Arthroskopie bei Gonarthrose

  • Liebes Forum,

    die Arthroskopie bei Gonarthrose ist gemäß GBA-Beschluss seit dem 1.4.2016 nur noch in bestimmten Fällen Kassenleistung. Offenbar gibt es offenbar auf Seiten der Ärzteschaft und auch der Kassen eine ziemliche Unsicherheit im Umgang mit diesem Thema. Der Berufsverband für Arthroskopie (BVASK e.V.) möchte gerne Fälle von Regressen bzw. Rechnungszurückweisungen sammeln, um die Beschlussfolgen einschätzen zu können. Ebenso ist es von Interesse zu erfahren, wer bereits Erfahrungen mit der Durchführung einer solchen Leistung als Selbstzahlerleistung hat. Falls Ihnen entsprechende Fälle bekannte sind, bitten wir um Kontaktaufnahme unter mail@bvask.de

    Vielen Dank
    Müller-Rath

  • Guten Tag Müller-Rath,

    da der GBA die Leistung ausgeschlossen hat, sollte sie nach IMHO nicht mehr angeboten werden. Sie ist doch nicht auf Boshaftigkeit, sondern aufgrund fehlender Evidenz ausgeschlossen worden. Warum sollte man sie dann als SZ-Leistung anbieten?

    Gruß
    merguet

  • Hallo Herr / Frau Müller-Rath,

    lesen Sie doch mal bei der Faktenbox nach (Harding-Zentrum für Risikokompetenz). http://www.harding-center.mpg.de. Hier findet man eine etwas andere Erklärung der Lage.

    Zitat
    "Was ist der Nutzen der Gelenkspiegelung?
    Zwei Jahre nach der Operation brauchten Patienten mit einer Scheinoperation im Durchschnitt 48 Sekunden, um eine Strecke von 30 Metern zu gehen und eine Treppe so schnell wie möglich hinauf- und wieder herunter zu steigen. Patienten mit Arthroskopie konnten nicht schneller gehen und benötigten für die gleiche Aufgabe im Durchschnitt 53 Sekunden. Der Unterschied zwischen den Gruppen ist zu klein, um daraus zu schließen, dass die Operation sie verlangsamte. Doch ist eindeutig, dass die Operation keinen Nutzen brachte.
    Weiterhin wurden Patienten gefragt die Schmerzen und Funktionalität des Knies auf einer Skala von jeweils „0“ (keine Schmerzen bzw. hohe Funktionalität) und „100“ (starke Schmerzen bzw. niedrige Funktionalität) zu bewerten. Dabei fand man keine Unterschiede in der Schmerz- und Funktionalitätsbewertung zwischen der Placebo-Gruppe, der arthroskopischen Lavage-Gruppe und der arthroskopischen Debridement-Gruppe. Jede Gruppe bewertete ihre Schmerzen und Funktionalität mit Durchschnitt mit ungefähr 50 Punkten."

    Dagegen stehen die bekannten Risiken jedes Eingriffs.

    Wer bei der vorliegenden Evidenzlage noch die AS bei der Gonarthrose erbringt, macht das aus meiner Sicht immer mit dem Risiko einer Klage wegen Körperverletzung.

    Zu den vom G-BA geprüften arthroskopischen Verfahren bei Gonarthrose zählen die Gelenkspülung, die Abtragung der Gelenkschleimhaut, die Knorpelglättung und die Meniskusentfernung.
    Nicht vom G-BA überprüft und grundsätzlich weiterhin angewendet werden können arthroskopische Eingriffe, die aufgrund von Traumen, einer akuten Gelenkblockade oder einer meniskusbezogenen Indikation, bei der die bestehende Gonarthrose lediglich als Begleiterkrankung anzusehen ist, durchgeführt werden.

    Diese Abgrenzung sollte eigentlich auch keine Probleme bereiten.

