Krefeld Josefshospital: Kampfansage an Helios

Krefeld · Die Malteser als neuer Träger des Uerdinger Hospitals wollen einen zweistelligen Millionenbetrag am Standort investieren. Vorteile verspricht man sich durch die Konstellation eines "virtuellen Dreierklinikums".

 Neues Team am Josefshospital: Dr. Christian Utler, Mechthild Schulten und Dr. Jens Westphal.

Neues Team am Josefshospital: Dr. Christian Utler, Mechthild Schulten und Dr. Jens Westphal.

Foto: Thomas Lammertz

Im Werben der Krefelder Kliniken um Patienten will die Malteser St. Anna gGmbH als neuer Träger des Uerdinger Josefshospitals eine härtere Linie fahren. In der Vergangenheit hat das Josefshospital mitunter Patienten für Operationen an Helios weitergeleitet.

"Bei anderen Krankenhäusern klappt die Absprache, dass diese Patienten zur Nachsorge zurück zu uns kommen, bei Helios hat das nie geklappt", sagte gestern Dr. Jens Westphal, Ärztlicher Direktor des Josefshospitals, der schlussfolgerte: "Es gibt jetzt keine Zusammenarbeit mit Helios mehr." Malteser-Geschäftsführer Christian Utler sagte: "Bei Helios geht der Überschuss an die Shareholder; bei uns geht alles, was eingenommen wird, zurück zu den Menschen." Er setzt auf eine "Abstimmung mit den Füßen" und muss hoffen, dass sich die Patienten für sein Haus entscheiden.

Die scharfen Töne, die Ärztliche Leitung und Geschäftsführung gestern anschlugen, beweisen: Die Krefelder Krankenhauslandschaft ist schwer umkämpft. Das 140 Jahre alte Josefshospital gehört seit 1. April zu den Duisburger Maltesern mit zwei Kliniken in Duisburg-Homberg und Duisburg-Huckingen; "virtuelles Dreierklinikum" nannte Utler die Konstellation. Seine kirchlichen Kliniken sollen im Verbund das Gegengewicht zum ehemals städtischen Krefelder Klinikum bilden, das seit der Übernahme durch den privaten Betreiber Helios klar im Aufwind ist.

Einen zweistelligen Millionenbetrag will Geschäftsführer Utler jetzt in Uerdingen investieren. Modernisierungen in Teilen des Komplexes sind wegen neuer Brandschutzauflagen nötig — in diesem Zuge sollen auch mehr Ein- und Zweibettzimmer mit Duschen gebaut werden. Geplant sind weiterhin der Neubau eines angegliederten Hauses für niedergelassene Ärzte und die Verbesserung der Parkplatzsituation.

Die von der Franziskusstiftung aus Münster als früherem Träger geplante Sanierung des Westflügels soll weiterentwickelt werden. "Erste Gespräche mit der Stadt hat es gegeben, ich sehe positive Signale", sagte Utler. Bisher steht der Denkmalschutz den Ausbauplänen im Weg — die Uerdinger Stadtmauer liegt unter der Erde auf jener Fläche, auf der das Klinikum erweitert werden soll. Der Ärztliche Direktor Westphal kann sich eine Lösung vorstellen, bei der die Stadtmauer freigelegt und durch eine Glasplatte im Boden sichtbar gemacht wird.

Die neue Kampfansage an Helios manifestiert sich auch in der Personalpolitik: Die Verträge aller 400 Mitarbeiter wurden übernommen, keine Abteilung wird geschlossen. Eine Prüfung des Hospitals hatte ergeben, dass in der Pflege die Arbeitsbelastung zuletzt besonders hoch war: Zehn neue Pflegekräfte, eine pro Station, wollen die Malteser einstellen. Auf jeder der zehn Stationen arbeiten derzeit zehn Pflegekräfte.

Ärzte der drei Häuser sollen bei Bedarf auch Patienten anderer Häuser betreuen. Es ist auch möglich, dass Patienten ohne lange Wartezeit in eine Spezialabteilung eines anderen Malteser-Hauses überwiesen werden können. Angedacht ist, dass ein Shuttlebus zwischen den Standorten fährt, damit auch Angehörige die Patienten leicht besuchen können.

Vor dem Kauf des Uerdinger Hospitals haben die Malteser die Patientenstruktur analysiert. 10 000 Patienten hat das Uerdinger Hospital im vergangenen Jahr betreut (zum Vergleich: Helios hatte 46 000 Patienten). 85 Prozent kommen demnach aus Uerdingen und der Region, 15 Prozent kommen von weiter her wegen spezieller medizinischer Angebote nach Uerdingen." Ausgebaut werden sollen jetzt spezielle hochkomplexe medizinische Leistungen, gleichzeitig soll das Angebot als Krankenhaus vor Ort gestärkt werden. Malteser-Chef Utler verspricht sich dabei viel von der Zusammenarbeit mit den Duisburger Häusern; bei den Fachgebieten Onkologie, Bewegungsmedizin, Herz-Gefäß-Medizin und Herz-Kopf-Erkrankungen sollen sich die maximal 15 Kilometer entfernten Häuser ergänzen.

Die regionale Vernetzung soll auch Mechthild Schulten, Mitglied der Geschäftsleitung der Malteser, vorantreiben: "Meine Familie ist seit vielen Generationen hier ansässig, und wir sind den Menschen sehr verbunden. Das Krankenhaus soll davon profitieren."

(RP/rl)
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