Schlieren
Checklisten sollen Spital Limmattal durch allfällige Katastrophen führen

Das Spital Limmattal hat ein neues Katastrophenkonzept eingeführt. Checklisten stellen sicher, dass jeder Angestellte genau weiss, was er zu tun hat. Eine Knacknuss jedoch bleibt bestehen.

Katja Landolt
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Limmattaler Zeitung

Was, wenn im Limmattal ein Zug entgleist? Oder wenn es auf der Autobahn zu einer Massenkarambolage kommt? Oder ein Flugzeug abstürzt, Dutzende Verletzte auf einmal medizinisch versorgt werden müssen? Dann kommen bei den Spitälern sogenannte Katastrophenkonzepte zum Einsatz. Das Spital Limmattal hat seines aus dem Jahr 2006 in den letzten Monaten überarbeitet und nun die neue Version eingeführt.

Neu umfasst der Katastrophenstab 17 Mitglieder. «So ist sichergestellt, dass jede Funktion über einen Stellvertreter verfügt», sagt Hans Matter, Chefarzt Institut für klinische
Notfallmedizin. Ausserdem habe man sich unter anderem Notfall-intern neu organisiert; so steht nun rund um die Uhr ein Kaderarzt im Einsatz.

74 Seiten Konzept

Im Katastrophenfall könnte das Spital Limmattal maximal zwei Schwerverletzte, 10 Mittelschwerverletzte und 50 Leichtverletzte aufnehmen. In Ausnahmesituationen muss klar geregelt sein, wer welche Aufgaben zu bewältigen hat – entsprechend umfangreich ist das Konzept, 74 Seiten umfasst es.

In Checklisten sind die Verantwortlichkeiten für jedes Ressort detailliert definiert; so müsste der Hausdienst beispielsweise den Bühnen- und den Gartensaal für die Aufnahme von Leichtverletzten mit je 2 Betten und 23 Matratzen ausstatten. Das Katastrophenkonzept hält sogar fest, wie viele Baumwolldecken, Handtücher, Waschlappen, Abfalleimer und Steckdosenleisten bereitstehen müssen. «In solchen Extremsituationen muss jeder Angestellte genau wissen, was er wann und wie zu tun hat», so Matter. Das Konzept sei im Intranet aufgeschaltet, liege in gedruckter Form auf und werde auf den Abteilungen intern behandelt.

Alarmiert werden die Angestellten – je nach Alarmstufe – über einen zentralen Server. «Innert 50 Minuten muss eine Kerntruppe aufzubieten sein», sagt Matter. Das tönt nach viel Zeit, ist es aber nicht. «Bis bei einem Grossereignis die Patienten geborgen sind und im Spital eintreffen, dauert es in der Regel erfahrungsgemäss eine bis eineinhalb Stunden.» Die grösste Knacknuss in einer Katastrophensituation sieht Matter in der Kommunikation: «Entscheidend ist, dass wir die Übersicht behalten. Dafür braucht es einen reibungslosen Informationsaustausch.»

Noch nie im Ernstfall angewendet

Im Ernstfall angewendet werden musste das Katastrophenkonzept bislang nie. Beim vermeintlichen Anthrax-Alarm im Postverteilungszentrum Zürich Mülligen in Schlieren Anfang September habe man das Notfallteam aber verstärkt. «Wir haben uns damals für die Aufnahme von Vergiftungsopfern gerüstet und die Notaufnahme geräumt», so Matter. Die Notfall-Patienten seien auf die Bettenstationen verlegt und die Spitalleitung über den Einsatz informiert worden.

Die letzte Katastrophenübung fand 2008 im Vorfeld der Fussball-Europameisterschaft statt. Eine erneute Übung sei bisher nicht konkret angedacht, so Matter. «Der Aufwand für eine solche Grossübung ist gewaltig; der normale Spital-Betrieb muss ja gleichzeitig komplett aufrechterhalten bleiben.»