Partnerschaft ohne Beteiligung

FRAUENFELD. Die Spital Thurgau AG strebt eine Kooperation mit dem Kantonsspital Winterthur an. Einen Medienbericht, wonach die Winterthurer sich finanziell an den Thurgauer Kantonsspitälern beteiligen wollen, stellen beide Seiten aber in Abrede.

Christof Widmer
Drucken
Die Spitäler stehen heute unter grösserem Druck, sich zu spezialisieren – Prostata-Operation im Kantonsspital Frauenfeld. (Archivbild: Susann Basler)

Die Spitäler stehen heute unter grösserem Druck, sich zu spezialisieren – Prostata-Operation im Kantonsspital Frauenfeld. (Archivbild: Susann Basler)

FRAUENFELD. Ein Zitat des Winterthurer Spitalratspräsidenten Ulrich Baur sorgte gestern im Thurgau für Verwirrung. Der Kanton Zürich will das Kantonsspital Winterthur in einer Aktiengesellschaft verselbständigen. Baur erhofft sich davon mehr Flexibilität in der Zusammenarbeit mit anderen Spitälern bis hin zu finanziellen Beteiligungen. Der gestrige «Tages-Anzeiger» zitiert Baur mit dem Satz: «Wir könnten uns eine Beteiligung am Kantonsspital Frauenfeld vorstellen.»

Das Zitat löst im Thurgau Kopfschütteln aus. Eine Beteiligung des Kantonsspitals Winterthur an den Kantonsspitälern im Thurgau stehe zurzeit nicht zur Diskussion, sagt Robert Fürer, Verwaltungsratspräsident der Thurmed AG, der Dachgesellschaft über der Spital Thurgau AG. «Dafür gibt es keine Pläne und keine Verhandlungen», sagt Fürer.

Hypothetisches Beispiel

Auch das Kantonsspital Winterthur dementiert auf Nachfrage. «Es gibt keine Pläne des Kantonsspitals Winterthur für eine Beteiligung an den Thurgauer Spitälern», stellt Mediensprecher André Haas klar. Das genannte Zitat von Spitalratspräsident Baur sei falsch wiedergegeben. «Von einer einseitigen Beteiligung am Kantonsspital Frauenfeld ist keine Rede», sagt Haas.

Bei Baurs Aussage sei es um ein hypothetisches Beispiel gegangen, nämlich eine Kreuzbeteiligung von zwei Spitälern aneinander. «Das Kantonsspital Frauenfeld wurde genannt, da es geographisch ein naheliegendes Beispiel ist», sagt Haas.

Haas bestätigt aber, dass das Kantonsspital Winterthur heute bereits andere Formen der Kooperationen mit verschiedenen Spitälern eingeht, zum Beispiel mit dem Spital Wetzikon.

So sind Spezialisten der Onkologie und der Neonatologie aus Winterthur in Wetzikon anzutreffen. Bei grossen chirurgischen Eingriffen an Brustkorb, Leber oder Gefässen dagegen geht der Arzt mit dem Patienten aus dem Zürcher Oberland nach Winterthur und operiert ihn dort. Eine solche Kooperation könnte mit dem Tausch eines kleinen Aktienpakets zwischen den Spitälern verbindlicher gemacht werden, sagt Haas.

Kooperation bei der Reha?

Tatsächlich gibt es Bemühungen für eine Kooperation zwischen den Thurgauer Kantonsspitälern und jenem in Winterthur. Zum Kantonsspital Winterthur bestehe ein freundschaftlicher Kontakt, obwohl es ein Konkurrent am Markt sei, sagt Thurmed-Verwaltungsratspräsident Fürer: «Wir suchen Synergien.» Momentan zur Diskussion steht eine Kooperation im Bereich der Rehabilitation, die für beide Spitäler in der Klinik St. Katharinental konzentriert werden könnte. «Es hat keinen Sinn, wenn beide Spitäler dasselbe machen», sagt Fürer. Ein eigentlicher Spitalverbund ist laut Fürer aber kein Thema.

Aktientausch möglich

Wenn das Kantonsspital Winterthur dieselbe private Rechtsform wie die Thurgauer Kantonsspitäler haben, erleichtere das in Zukunft die Zusammenarbeit, sagt Fürer. Langfristig könnten, wenn dies politisch so gewollt wäre, auch Aktien getauscht werden, sagt Fürer.

«Beteiligungen sind kein Thema», sagt derweil der Thurgauer Gesundheitsdirektor Bernhard Koch. Aber auch er spricht sich für eine Zusammenarbeit aus und nennt ebenfalls den Reha-Bereich. «Hier wäre eine Zusammenarbeit mit dem Nachbarkanton sinnvoll», sagt Koch.