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Therapieziel

Das erste Therapieziel heißt Wirtschaftlichkeit

Laupheim / Lesedauer: 4 min

Geschäftsführer Uwe Gretscher will Outsourcing an den Sana-Kliniken im Kreis nicht ausschließen
Veröffentlicht:25.03.2013, 20:15

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Seit Jahresbeginn hat die Sana AG bei den früheren Kreiskliniken den Hut auf. Seither nimmt der neue Mehrheitsgesellschafter die einzelnen Bereiche und Abläufe in den drei Häusern unter die Lupe, mit dem Ziel, sie wirtschaftlich zu optimieren – ohne dass der Patient Nachteile erleide, sagt Sana. „Es ist der Vorteil eines Verbunds, dass man bereits auf die Erfahrungen von 50 Häusern zurückgreifen kann“, erklärt der Geschäftsführer der Sana-Kliniken Biberach , Dr. Uwe Gretscher.

Bei Sana gibt es Soll-Prozesse. An diese soll die Ist-Situation möglichst bald angeglichen werden. Ob Pfortendienst, Labor, OP-Abläufe oder Bettenlager: Soll und Ist werden verglichen. Dann, so Gretscher, werde vor Ort die bessere Lösung realisiert. Das könne auch die bereits existierende sein. „Es gibt auch gute Bereiche“, sagt Gretscher und verweist etwa auf das eigene Lager für medizinische Produkte der Kliniken Biberach. Das sei sehr funktionell. Doch noch sei die Prüfung insgesamt nicht abgeschlossen.

Dass es mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Kliniken zu Einschnitten kommen wird, ist klar. Das mögliche Aus der Geburtshilfen in Riedlingen und Laupheim wurde schon publik; auch die nächtliche Aufnahme von Patienten soll in beiden Häusern eingestellt werden. Weitere Veränderungen folgen, auch mit Auswirkungen auf das Personal.

Bis 2017 gibt es einen Kündigungsschutz für die festangestellten Mitarbeiter. Aber der Geschäftsführer stellt auch klar: „Aktuell haben die Kliniken zu viel Personal für die zu leistenden Aufgaben.“ Sana versuche deshalb mit freiwilligen Vereinbarungen, dort wo es nötig sei die Beschäftigtenzahl zu reduzieren. Man unterstütze auch Mitarbeiter, die sich selbstständig machen wollen. In Ochsenhausen gehen drei Physiotherapeutinnen diesen Weg.

Vor allem die „patientenfernen“ Bereiche stehen auf dem Prüfstand. Bei den Universitäts- und Rehabilitationskliniken (RKU) in Ulm sorgt dies für Wirbel und negative Schlagzeilen, weil die Sana AG Mitarbeiter in andere Abteilungen zwangsversetze. Das Bild von der Sana-Familie erhielt tiefe Risse. Doch Gretscher weist dies zurück. In den Berichten sei die Situation sehr einseitig und nicht korrekt dargestellt worden.

Allerdings stellt der Geschäftsführer auch klar: Es gilt der Primat der Wirtschaftlichkeit. Auch beim Personal. „Ich kann Outsourcing auf Sicht nicht ausschließen“, sagt Gretscher. Sprich, dass Leistungen bei gleicher Qualität auf dem Markt oder bei Tochtergesellschaften der Sana AG günstiger eingekauft werden. Wobei laut Gretscher die Sana-Töchter zum Teil besser zahlen als dies derzeit an den Kliniken Laupheim, Riedlingen und Biberach der Fall ist. Dies gelte jedoch nicht für Mitarbeiter, die nach TVöD entlohnt werden. „Manche Einstufungen des TVöD sind nicht marktgerecht“, sagt Gretscher – will heißen, die Bezahlung ist aus seiner Sicht zu hoch.

Die drei Sana-Kliniken im Kreis haben sich seit Jahresbeginn unterschiedlich entwickelt. Biberach hat bei den Patientenzahlen deutlich dazugewonnen, plus acht Prozent. Laupheim ist konstant geblieben, Riedlingen hat einen Rückgang von fast fünf bis sieben Prozent zu verzeichnen. Es wird auch deutlich, dass in Biberach zunehmend die schweren Fälle, in Riedlingen leichtere Krankheitsbilder behandelt werden.

Den Standort Biberach will Sana weiter stärken. Das Leistungsportfolio wird ausgebaut. Es gibt bereits ein Kardiologie- und ein Traumazentrum, das Darmzentrum soll zertifiziert werden. Diesen Weg will man weitergehen. So soll eine zertifizierte Schlaganfalleinheit etabliert und die neurologische Abteilung durch Fachwissen und Personal aus Dietenbronn verstärkt werden. „Ein Arzt aus Dietenbronn wird in Biberach künftig chefärztlich leitend tätig sein“, so Gretscher. Man wolle ständig einen Neurologen in Biberach haben. Dies sei keine Schwächung Dietenbronns, in Biberach werde ein anderes Spektrum abgedeckt.

Parallel zur inhaltlichen Ausrichtung werden die Gebäudeplanungen vorangetrieben. „Bei der Bedarfsplanung für den Neubau liegen wir im Zeitplan“, sagt Gretscher. 2017 soll das 350-Betten-Haus in Biberach bezogen werden. Bald werde man mit den Förderbehörden in Konkretisierungsgespräche gehen. Gretscher: „Wir haben einen gesetzlichen Anspruch auf Förderung. Den werden wir wahrnehmen.“