9.649 Einzeltherapien

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,

    immer wieder entbrennt bei uns in der Klinik die Disskusion über die Notwendigkeit der Dokumentation der Einzeltherapien. (spezielles augenmerk liegt bei der Doku von Ärzten und Psychologen)

    Nach OPS 9-649: ...Ein Kode aus diesem Bereich ist unabhängig von der Art der Behandlung einmal pro Woche anzugeben. Als erste Woche gilt die Zeitspanne vom Tag der Aufnahme bis zum Ablauf der ersten 7 Tage, usw....

    Wie wird die Dokumentation in euren Häusern gehandhabt?
    M.E. ist es so das schon um den stationären oder teilstationären Aufenthalt eines Pat. begründen zu können Ärzte, Psychologen mindestens 1x pro Woche ein Einzelgespräch mit dem Patienten führen sollten und dies nach §630 BGB dokumentieren müssen.

    Gibt es Richtlinen über Depressionserkrankungen oder Entzugserkrankungen das Einzelgespräche stattfinden müssen, um den Behandlungserfolg zu sichern?
    Kann ein Patient optimal nur durch Gruppentherapien (meinetwegen 4 Wochen stationär) betreut und die Erkrankung gelindert/geheilt werden?
    :S?(

    LG
    PEPPY

  • Hallo,

    ich kann nur davor warnen, medizinische und klassifikatorische Leistungen und Dokumentation agumentativ zu vermischen. Die Kassen nutzen das allzu gerne, oft gegen das Krankenhaus. Beim OPS (und dessen Grundlage in §301 SGB V) handelt es sich um eine Klassifkation, die in erster Linie Abrechnungszwecken dient. Weder wird dadurch ggf. erforderliche medizinische Dokumentation ersetzt, noch erfasst der OPS ggf. jede medizinische Leistung.
    Beispiel: Gerade schwer psychisch kranke Patienten können gar nicht an TE-orientierten Therapien teilnehmen. Hier gibt es ggf. viele Kurzkontakte und kurze, nicht im OPS dokumentierbare Interventionen, bis der Patient überhaupt in der Lage ist, eine 25 minütige Sitzung durchzuhalten. Dies spiegelt sich im OPS nicht wieder und wäre auch nur schwierig oder mit hohem Aufwand abzubilden.
    Ob es sinnvoll ist, einen strukturiert behandelbaren Patienten "nur" mit Gruppentherapie zu behandeln, ist eine andere Frage, aber auch nur anhand der medizinischen Dokumentation zu stellen, denn es können selbstverständlich eine ganze Reihe von nicht-OPS-relevanten Kontakten (z.B. Visite) stattgefunden haben.

    Ansonsten wäre bezüglich "Richtlinien" auf die Leitlinien der Fachgesellschaften zu verweisen. Allerdings geben diese keine wirklich konkreten Vorgaben zur Therapieform. Im Rahmen einiger Artikel der letzten Zeit zur Personalbemessung wurden auch einige "Leitliniengerechte" Therapiepläne vorgestellt (z.B. hier: http://link.springer.com/article/10.1007/s00115-015-0053-1, aber kostenpflichtig).

    Gruß

  • Auch bei uns gehen häufig Daten ohne Ärztliche/ Psychlogische TE´s zur Kasse.
    Haben aber auch mehrere PIA´s die nur im Verlauf eintragen dürfen oder Gespräche die weniger als 25min dauern.
    An alle:
    Hat einer schon mal bei Ärztl./Psych. mehr als 6 TE´s kodiert.
    Ich glaube noch nie.
    Müssten wohl noch ein paar Ärzte/ Psychologen einstellen.

