IKK Südwest zieht Schlussstrich unter Spaniols Vorstands-Ära

Saarbrücken · Der fristlosen Entlassung Frank Spaniols vor knapp zwei Wochen folgte gestern seine Amtsenthebung als bisheriger Vorstandschef der Krankenkasse IKK Südwest.

Die Krankenkasse IKK Südwest hat den entlassenen Vorstandschef Frank Spaniol nun auch formell seines Amtes enthoben. Dies beschloss der Verwaltungsrat gestern in Saarbrücken, wie der stellvertretende Vorstand Jörg Loth mitteilte. Damit hat die Kasse nach der fristlosen Kündigung (wir berichteten) den weiteren rechtlich notwendigen Schritt vollzogen, um sich von Spaniol zu trennen. Denn ein IKK-Vorstandschef hat nicht nur einen Arbeitsvertrag, sondern ist auch ein Verwaltungsorgan der Krankenkasse, genauso wie der Verwaltungsrat. Daher bedarf es neben der Kündigung noch der Amtsenthebung. Nach Angaben von Loth hat Spaniol bisher keine Rechtsmittel gegen seine Entlassung eingelegt.

Die Kasse erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Ex-Chef: Er hat sich von der IKK angeblich 30 000 Euro auf ein Privatkonto überweisen lassen. Ferner habe man "Unregelmäßigkeiten bei Bewirtungsbelegen" festgestellt, wie Loth formulierte. Spaniol habe häufig Essen über die Kasse abgerechnet, "für die es keine Belege gibt oder bei denen in den Belegen aufgeführte Teilnehmer an diesen Terminen nicht teilgenommen haben", sagte Loth. Die beanstandeten Belege listeten Namen von Verwaltungsmitarbeitern oder auch Verwaltungsratsmitgliedern auf, die gar nicht anwesend waren. Auch hätten die angeblichen Geschäftsessen auffallend oft an Wochenenden stattgefunden. Welchen Umfang die mutmaßlich falschen Spesenabrechnungen haben, wollte Loth mit Blick auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht sagen. Jeweils sei aber etwa für zwischen 50 und 200 Euro konsumiert worden.

Seit gut einer Woche nehmen Wirtschaftsprüfer von Deloitte & Touche Konten und Zahlungsströme der IKK unter die Lupe. "Wir gehen davon aus, dass die Prüfer in zwei bis drei Wochen in der Lage sein werden, eine Einschätzung abzugeben, ob weitere Schädigungen vorliegen" - also Überweisungen zugunsten von Spaniol über die 30 000 Euro hinaus, sagte Loth. Bisher geht man bei der IKK davon aus, dass Spaniol allein gehandelt hat. "Hinweise darauf, dass jemand gemeinsame Sache mit Herrn Spaniol gemacht hat, gibt es in keiner Weise", so Loth. Er selbst habe keinen Verdacht gegen seinen früheren Vorstandskollegen geschöpft. "Ich habe mir nicht vorstellen können, dass ein größerer Betrag auf ein Privatkonto gelangen könnte."

Der Verwaltungsrat befasste sich gestern auch mit den anonym erhobenen Vorwürfen aus der Belegschaft gegen Spaniol. Dem früheren Vorstandchef war in einem Brief ein "aggressiver und hochgradig verletzender Führungsstil" zur Last gelegt worden. Der ehemalige Präsident des Landgerichts Kaiserslautern, Wolfgang Asmus, soll jetzt als Ombudsmann die Vorwürfe aufklären, wie die IKK in einer Erklärung mitteilte. Ihm gegenüber sollen sich die Mitarbeiter unter Schutz ihrer Identität über das Führungsverhalten von Spaniol äußern können.

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