Im Blindflug ins Zahlenjahr

Die Spitalleitung des Zürcher Universitätsspitals hat am Donnerstag Bilanz über ihr erstes Jahr mit der neuen Spitalfinanzierung gezogen. Obgleich sie sich für erfolgreich hält, sieht sie mancherorts Handlungsbedarf.

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(rsr.)

Das erste Jahr unter dem Regime der neuen Spitalfinanzierung sei «anspruchsvoll und erfolgreich» gewesen, hat Peter Hasler, Präsident des Spitalrats am Zürcher Universitätsspital, am Donnerstag vor den Medien bilanziert. Seit Anfang 2012 werden die stationären Behandlungen in den Akutspitälern über Fallpauschalen abgegolten, die sich nach dem System von Swiss DRG berechnen. Mit diesem Paradigmenwechsel blieb für die Spitäler lange unklar, wie ihre Kassen zum Jahresende aussehen würden. Hasler sprach in diesem Zusammenhang von einem Blindflug, den man habe absolvieren müssen.

Dieser Flug durch das von Hasler als «Jahr der Zahlen» titulierte 2012 glückte nicht schlecht: Bei einem Betriebsaufwand von knapp 1,1 Milliarden Franken blieb am Schluss ein Gewinn von 1,2 Millionen. Die mittlere Verweildauer von Patienten war erneut etwas kürzer; sie liegt bei 6,8 Tagen. Leicht angestiegen ist die Anzahl der ambulanten Konsultationen (510 782) und eigentlich auch der Austritte aus stationärer Behandlung (36 484), doch wegen neuer Berechnungsgrundlagen ist der Wert kleiner als im Vorjahr. Jedoch stellte Hasler zum Schluss klar, dass nicht Zahlen im Fokus des Spitals stünden, «sondern immer noch die Patienten». Das Geld sei Thema der Politik.

Und dort sieht Hugo Keune, Finanzdirektor des Spitals, noch Pendenzen. Der Gewinn und auch Kennzahlen wie der Eigenfinanzierungsgrad von 6,2 Prozent reichten nicht für Investitionen. Zwar beschäftige man sich spitalintern ständig mit den Kosten, doch das grosse Thema unter der neuen Spitalfinanzierung seien die Erträge. Mit Blick auf die Richter am Bundesverwaltungsgericht, die wegen der vonseiten der Krankenkassen eingereichten Beschwerden über die vom Kanton festgesetzten Tarife zu befinden haben, versuchte Keune zu erklären, wieso Universitätsspitäler höhere Tarife benötigten. Das habe nicht – wie mancherorts postuliert – mit Ineffizienz oder Forschungs- und Lehrtätigkeit zu tun, sondern liege an «Hochkosten-Fällen». 532 Fälle verursachten ein Defizit von je über 50 000 Franken. Und die 50 teuersten Fälle am Universitätsspital – etwa Opfer schwerster Verbrennungen oder Patienten mit Multi-Organtransplantation – hätten ein Defizit von 13 Millionen Franken zur Folge; nur 6 der Fälle würden von Swiss DRG richtig abgebildet. Für alle andern könne zu wenig verrechnet werden.