seit dem 18. März ein sogenannter externer Prozessbegleiter vor Ort, der herausfinden soll, ob sich nicht doch Prozesse und Strukturen auf den Stationen Onkologie, Kardiologie und Neonatologie optimieren lassen. Das sind die drei Stationen, die für das größte Defizit verantwortlich sind – auch, weil die dort behandelten Fälle besonders schlecht durch das Fallpauschalensystem DRG abgebildet werden. Die Verbesserung des DRG-Systems für die Kinderkliniken haben die Stuttgarter Stadträte erst am Donnerstag in einer im Gemeinderat verabschiedeten Resolution gefordert. Der Prozessbegleiter werde „im Dialog“ vorgehen, versprach Schmitz.

Darüber hinaus wird versucht, Pflegekräfte einzustellen. Dass sich die Suche nach qualifiziertem Personal schwierig gestaltet, wurde dabei deutlich. 24 Vorstellungsgespräche seien seit Anfang Januar geführt worden, so der Ärztliche Direktor Franz-Josef Kretz. Elf Kräfte konnten eingestellt werden, außerdem eine Leasingkraft, die im Januar begonnen hat. Acht Hospitationen stünden noch aus. Man habe zudem Mitarbeiter angesprochen, ihre Teilzeit aufzustocken, so Kretz. „Diverse Aufstockungen“ seien erfolgt. Auch im Ausland habe man sich bemüht. Eine ungarische Pflegekraft arbeitet seit März im OP, eine polnische Kraft würde im April anfangen, finde aber keinen Wohnraum. Seit vergangenem Montag übernehmen zudem zwei Leasingkräfte den Transport der Patienten zwischen den Stationen, um die Schwestern zu entlasten.

Keine Wunder

Fraktionsübergreifend wurden die Maßnahmen begrüßt. Auch der Personalratsvorsitzende Jürgen Lux sieht die Vorhaben positiv, ärgerte sich aber, erst am Vortag über diese informiert worden zu sein. Außerdem hätten sie teilweise schon früher beginnen können. Das Personal im Olgäle sei „immer noch genauso unzufrieden wie vor sechs Wochen“ , betonte Lux.

„Es wird viel unternommen, aber wir können keine Wunder vollbringen“, sagte Wölfle. Er kündigte an, ein Paket zu schnüren, mit dem um Personal geworben werden soll: Wohnraum und Kitaplätze gehörten dazu – hier sei er im Gespräch mit dem Finanzbürgermeister. Auch mit dem neuen Standort werde man offensiv werben. Klar wurde aber auch: Momentan bedeutet der Umzug im Herbst eine Verschärfung der Situation. Die Überstunden, die deswegen geleistet werden, machen 26 Vollzeitkräfte aus.

Weiterhin müssen wegen Personalmangels zudem Betten gesperrt werden. Am meisten betroffen sind die Intensivstationen, die im April sechs von 37 Betten nicht belegen können. „Das ist ein schweres Handicap für uns und auf Dauer ein Problem“, so Kretz. Auch die Station C06 (Kinderchirurgie und Brandverletzungen) ist betroffen. So mussten, wie am Rande der Sitzung zu hören war, allein in der Nacht auf Freitag auf der C06 vier Kinder abgewiesen werden, darunter ein schwer brandverletztes Kind, das nun in Tübingen behandelt wird.