T79.6 traumatische Muskelischämie

  • Hallo zusammen,

    Wie halten Sie es mit T79.6? Der Kode ist häufig der Trigger, der ein Polytrauma auch abrechnungstechnisch erst zu einem solchen in die W-DRG klassifiziert. Aktuell geht es um einen Patienten, der durch einen gefällten Baum ein echtes Polytrauma mit schwersten Verletzungen erlitt. Die CK lag bei maximal 7900 U/l und zur Vermeidung einer Crush-Niere wurde eine forcierte Diurese durchgeführt. Beides ist klar dokumentiert und nicht strittig. Die Kodierung von T79.6 für den traumatischen Muskeluntergang wird abgelehnt, weil kein Kompartment vorgelegen habe, der Muskelzerfall über den kodierten Weichteilschaden III° abgebildet sei und „nur“ eine forcierte Diurese auf Basis von CK-Werten diagnostisch und therapeutisch nicht ausreiche. Wie handhaben Sie das mit der Kodierung von T79.6 und gibt es ebenfalls Probleme?

    Vielen Dank und beste Grüße
    DCF

  • Guten Tag,
    „der ICD-Kode T79.6 ist nicht dem Kompartmentsyndrom vorbehalten“
    http://foka.medizincontroller.de/index.php/Anfrage_0106
    Gruß
    E Rembs

    Guten Tag,

    vielen Dank für die schnelle Antwort.
    Das mit dem Kompartment ist noch das kleinere Problem. In einem Gutachten werden CK-Werte von 20.000 U/l und 1-4 stündliche Labor- und Urinkontrollen gefordert. Die Forderung nach mehr Aufwand als forcierter Diurese geht m. E. gar nicht, denn laut DKR gilt "irgendein" Aufwand ohne Angabe von Mindestmengen. Die CK im fünfstelligen Bereich ist durchaus möglich, aber wo ist die Grenze, unterhalb derer die Kodierung angezweifelt werden darf?

    Mit freundlichen Grüßen
    DCF

  • Ob die genannten Laborwerte wissenschaftlich etabliert oder eher die persönlichen Grenzparameter des Gutachters sind, kann ich nicht sagen. Die forcierte Diurese würde ich aber spontan eher dem Kode T79.5 mit dem Inklusivum "Nierenversagen nach Zerquetschung" zuordnen. Falls es aber nur ein drohendes Nierenversagen war, entfiele die Kodierung laut DKR D001 unabhängig vom Aufwand.
    Mit dem Kode T79.6 habe ich auch ein Problem, weil der Muskeluntergang hier nach ihrer Schilderung direkt durch den Baum als Primärtrauma erfolgte und nicht sekundär als "Frühkomplikation eines Traumas". Ich kann auch keine Muskelischämie erkennen, nur eine mechanische Muskelzerquetschung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Breitmeier

    Mit freundlichen Grüßen

    Breitmeier

  • Wie ich das sehe, ist es eine Kombination aus Muskeluntergang durch Zerquetschung und in der Folge zusätzlich ischämisch durch Schwellung und zerstörte Gefäßstrukturen. Das gibt letztlich auch der Verlauf der CK wieder, die ihren Peak nicht gleich am Anfang hat.

    Es dürfte in der Regel eine Kombination sein. Wie häufig ist bei einem "echten" Polytrauma mit diversen Verletzungen an verschiedenen Körperteilen eine traumatische Muskelischämie ohne direkten Muskeluntergang? Wenn es das gar nicht gibt, warum ist dann ausgerechnet dieser Kode der Trigger in die Polytrauma-DRG? Das muss ja offensichtlich bei diesen Patienten relevant häufig kodiert werden und irgendwie als Kostentrenner funktionieren. Sind wir die einzigen, die das kodieren? Oder die einzigen, die damit Probleme haben?

    Fragen über Fragen. Ich würde mich über weitere Antworten freuen.
    Vielen Dank und viele Grüße
    DCF