Dokumentenzusammenstellung für MDK-Prüfverfahren

  • Hallo liebe Community!

    Dies ist mein erster Post in diesem Forum, also weist mich bitte auf Fehler hin  ;)

    Ich schreibe momentan eine Bachelorarbeit (Gesundheitsökonomie), in der es um eine neue IT-Lösung geht, die den MDK-Prüfprozess in Krankenhäusern optimieren soll und würde hier gerne ein paar Fragen stellen. Vielleicht kann mir ja jmd. weiterhelfen :)

    Also los:
    Im Rahmen meiner Arbeit muss ich zunächst darstellen, wie ein MDK-Prüfprozess (konkreter Prüfauftrag, keine Stichproben) im Krankenhaus abläuft. Dabei geht es besonders darum, welche Systeme genutzt werden um die angeforderten Dokumente zusammenzustellen.

    Bis jetzt konnte ich nur herausfinden, dass zunächst ein Vorgang "MDK-Prüfung" im Patientenmanagementsystem angelegt wird (eingescannter Prüfauftrag wird hinterlegt) und anschließend "irgendwie" aus allen Systemen die erforderlichen Dokumente zusammengesucht und "irgendwie" ins Patientenmanagementsystem übertragen werden.

    Könnt ihr mir das vielleicht ein wenig konkretisieren oder mir Tipps geben, wo ich nähere Informationen herbekomme?

    Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, vielen Dank schon einmal im Voraus! :)

    Sarina

  • Hallo Sarina,

    ich denke, da gibt es keine pauschale Antwort. Das hängt ganz von der Organisation des Krankenhauses und dem Krankhausinfromationssystem sowie dessen Konfiguration ab.
    Der Grundgedanke Ihrer Arbeit, eine IT-Lösung, die den MDK-Prüfprozess in Krankenhäusern optimiert, ist durchaus sinnvoll.

    Zunächst kann es um die Kontrolle des MDK-Prüfprozesses, also z.B. hinsichtlich der einzuhaltenden Fristen zur Antwort auf den Falldialog bzw. die ggf. nachfolgende MDK-Prüfung, gehen.

    Ein weiterer kritischer Punkt ist die Übermittlung der angeforderten bzw. erforderlichen Unterlagen binnen vier Wochen.

    In unserem Haus ist es z.B. so, dass ein Teil der zu übersendenden Unterlagen in Papierform vorliegen, z.B. der Aufnahmebefund oder die Fieberkurve. Ein größerer Teil der Unterlagen liegt als EDV-Dokument vor, z.B. Pflegeplanung, -dokumentation, der Entlassungsbrief, der OP-Bericht, die Laborbefunde, Röntgenbefunde, Konsilbefunde etc.. Die Übersichtlichkeit läßt aber erheblich zu wünschen übrig. Gegenwärtig werden die Dokumente händisch von Mitarbetern herausgesucht, bei Papierdokumenten kopiert, bei EDV-Dokumenten ausgedruckt und dann per Post zum MDK geschickt. Das ist im Grunde anachronistisch.

    Wir haben als Teil des KIS sogar ein elektronisches Archiv, in das Papierdokumente eingescannt werden und in das auch elektronische Dokumente automatisch überführt werden sollen. Anzustreben wäre, dass aus diesem übersichtlichen Archiv die Dokumente ausgewählt werden und z.B. auf CD gebrannt oder besser noch per verschlüsselter Mail an den MDK versandt werden. Das scheitert aber daran, dass ein Teil der elektronischen Dokumente nicht in adäquater Form in das elektronische Archiv überführt werden können. Hinzu kommt, dass der MDK gegenwärtig auch noch keine Möglicheit der elektronischen Übermittlung anbietet. Also bleibt es gegenwärtig beim anachronistischen Verfahren.

    Sofern das KIS die Dokumente übersichtlich anbietet, wäre es möglich, diese durch z.B. anklicken in irgendein Subsystem, was in Ihrem Fall vermutlich Patientenmanagementsystem genannt wird, zu überführen. Daneben müssten die Papierdokumente dort eingescannt oder aus einem elektronischen Archivsystem dorthin überführt werden können. Der Rest wie oben.

    Das wären die Basics. Dann könnte man sich noch überlegen, z.B. primär kodierrelevante elektronische Befunde oder Dokumente als solche zu kennzeichnen, damit man sie später leichter findet.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort =)

    Meine Arbeit schreibe ich in Kooperation mit einem IT-Unternehmen, welches an der von Ihnen angesprochenen Lösung arbeitet, um die Dokumentenzusammenstellung und elektronische Übermittlung an den MDK zu verbessern bzw. zu ermöglichen.
    Die IT-Lösung soll variabel gestaltet werden, damit die Krankenhäuser das System an ihre individuelle Situation anpassen können.

