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Bad Oeynhausen

Maternus-Klinik vor dem Verkauf

Berliner Muttergesellschaft will sich auf den Pflegebereich konzentrieren

Hiltrud Krevet (vorne) ist eine der Patientinnen in der Maternus-Klinik. Auf Wunsch der Mutter-Gesellschaft soll die Bad Oeynhausener Reha-Einrichtung noch in diesem Jahr verkauft werden. |

Hiltrud Krevet (vorne) ist eine der Patientinnen in der Maternus-Klinik. Auf Wunsch der Mutter-Gesellschaft soll die Bad Oeynhausener Reha-Einrichtung noch in diesem Jahr verkauft werden. |

30.05.2013 | 30.05.2013, 11:00

Bad Oeynhausen. Die Maternus-Klinik seht vor dem Verkauf. Knapp 400 Beschäftigte werden voraussichtlich noch vor dem Jahresende einen neuen Arbeitgeber haben. Mehrheitseigner ist bislang die Cura-Gruppe, die sich künftig auf ihr Kerngeschäft im Pflegebereich konzentrieren und von den Reha-Kliniken trennen will. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die sich auf Cura-Geschäftsführer Axel Hölzer bezieht. Der Manager geht "von guten Voraussetzungen für einen Verkauf aus" und nennt Gespräche, "die auf fortgeschrittenem Niveau sind".

Mitarbeiter und Geschäftführung der Maternus-Klinik wurden von dieser Entwicklung überrascht. Zumal sich das Haus nach schwierigen Umstrukturierungen der vergangenen Jahre stabilisiert hatte. "Die Klinik steht heute wirtschaftlich auf soliden Füßen", schreibt Geschäftsführer Johannes Assfalg im jüngsten Klinik-Brief "Maternus aktuell". Der Umsatz liegt stabil bei 22 Millionen Euro. Die Belegungsquote ist seit 2009 mit 75 Prozent anhaltend hoch. Assfalg: "Wir behandeln pro Jahr 8.000 Patienten. Die Patienten kommen inzwischen aus einem Umkreis von 250 Kilometer und werden uns von etwa 400 Krankenhäusern zugewiesen."

Dennoch oder vielleicht gerade deswegen steht nun ein Käufer vor der Tür. "Wir haben die Klinik weiterentwickelt und verkaufsfähig gemacht," erklärt Assfalg, der seit 2005 Klinik-Geschäftführer in Bad Oeynhausen ist. "In einem größeren Klinikverbund machen unsere Konzepte und Strategien Sinn, so dass ein Verkauf aus Sicht eines auf Pflege ausgerichteten Trägers nachvollziehbar ist", sagte Assfalg gestern gegenüber der NW.

Seit 2007 gehört die Maternus-Kliniken AG zu mehr als 80 Prozent zur Cura Kurkliniken Seniorenwohn- und Pflegeheime GmbH. Die Unternehmensgruppe befindet sich zu 100 Prozent in Besitz der Hamburger Familie Wohlers de Meie. Insgesamt gehören 5.000 Mitarbeiter zu Cura, davon 1.849 bei Maternus.

Laut Infomaterial der von Cura eingesetzten Gütersloher PR-Agentur "Ad Hoc" basiert das Hauptgeschäft der Cura Unternehmensgruppe auf zwei Säulen – der ambulanten Pflege ("Betreutes Wohnen zu Hause") und der stationären Pflege ("Betreutes Wohnen im Seniorenzentrum"). Lediglich als "Nebengeschäft" werden die zur Unternehmensgruppe zählenden Reha-Kliniken angeführt.

Weil dieses Nebengeschäft defizitär ist, stellt die Unternehmerfamilie Wohlers de Meie bis Juli einen knapp zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, so Axel Hölzer jetzt gegenüber der FAZ. Die Zeitung schreibt weiter: "Zudem habe Maternus Grundstücke in Berlin verkauft und dadurch etwa 15 Millionen Euro netto erlöst. Für Schuldenab-bau und Sanierung benötigt Maternus nach Hölzers Worten allerdings 75 Millionen Euro: das frische Geld der Familie und die Erlöse aus dem Grundstücksverkauf reichen also nicht aus. Den Rest will Hölzer durch den Verkauf des Reha-Geschäftes noch in diesem Jahr erlösen."

Neben der Maternus-Klinik gehört die Iryo Gesellschaft zum Cura-Verbund sowie das seit Jahren Verlust schreibenden Sorgenkind Bayerwald-Klinik in Cham. "Weil zwei der drei Zentren Gewinn machen, geht der Manager von guten Voraussetzungen für einen Verkauf aus", so die FAZ.

Helga Frank beurteilt als Betriebsrats-Vorsitzende der Maternus-Kliniken in Bad Oeynhausen die aktuelle Entwicklung vorsichtig: "Ich denke, dass die Arbeitsplätze gesichert sind. Das Haus ist gesund, es wäre Unsinn, wenn sich etwas an den Grundstrukturen ändern würde."

INFO: Der Reha-Bereich

Neben der Maternus-Klinik steht die Bayerwald-Klinik in Cham zur Disposition. Das Haus im Bayerischen Wald zählt mit 249 Betten zu den größten Rehabilitationseinrichtungen in der Oberpfalz. Die Klinik hat 100 Vollzeitstellen, die von etwa 130 Mitarbeitern besetzt sind. Ende der 90-er Jahre war die Bayerwald-Klinik vom Maternuskonzern übernommen worden.

Auf der Verkaufsliste könnte zudem die Iryo Gesellschaft für Gesundheitsmanagement mbH mit Sitz in Berlin stehen. Zu dem Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen zählen zwei Klinikbetriebe und ein medizinisches Versorgungszentrum am Standort Bad Saulgau in Süddeutschland. Die Iryo verfügt über eine Gesamtkapazität von rund 300 Betten und beschäftigt rund 230 Mitarbeiter.