Kinderspital
Uni-Kinderspital will von einem Ausbau nichts wissen

Zwei Landräte fordern wegen hoher Auslastung mehr Betten im Uni-Kinderspital. Beim Spital selbst zeigt man sich über die «Lagebeurteilung» vonseiten der Politik leicht irritiert. Die Auslastung sei hoch, aber zu bewältigen, sagt eine Sprecherin.

Benjamin Wieland
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Im Schnitt sind neun von zehn Betten belegt: das Universitäts-Kinderspital beider Basel. bz-Archiv

Im Schnitt sind neun von zehn Betten belegt: das Universitäts-Kinderspital beider Basel. bz-Archiv

Im Januar 2011 bezog das Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) sein neues Gebäude mit der bunten Fassade an der Ecke Schanzenstrasse/Spitalstrasse. Von Beginn an lief das neue Kinderspital auf Hochbetrieb: 2011 wurden insgesamt rund 6600 Säuglinge, Kinder und Jugendliche stationär betreut, hinzu kamen weitere 78 000 Behandlungen, die ambulant ausgeführt werden konnten. Die Auslastung der hundert Betten betrug durchschnittlich 94 Prozent – ein hoher Wert für ein Spital.

Wird das UKBB Opfer des eigenen Erfolgs? Ja, sagt Grünen-Landrat Klaus Kirchmayr: «Von Mitarbeitern weiss ich, dass das Spital überall an seine Kapazitätsgrenzen stösst.» Und der Aescher geht noch weiter: Das Spital sei von Beginn weg zu klein konzipiert worden – das zeigten die hohen Belegungszahlen. «Die Nachfrage ist grösser als das Angebot», ist Kirchmayr überzeugt, «es gibt sogar Eltern aus dem Ausland, die ihre Kinder in Basel behandeln lassen wollen, diese müssen aber abgewiesen werden». Das habe Konsequenzen, so der Landrat weiter, «denn einerseits entgehen dem Spital Dritterträge, andererseits Fallzahlen, welche die Qualität der medizinischen Dienstleistungen erhöhen könnten.»

Kirchmayr fordert nun vom Baselbieter Regierungsrat als vollziehende Behörde des einen der beiden Trägerkantone, dass er einen Ausbau des UKBB prüft. Aus diesem Grund hat er bereits im September 2012 ein entsprechendes Postulat eingereicht. Dieses ist für die Landratssitzung von morgen Donnerstag traktandiert. Von der zuständigen Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) war gestern Dienstag niemand erreichbar.

Spital über Vorstoss irritiert

Beim Spital selbst zeigt man sich über die «Lagebeurteilung» vonseiten der Politik leicht irritiert: «Die Auslastung ist hoch, doch das ist zu bewältigen», sagt UKBB-Sprecherin Sandra Soland. Man plane deshalb keine Massnahmen oder Änderungen, auch Ausbaupläne hege die Spitalleitung keine. Die Zahlen für das vergangene Jahr gibt das Spital erst im Mai bekannt, wenn der neue Geschäftsbericht veröffentlicht wird. Doch Soland lässt durchblicken, dass die Auslastung weiterhin sehr hoch ist: Sie schwanke «um 90 Prozent», Engpässe könnten jedoch vermieden werden. «Wir mussten noch nie ein Kind abweisen, weil kein Bett frei war», versichert Soland.

Kirchmayrs Vorstoss ist nicht der einzige zum Thema UKBB. Sein Landratskollege Georges Thüring (SVP, Grellingen) fordert von der Regierung ebenfalls, eine Kapazitätserweiterung zu prüfen, jedoch in eine andere Richtung – in Richtung Baselbiet: Während Kirchmayr an eine Aufstockung oder einen Anbau denkt, schlägt Thüring eine Kooperation mit der Kindertagesklinik Liestal AG (KTK) vor, die acht bis zehn Betten betreibt. «Meines Wissens sind die KTK-Verantwortlichen an einer engeren Zusammenarbeit mit dem UKBB durchaus interessiert», schreibt er in seinem Postulat mit Datum September 2012, «die Türen in Liestal wären offen, man müsste sie nur nützen».Von Thürings Vorschlag hält Kirchmayr wenig: «Gerade die Konzentration an einem Ort ist das Erfolgsrezept des UKBB. Das darf auf keinen Fall rückgängig gemacht werden, indem jetzt wieder Dienste ausgelagert würden.»

Nach dem Kantonsspital Baselland (KSBL) wird nun auch das UKBB im Landrat für Diskussionen sorgen – erfreulicherweise jedoch nicht wegen einer tiefen, sondern (zu?) hohen Bettenauslastung.