    Gruß und schönes WE

  • Guten Morgen :)

    Danke für die Antwort und den Quellenangaben. :thumbup:
    Es ist jedoch immer erschwerlich die Notwendigkeit der Dokumentation den Mitarbeitern nahezubringen.
    Jeder Patient ist individuell und dem zufolge erfolgt eine individuelle Therapie.Dennoch müssen z:B S3 Richtlinen und die Mindestmermale eines OPS eingehalten werden ...?!
    Z.B. bei einem Patienten mit der F05.1 keine EG´s teilweise gemacht werden können ist mir klar, dennoch finden Angehörigengespräche und eventuell Heimplatzsuchen statt.

    Meiner Frage ist auch:
    Gibt es in ihren Häusern intern eine Richtline die Sie dem therapeutischen Team hierzu vermitteln?
    Gibt es in Häusern Therapieangebote nur mit Gruppentherapien?

    @Armada66 :
    bei Patient die hochaufwendig sind, in eine P003A kommen, erreichen wir (nicht durchgängig,jedoch in manchen Wochen) 6 TE`s.
    Werden bei Ihnen die Fälle ohne TE`s geprüft?

    LG und einen guten Start in die neue Woche
    PEPPY

  • Hallo PEPPY,

    bis jetzt noch nicht.
    Habe aber Sorge das es bald so kommen wird.
    6 Wochen stat. Behandlung und keine TE´s für die Ärzte und Psychologen.
    Könnte man auch fragen was der Pat. die ganze Zeit hier macht.

    Gruß

  • Hallo Peppy,


    bei Patient die hochaufwendig sind, in eine P003A kommen, erreichen wir (nicht durchgängig,jedoch in manchen Wochen) 6 TE`s


    Klingt für mich unlogisch. Patienten, die in die P003A kommen, habe sehr lange Phasen von 1:1-Kontakten. Diese gehen ja gerade nicht in die Therapieeinheitencodes ein. Meist handelt es sich um hochakute Patienten (Psychose, Manie, Delir), die lange Fixierungen erfordern (bei uns immer verpflichtend mit 1:1-Kontakt), was aber heißt, dass 25-Minuten Gespräche kaum möglich sind.

    Wir haben nicht optiert, weshalb ich nicht weiß, ob der MDK Baden-Württemberg Fälle ohne TE raus zu streichen versucht. Aber ich würde mich oben von GW genannten Ausführungen voll und ganz anschließen. Es gibt gute Gründe und kommt bei uns auch vor, dass Patienten keine TE haben und trotzdem lege artis behandelt wurden. Die Schwelle von 25-Minuten ist vollkommen willkürlich und etliche Patienten sind nicht gruppenfähig oder psychotherapiefähig (Demenz, Manie)

    Gruß,

    psychodoc

  • Hallo,

    Klingt für mich unlogisch. Patienten, die in die P003A kommen, habe sehr lange Phasen von 1:1-Kontakten. Diese gehen ja gerade nicht in die Therapieeinheitencodes ein. Meist handelt es sich um hochakute Patienten (Psychose, Manie, Delir), die lange Fixierungen erfordern (bei uns immer verpflichtend mit 1:1-Kontakt), was aber heißt, dass 25-Minuten Gespräche kaum möglich sind.

    Sicherlich sind wir in dieser PräPEPP gelandet, weil dieser Patient hochaufwendig war und sehr viel 1:1 betreut und sehr viele Kriseninterventionen hatte (wie geschrieben jeder Fall ist individuell), dennoch waren in der Phase der Besserung Einzelgespräche ect. möglich und dann kann man auch diese Anzahl der TE`s erreichen.

    Gern zitiere ich Armada66 6 Wochen stationär ohne TE`s ?( --> warum dann nicht ambulant ....
    Mein ursprüngliches Anliegen bezog sich auf F32, F10-F19, F20, F60.

    Gibt es Richtlinien über Depressionserkrankungen oder Entzugserkrankungen das Einzelgespräche stattfinden müssen, um den Behandlungserfolg zu sichern?


    @Armada66:

    das ist meine Befürchtung ebenso ;( .

    LG

    Einmal editiert, zuletzt von PEPPY (30. August 2016 um 08:32)