Dokumentation Intensivmerkmale

  • Guten Tag,
    der MDK prüft regelhaft die Fälle, bei denen das Ergänzende Tagesentgelt in Rechnung gestellt wird. Leider werden dann auch die meisten ETs gestrichen. Ich bin auf der Suche nach einer praktikablen Dokumentation, in der man das Vorliegen der Intensivmerkmale belegen kann. Welche Erfahrungen haben die anderen Forumsmitglieder? Gibt es Kliniken mit alltagstauglicher Dokumentation, in denen die Ablehnungsquote mit niedrig ist?
    Mit freundlichen Grüßen
    hajott

  • Hallo allerseits,

    das Thema "Prüfung der Intensivmerkmale" ist ein sehr unerquicklichesThema. Wir achten zwar bereits im Vorfeld darauf, dass diese Merkmale auch aus der täglichen Dokumentation hervorgehen und korrigieren ggfs. nach (meist nach unten). Trotzdem wird munter geprüft und gestrichen. Derzeit klagen wir in einigen Fällen, bei denen uns solche ETs ohne jeglichen Kommentar (nach dem Motto: der Gutachter muss sich nicht erklären) gestrichen wurden. Sollten wir damit keinen Erfolg haben werden wir ernsthaft darüber nachdenken, ob wir diese Kodes nur noch sehr zurückhaltend setzen - was sich ja ohnehin nicht großartig auf das Gesamtbudget auswirkt. Das ist zwar ganz sicher nicht im Sinne des InEK, aber es ist auch nicht einzusehen, dass die butterweichen Kriterien der Intensivmerkmale in der Mehrzahl der Fälle zu einem unverhältnismäßigen Mehraufwand durch MDK-Prüfungen und anschließenden Streichungen führt.

  • Guten Morgen,

    bei uns wird ebenfalls viel geprüft und wir schauen auch das es in der pflegerischen Verlaufsdoku dokumentiert wird, wenn jemand ein Merkmal erfüllt. Wir hatten auch den Gutachter mal in unser Haus eingeladen und sind die Merkmale mit ihm durchgegangen, da man teilweise doch eine unterschiedliche Auffassung bei einigen Merkmalen hatte. Inzwischen wird manchmal nur ein ET gestrichen und der Rest geht durch oder wir bekommen irgendwo eins dazu, damit die Kasse keine AWP zahlen muss.

    Mit freundlichen Grüßen
    Psych_Code

  • Hallo,

    seit kurzer Zeit bin ich als PEPP-Beauftragte u.a. für den Bereich des MDK-Managements zuständig. Bedauerlicherweise fehlen mir Ansprechpartner im Hause, die mir Antworten bzgl. meiner Fragen zum PEPP System geben können. Und das ... obwohl das Haus seit 2014 nach PEPP abrechnet. Als Krankenschwester habe ich lange Zeit im psychiatrischen Bereich auf Station gearbeitet, aber bin fast "erschrocken erschlagen", was wirklich "hinter den Kulissen" abgeht. Nun hatte ich eine Weiterbildung zur Kodierfachkraft (DRG) absolviert und meinen Chef darum gebeten, dass ich zeitnah ein Seminar zum Thema "PEPP" besuchen darf. Bis dahin möchte ich mich hier austauschen und knüpfe direkt an das Thema "Intensivmerkmale" an, da ich im Hause mich um die Kodierungsprüfungen kümmere. Die meisten MDK Gutachten, die zu unseren Lasten ausfallen, beschäftigen sich entweder mit der primären/sekundären Fehlbelegung (um die Beurteilung kümmert sich hier der fallführende Oberarzt) oder mit den geprüften OPS der Intensivbehandlung, oder 1:1 Betreuung.

    Bei den Mindestmerkmalen "schwirrt mir der Kopf". Offensichtlich brauche ich dafür etwas Input. Hat jemand in seinem Haus dafür eine Art Leitlinie entwickelt? z.B. Was muss vorliegen, damit wir das Merkmal "Anwendung von Sicherungsmaßnahmen" benutzen dürfen. Ich finde, dass die Angaben im OPS Katalog sehr viel Spielraum lassen. Der MKD gibt dafür z.B. an, dass nur das Vorliegen eines Unterbringungsbeschlusses kein Grund für die Angabe des besagten Merkmales ist. Oder was bedeutet "engmaschige Vitalkontrolle" ... aus meinem pflegerischen Hintergrund würde ich sagen, dass es mind. 1-2 stdl. erfolgen sollte!? Aber die eigene Wahrnehmung und die gelebte Realität bzw. Auslegung der Gutachter stehen sich hier häufig gegenüber..

