Ambulante Notfallbehandlung im Krankenhaus

  • Hallo Gemeinde,

    "Muss ein Notfallpatient direkt in der Klinik behandelt werden - oder kann er zum niedergelassenen Arzt gehen? Für die Beantwortung dieser Frage gibt es eine neue Pauschale, mit der die Krankenhäuser sehr unzufrieden sind" so titelt Spiegel online.


    Ich habe da irgendwie ein Verständnisproblem. Krankhäusern wird immer vorgehalten, sie würden sich nach der ambulanten Notfallversorgung drängen.


    Die ist aber hoch defizitär. Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass Krankenhäuser überhaupt daran Interesse haben können.


    Die ambulante Notfallversorgung ist nach meinem Verständnis sozialgesetzlich genuine Aufgabe der niedergelassenen Ärzte.


    Gibt es Krankenhäuser, die sich darum reißen?


    Viele Grüße


    Medman2

  • Hallo,

    es geht um die Patienten, die in die Notfallambulanz am Krankenhaus kommen, jedoch - wie sie korrekt darstellen - in den ambulanten Sektor gehören. Diese soll sich der Krankenhausarzt zwar ansehen (oder zumindest anhören), wohl aber unmittelbar an den ärztlichen Notdienst oder den Niedergelassenen verweisen. Dafür soll es diese Pauschale geben.

    Nach meiner Erfahrung (die allerdings schon etwas her ist und aus der chirurgischen Ambulanz stammt) sind solche eindeutigen Fälle gar nicht so häufig. Meist gilt es doch eine Differentialdiagnose abzuklären und unter den nach kurzer Anamnese oder minimaler klinischer Untersuchung abgewiesenen Patienten finden sich dann doch immer wieder auch schwerwiegendere Fälle.

    Gruß

  • Hallo GW,

    für den Fall, dass eine unmittelbare, ärztlich geprüfte Abweisung der Behandlung erfolgt, ist eine Vergütung von 4,74 € (tags) bzw. 8,42 € (nachts) geradezu lächerlich und sicher nicht einmal ansatzweise kostendeckend.

    Es geht mir bei o.g. Thread aber darum, ob Krankenhäuser überhaupt ein Interesse daran haben, die ambulante Notfallbehandlung in immer größerer Häufigkeit durchzuführen.

    Wie ist da Ihre Position, wie sieht es die Gemeinde?

    Viele Grüße

    Medman2

    Einmal editiert, zuletzt von medman2 (17. Mai 2017 um 20:04)

  • Hallo,
    die Kommentare in dem link sind teilweise sehr gut. Vor allem erinnert man sich an die eigentliche Hoffnung des Gesetzvorschlages: mehr Geld für die Notaufnahmen für mehr Personal da sich die Aussenstruktur (Zuweiser- /Ankommerverhalten) sicher nicht ändern wird (schon gar nicht ohne Drangsalierungen wie ständig im KH-Sektor).
    Pauschale fürs schnell angucken... na klar gehen sie mal zum HA...und der schickt dann wieder her...aber dann haben wir zumindest nen Einweisungsschein(mind. vorstationäre Pauschale) + 4 Euro, statt 23...

    Es wird sogar das Hausarztmodell in Frage gestellt, nach meinem Gefühl teilweise nicht zu unrecht, vllcht. gibt es ja in ein paar Jahren wieder etliche strategisch wichtige Polikliniken...hihi (wir hatten die schon mal)

    rokka


  • Pauschale fürs schnell angucken... na klar gehen sie mal zum HA...und der schickt dann wieder her...aber dann haben wir zumindest nen Einweisungsschein(mind. vorstationäre Pauschale) + 4 Euro, statt 23...

    das aber mal auch bisschen hoffnungsfroh:
    Die vorstat. Pauschale wird doch auch flächendeckend angegriffen.
    Und die 4.,47 decken 2 Arztminuten, in denen man dann dem Patienten erklärt, dass er 2 Stunden gewartet hat, um zum vertagsärztlichen Notdienst geschickt zu werden....

    Gewalt und Übergriffe in dern Notaufnahme, war da was?
    Gruß

    merguet

  • Hallo,

    ich hätte die Pauschale nicht erwähnen sollen.

    Meine eigentliche Frage ist: Besteht bei Ihnen im Krankenhaus Interesse an der ambulanten Notfallversorgung oder führen Sie die nur durch, weil Sie sich der Patienten "nicht erwehren" können?

    Viele Grüße

    Medman2

  • na ja, zumindest wollen die Kassen dass wir alles als ambulante Notfallbehandlung abrechnen...
    was wir aber dafür leisten ist dann häufig doch mehr als im ambulanten Sektor läuft, oft auch schon aus rechtlichen Prämissen unvermeidbar...
    Und was meinen Sie mit Interresse an...? Ist dann eine Frage der notwendigen Personal- und Infrastruktur - ist die kostentechnisch dann auch gedeckt oder müsste man KH-intern dann auch anders "bezahlen"? Bin leider Arzt und kein Stratege, Sorry. Und der Rettungsdienst kommt schon immer öfter mit "fragwürdigen Fragestellungen" neben den vielen notwendigen Einweisungen(Demographie, Multimorbidität), da sind Selbstvorsteller mit banalen Symptomen/Erkrankungen(weiß man aber ja auch als Arzt manchmal erst hinterher, woher soll dann der Patient das erst wissen) dann irgendwann zu viel für einen begrenzten Notaufnahmeraum.

    es gibt kein schwarz und weiß bei diesem Thema,

    rokka

  • Hallo rokka,

    bei den Veröffentlichungen wird den Krankenhäusern nach meinem Eindruck immer unterstellt, sie hätten Interesse an der ambulanten Notfallbehandlung und würden diese an sich ziehen.

    Schon im Hinblick auf die erhebliche Unterfinanzierung ist das m.E. nicht nachvollziehbar. Nun ist es aber möglich, dass die Verhältnisse in anderen Krankenhäusern anders sind. Deshalb die Frage, ob es Krankenhäuser gibt, die ein grundsätzliches Interesse an der ambulanten Notfallversorgung haben.

    viele Grüße

    Medman2

    Einmal editiert, zuletzt von medman2 (24. Mai 2017 um 18:52)

  • Hallo medman2,

    ich glaube nicht das Krankenhäuser tatsächlich Interesse daran haben, die ambulante Notfallbehandlung an sich zu ziehen. Eben genau aus den Gründen die Sie schon genannt haben. Fakt ist aber immer mehr Patienten nutzen diese Möglichkeit. Sei es weil Sie nicht Monate auf einen Facharzttermin warten wollen oder nach "Google" Diagnostik mit dem schlimmsten rechnen. Natürlich sind auch tatsächliche Notfälle dabei aber bei uns landen immer mehr Patienten welche in den ambulanten Bereich gehören. Aus dem Grund ist man als KH zwangsläufig mit dem Problem konfrontiert. Eine Lösung wäre zum Beispiel die Integration einer KV-Praxis in die Notaufnahme.
    http://blog.zeq.de/blog/blog-post…taufnahmen.html

    Viele Grüße.

    MedCo-Smutje

  • Da sitzen dann aber im KV-Dienst auch Dermatologen und Psychiater...geht dann 1 zu 1 rüber!(schon erlebt) Und ich glaube dass eine "neue Praxis" ja eben auch nicht gewünscht wird, würde ja die Patienten auch wieder nicht in die eigene Praxis locken...falls ich den Unmut der KV-Ärzte in den bisherigen Veröffentlichungen richtig verstanden habe?!


    rokka