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Lindauer Klinik kündigt Pflegekräften

Lindau / Lesedauer: 3 min

Gerüchteküche um Krankenhaus brodelt – Gewerkschaft warnt vor Konsequenzen
Veröffentlicht:22.03.2013, 15:30

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Die Gerüchteküche brodelt: Im Lindauer Krankenhaus soll es kriseln. Inzwischen hat sich die Klinik von fünf Mitarbeiterin getrennt. Weitere Pflegekräfte wollen das Haus von sich aus verlassen. Verdi-Vertreterin Jutta Aumüller warnt: „Die Pflege dort ist am Anschlag.“ Asklepios-Geschäftsführer Daniel Weiß hingegen versichert: Der Standort Lindau sei gesichert, man trenne sich nur „temporär“ von Mitarbeitern.

„Es gibt Gerüchte, dass das Krankenhaus Lindau vor dem Aus steht“, ist im Internet zu lesen. Was Beobachter hellhörig und manchen Lindauer unruhig werden lässt. Was aber Landrat Elmar Stegmann – er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Lindauer Klinik – als vollkommen unzutreffend bezeichnet und Asklepios-Geschäftsführer Daniel Weiß klar dementiert. Schließlich wolle der Konzern allein in diesem Jahr gut zwei Millionen Euro in den Standort Lindau investieren.

Richtig ist: Asklepios hat sich von fünf Mitarbeitern getrennt. Die Pflegekräfte wurden am Ende ihrer sechsmonatigen Probezeit entlassen, oder ihre befristeten Arbeitsverträge wurden nicht verlängert. Darunter sollen sogar zwei gewesen sein, die der Konzern im Ausland angeworben habe.

Stille Demonstration

Mit einer Plakataktion haben die Klinikbeschäftigten am Montag das Thema Personalabbau in die Öffentlichkeit getragen. Zwei Tage später haben die Mitarbeiter einen offenen Brief verschickt – unterschrieben von über 60 Beschäftigten aus der Pflege. Die Gewerkschaft weiß zudem von weiteren Kräften, die das Haus von sich aus verlassen – weil das Betriebsklima im Lindauer Krankenhaus schwierig sei.

Verdi-Vertreterin Jutta Aumüller nimmt dabei im Gespräch mit der LZ kein Blatt vorn Mund. „Legal, aber fatal“, so beurteilt die Gewerkschaftlerin das Geschehen im Lindauer Krankenhaus. Denn natürlich könne Klinik-Betreiber Asklepios befristete Verträge auslaufen lassen oder Angestellte in der sechsmonatigen Probezeit kündigen.

Aber angesichts des in puncto Pflegekräfte leergefegten Arbeitsmarktes in Deutschland hält es Aumüller für völlig unverständlich, dass der Klinikkonzern jetzt Personal entlässt. Zwar werde mit der geriatrischen Rehabilitation in Lindau eine Station geschlossen. Doch mit der Wirbelsäulenorthopädie solle ja eine neue aufgebaut werden – mit weniger Pflegekräfte werde die Klinik deswegen künftig nicht auskommen.

„Personal opfert sich auf“

Die Konsequenz: „Überstunden und Doppelschichten“, wie es Aumüller schildert. Und das schon jetzt, obwohl das Krankenhaus nach ihren Informationen derzeit noch gar nicht so stark belegt sei. „Wie wird das dann, wenn im Sommer mit der Urlaubssaison die Zahlen der Unfälle und Notfälle wieder ansteigen“, fragt sich die Verdi-Frau. Und gibt umgehend selbst eine Antwort: „Dann kriegt die Klinik ein rasendes Problem – denn dann ist die Patientenversorgung gefährdet.“

Aumüller sieht zwei Probleme: Zum einen gebe es für die Krankenhauspflege – anders als beispielsweise in der Kinderbetreuung – kein gesetzlich festgelegtes Personalbemessungssystem. Außerdem sind nach Aumüllers Worten die Beschäftigten in der Pflege sehr sozial eingestellt: Damit die Patienten im Rahmen des Möglichen gut versorgt würden, leisteten sie Überstunden ohne Ende: „Das Personal opfert sich auf.“

Im Februar hat Verdi neben anderen auch die Mitarbeiter des Lindauer Krankenhauses zu ihrem Arbeitsalltag befragt. Tenor: „In der Klinik fehlt schon jetzt Personal.“ Denn die Lindauer Beschäftigten wünschten sich dringend Verstärkung, mehr Krankenschwestern und Pfleger, um die tägliche Arbeit „vernünftig“ leisten zu können.

„Doch Asklepios macht genau das Gegenteil“, bedauert die Gewerkschaftlerin Jutta Aumüller.