    Ich bin auf der Suche nach aktuellen Begrifflichkeitsdefinitionen oder Beispielen aus der Praxis - bezogen auf die Mindestmerkmale. Diese könnten dann mit den Stationen kommuniziert werden, damit die Dokumentation in dieser Hinsicht deutlich ist. Und ... gibt es dazu schon Gerichtsurteile? Oder andere richtungsweisende Ansichten?

    MfG
    PK

    Life is no Sugarlicking.

  • Hallo PEPP-Koordinatorin,

    geben Sie doch mal den Begriff "Intensivmerkmale" in der Suche des Forums ein, dann erhalten Sie etliche Treffer zum bisherigen Stand der Diskussion.
    Interessant in diesem Zusammenhang auch die Vorab-Version des OPS Kataloges, die Sie auf den Seiten des DIMDI finden.
    Grüße, helmutwg

  • Guten Tag zusammen,

    die unterschiedliche Interpretation der Intensivmerkmale sind auch bei uns oft Grund für negative MDK-Gutachten. Insbesondere die "Eigengefährdung durch Orientierungsstörung oder Realitätsverkennung" ist oft strittig.

    Wir habe letztlich aus den MDK-Gutachten "gelernt" und versuchen, insbesondere die Pflege dahingehend zu schulen, dass die Verlaufsdokumentation mit der Einstufung der Intensivmerkmale vereinbar ist und das entsprechende Vokabular verwendet wird. Aber insbesondere seitdem die Einstufung und Kodierung tagesgenau erfolgen muss, hat sich ein ganz erheblicher Mehraufwand ergeben. Wir sind deutlich kritischer mit der Vergabe der Intensivmerkmale geworden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das im Sinne des INEK ist, wo doch die Kosten dafür aus dem Rest rausgerechnet worden sind.

    Viele Grüße,

    Paliperidon

  • Hallöchen,

    genau , ... ich schaue nun, was ich aus den Gutachten "lerne" und mit den Kollegen auf den Stationen kommunizieren kann. Ich finde, dass nicht vergessen werden darf, dass z.B. Patienten zwar aufwändiger in der Pflege sind als andere Patienten, aber das bedeutet nicht automatisch, dass dann sofort die Kodierung der Intensivbehandlung korrekt ist. Die gründliche Dokumentation bleibt das A und O. Mit Einträgen wie "... Patient erhielt von seinem Besuch eine Pizza." kann ich nicht wahnsinnig viel anfangen, geschweige denn der Kasse gegenüber etwas begründen. Zum Glück sind die Kollegen in unserem Haus grundsätzlich sehr fleißig bzgl. der Dokumentation. Der Feinschliff fehlt noch. ;)

    Wenn das Intensivmerkmal "Antriebsstörung" gewählt wird, sollte m.E. die Dokumentation dementsprechend erfolgen, so dass ersichtlich ist, dass der Patient z.B. zu keiner Kooperation mit dem Team der Station im Stande war. Sei es, dass er völlig zerfahren ist oder gleich dem Stupor nur in seinem Zimmer sitzt. Beim Merkmal "Vitalgefährdung" sollte m.E. eine angeordnete/dokumentierte 1-2 stdl. Vitalzeichenkontrolle stattgefunden haben. Dies geht aus einigen Gutachten hervor und passt zu meiner Vorstellung, wobei ich das Kriterium "engmaschig" wohl selbst noch enger gefasst hätte. Eher fast schon 1/2- 1 stündliche Vitalzeichenkontrolle, wobei sich das nach dem neuen OPS 2018 als Kriterium anscheinend "erledigt" hat. Für das Merkmal "Anwendung von Sicherheitsmaßnahmen" habe ich mir notiert, dass z.B. auch eine dokumentierte Flurwache als Merkmal ausreichen würde bzw. die Begleitung des Patienten durch Personal der Station auf der Station selbst (also beim Verlassen des Zimmers). Nach dem OPS 2018 wird wohl dann nach präventiven (personell) und reaktiven (personell, räumlich, mechanisch sowie medikamentös) Maßnahmen unterteilt. Für das Merkmal "Akute Selbstgefährdung durch Suizidalität oder schwer selbstschädigendes Verhalten" hatte ich mir bislang notiert, dass hier z.B. dokumentierte Suizidalität, Selbstverletzung durch bspw. "ritzen", komplette Nahrungsverweigerung/ Trinkverweigerung, Konsum von Drogen während des Aufenthaltes, ... als Merkmale dienen könnten. Nach dem OPS 2018 fällt darunter auch die Verweigerung notwendiger medizinischer Maßnahmen.

    Soweit...so "gut"... ich hätte mir etwas mehr Präzision von den überarbeiteten OPS erhofft. Ihr auch?

    Lieben Gruß!

    Life is no Sugarlicking.