    Viele Grüße

    SKoch

    Einmal editiert, zuletzt von SKoch (28. September 2016 um 07:25)

  • Liebes Forum,

    es war nicht meine Absicht, über die Evidenzlage zur ASK bei Gonarthrose zu diskutieren. Dieses ist in den letzten Jahren der Beschlussentwicklung zu genüge getan worden. Meine Anfrage richtet sich ausschließlich auf die tatsächliche Beschlussumsetzung in den jeweiligen Einrichtungen bzw. Erfahrungen mit dem Verhalten der Kostenträger in dieser Sache.

    Mit freundlichen Grüßen

    Müller-Rath

  • Sehr geehrter Herr Müller-Rath,

    im Juli 2015 hatten Herr Flury und Frau Stör auch im Namen des BVASK in einem Leserbrief an den Tagesspiegel geschrieben, der Anteil der Kniearthroskopie bei Gonarthrose läge nur zwischen 5-20%. Der BVASK und andere Fachverbände haben ihren Mitgliedern den sorgsamen Umgang mit der Auswahl der Diagnose Gonarthrose empfohlen, die besser auch gar nicht im OP-Bericht oder im Röntgenbefund verwendet werden sollte. Damit wird Anteil der Arthroskopien bei Gonarthrose nochmals deutlich verringert werden. Da zudem von den Arthroskopeuren gern auf die auch noch und zusätzlich durchgeführten, nicht vom Leistungsauschluss erfassten OPS hingewiesen wird, dürfte sich der Rückgang des Leistungsgeschehens und die Zahl der Streitigkeiten in engen Grenzen halten.
    Die großen Leistungsanbieter haben, kaufmännisch denkend, das Verlustrisiko durch entsprechende Eingriffe in die Leistungsplanung gesenkt.

    Gruß

    W.

  • Hallo zusammen,

    ich finde die Empfehlung dass die"...Diagnose...besser auch gar nicht im OP-Bericht oder im Röntgenbefund verwendet werden sollte" eher schwierig. Als Begleiterkrankung führt sie ja nicht zu einem Ausschluss der Leistung. Von daher wäre es sicherlich streitvermeidend, wenn die Operateure ihre Berichte hier so differenzieren, dass zwischen der Gonarthrose als Indikation und der Gonarthrose als Nebenbefund unterschieden werden kann.
    Dann kommt auch nicht der Verdacht auf, dass die Leistungen unverändert erbracht werden und man nur die Diagnose "unter den Tisch fallen lässt". ;)

    Liebe Grüße

    SKoch

  • Nein, Frau Koch,

    an sowas hat sicherlich niemand gedacht.

    Deshalb hat ja auch unser BDC-Landesverband in seiner Zusammenfassung geschrieben:

    "Selbstredend darf diese Mitgliederinformation natürlich nicht als Aufruf zur Falschkodierung verstanden werden."
    :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    Gruß

    W.

  • Hallo zusammen,

    ich finde die Empfehlung dass die"...Diagnose...besser auch gar nicht im OP-Bericht oder im Röntgenbefund verwendet werden sollte" eher schwierig.

    Moin,

    Wir haben eine Kasse, die bereits genau das fragt. Kodiert ist eine komplexe Meniskusläsion. Die Kasse schreibt, die Daten seien nicht schlüssig und legten den Verdacht nahe, dass es sich um eine OP bei Gonarthrose handelt.
    Man wünscht eine Begründung / Stellungnahme. Sicher ein neues Gebiet, wir stehen mit der Kasse, mit der wir ansonsten sehr konstruktiv arbeiten können in Kontakt und hoffen, das auszuräumen

    Gruß

    merguet

  • Guten Tag Forum,
    wir bekommen von einer Krankenkasse, mit der wir nicht so gut können, sogar Anfragen, wenn wir gar keine Gonarthrose kodiert haben ...

    Und wer entscheidet bitte im Ernstfall über die richtige Indikation??? Fachärzte? oder doch der MDK/SMD???

    Das Thema wird uns bestimmt noch beschäftigen.

    Gruß vom
    DRG-Schlumpf