    Werden in Ihrem Haus die Dokumenten aus den Subsystemen zunächst in einem System gesammelt? Oder werden sie direkt von einem Mitarbeiter, der im entsprechenden Subsystem arbeitet, ausgedruckt und anschließend an den Medizincontroller (bzw. denjenigen der für die Kommunikation mit dem MDk verantwortlich ist) in Papierform übergeben?

    Viele Grüße
    Sarina

  • Hallo Sarina,

    das Zweite ist bei uns der Fall. Die angeforderten und ggf. weitere, erforderlich erscheinende Dokumente werden von einem Mitarbeter aus dem IT-System herausgesucht, ausgedruckt und an das Medizincontrolling weitergeleitet.

    Mit welchem IT-Unternehmen arbeiten Sie zusammen?

    Viele Grüße

    Medman2

  • Danke für die Info =)
    Ich weiß leider nicht ob ich das hier so schreiben darf, da ich wahrscheinlich auch einen Sperrvermerk unter meine Arbeit setzen muss. Allerdings ist das Projekt im Herbst abgeschlossen, und die IT-Lösung kommt auf den Markt.
    Frage mal nach ob ich den Namen hier schreiben dürfte, ansonsten melde ich mich im Herbst nochmal ;)

    Liebe Grüße
    Sarina

  • Hallo Sarina,

    viel Glück für Ihre Arbeit.

    Wenn Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne.

    Die Grundidee Ihrer Arbeit kann allen hier im Forum nutzen.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Guten Morgen,

    also unser KIS System (obwohl meines Erachtens Marktführer) bildet in dessen MDK Tool den aktuellen Prozessablauf auch nicht richtig ab. Wir müssen da bisher auch improvisieren und Funktionen eigenständig "umbasteln".

    Viele Grüße

  • Guten Abend=)

    Werden bei Ihnen ebenfalls alle erforderlichen Dokumente direkt aus allen (Sub-)Systemen gedruckt? Oder werden diese erst in einem System gesammelt?

    Vielen Dank und noch einen schönen Abend
    Sarina

  • Hallo Sarina,

    so vor gut 11 Jahren habe ich meine Thesis mit der Überschrift "Implementierung und Organisation eines KIS-Moduls zur MDK-Bearbeitung" geschrieben. Das war in einer recht großen Klinik. Das Modul war von Orbis. Ziel war es einen EDV-unterstützen Workflow zur interdisziplinären Bearbeitung von MDK-Anfragen zu generieren. Läuft heute noch!

    Die zwei Big-Player am Markt haben eigene Module, die recht ansprechend funktionieren und vom operativen (interne Weiterleitung von z.B. Fragestellungen, Widersprüchen etc.) bis hin zum strategischen (Prüfquoten, Prüfgründe, Absetzungsquoten) alles beherrschen (auch schon die "neuen" Prüffristen). Ich weiß auch, dass einer der beiden an einer Funktion der automatischen Erstellung einer MDK-Datei (.pdf) arbeitet bzw. dies wohl auch schon in der Beta-Version nutzt. Eine Einbindung in eine heterogene IT-Landschaft sehe ich als schwierig an, da immer irgendwelche Schnittstellen nicht funktionieren oder nicht freigegeben werden.
    Die vollständige Ausnutzung dieser Module ist dann allerdings nur möglich, wenn man die internen Prozesse mit der Software in Einklang bekommt, was dem ein oder anderen schwer fällt, da Prozesse nicht geändert werden können oder die Softwaremöglichkeiten nicht vollumfänglich bekannt sind oder nicht verstanden werden.
    Für deine Arbeit macht es auf jeden Fall Sinn unterschiedliche Häuser zu interviewen (dein Softwarehersteller hat bestimmt Kunden, die dazu bereit sind oder du fragst einfach mal im KH in deiner Umgebung an), damit du siehst, was und wie in der Praxis schon läuft.

    Fragen gerne.

    Gruß

  • Die zwei Big-Player am Markt haben eigene Module, die recht ansprechend funktionieren und vom operativen (interne Weiterleitung von z.B. Fragestellungen, Widersprüchen etc.) bis hin zum strategischen (Prüfquoten, Prüfgründe, Absetzungsquoten) alles beherrschen (auch schon die "neuen" Prüffristen). Ich weiß auch, dass einer der beiden an einer Funktion der automatischen Erstellung einer MDK-Datei (.pdf) arbeitet bzw. dies wohl auch schon in der Beta-Version nutzt.


    Mit erstaunen lese ich gerade diese Textpassage - Sie sprechen aber nicht vom MDKM in ORBIS oder? Da ist das neue Prüfverfahren als solches nämlich nicht hinterlegt und man muss improvisieren...