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Delmenhorst Nur noch ein Krankenhaus in der Stadt

Delmenhorst. Die Fusion des Klinikums Delmenhorst und des Josef-Stifts ist ein gutes Stück vorangekommen. Am Dienstag trafen sich die Aufsichtsgremien und die Geschäftsführungen beider Häuser zum zweiten Spitzengespräch.
24.01.2014, 07:10 Uhr
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Von Andreas D. Becker

Die Fusion des Klinikums Delmenhorst und des Josef-Stifts ist ein gutes Stück vorangekommen. Am Dienstag trafen sich die Aufsichtsgremien und die Geschäftsführungen beider Häuser zum zweiten Spitzengespräch. Dabei war man sich einig, dass die Fusion der beiden Krankenhäuser angestrebt werden soll. Zwei Arbeitsgruppen sollen dafür eingerichtet werden.

Mittelfristig wird es in Delmenhorst nur noch ein Krankenhaus geben. Wer dann der Betreiber ist und an welchem Standort dieses Krankenhaus stehen wird, ist aber noch offen. Die angestrebte Einhäusigkeit soll definitiv nicht nur organisatorischer, sondern auch räumlicher Natur sein, wie Oberbürgermeister Patrick de La Lanne gestern in der Pressekonferenz zum nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss erklärte. Dass eine Fusion des städtischen Klinikums mit dem katholischen St.-Josef-Stift nur sinnvoll zu handhaben ist, wenn die beiden Krankenhäuser an einem Standort zusammenwachsen, war nach Informationen unserer Zeitung bereits Konsens des ersten Spitzengespräches vor gut einem Monat.

„Wann diese Einhäusigkeit umgesetzt sein wird, wissen wir aber noch lange nicht“, erklärte Thomas Breidenbach, Geschäftsführer des Stifts, gestern. Erstmal müssen andere Dinge geklärt werden. Kompliziert könnte es werden, den Zusammenschluss des kommunalen mit dem katholischen Haus einzufädeln. Wie das funktionieren könnte und wie die Nachfolgegesellschaft zu organisieren ist, soll die erste der beiden Arbeitsgruppen klären, die sich mit den gesellschaftsrechtlichen Fragen der Fusion beschäftigt.

Die zweite Arbeitsgruppe erstellt ein medizinisch-pflegerisches Konzept, das die Fusion an beiden Standorten vorbereitet und so schließlich die Zusammenlegung überhaupt erst ermöglichen soll. Erst wenn feststeht, was das neue Delmenhorster Krankenhaus können soll, werden sich die Planer auch damit beschäftigen, wo die dafür benötigten Gebäude stehen. Beide Arbeitsgruppen sollen von externen Experten moderiert werden und aus Vertretern beider Kliniken und externen Beratern bestehen.

Obwohl sich alle Beteiligten bislang optimistisch über die Fusionspläne äußerten, sollte nicht vergessen werden, dass es ähnliche Bestrebungen bereits vor zehn Jahren in Delmenhorst gab. Schon damals hatten Ärzte beider Krankenhäuser ein Papier mit dem Titel „,Einhäusigkeit’ Chirurgie in Delmenhorst“ erarbeitet, schon damals kamen die Ärzte, die teilweise heute noch am Klinikum praktizieren, zu dem Schluss, dass es sinnvoll sei, die chirurgischen Disziplinen beider Häuser durch die „Bildung eines Chirurgischen Versorgungszentrums Delmenhorst (CVD)“ zusammenzulegen.

Zwar haben die Ärzte, unterstützt von einigen Politikern, in ihrem Ideenpapier nur die chirurgischen Abteilungen der beiden Krankenhäuser angeschaut, sie kamen aber trotzdem zu folgendem Schluss: „Dennoch finden wir, dass dieses Papier auf alle Fachabteilungen übertragbar sein kann. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch, das man den Mut hat, die entsprechenden Schritte ohne Ressentiments zu diskutieren.“ Damals scheiterten die Bemühungen.

Die Ressentiments scheinen aber noch vorhanden zu sein. Der Betriebsrat des Klinikums Delmenhorst ist jedenfalls nicht über die von der SPD-Politikerin Roswitha Ahrens-Groth angeschobene Bürgerinitiative „Rettet unsere Krankenhäuser“ begeistert. Die Arbeitnehmervertreter erinnern daran, dass die Sozialdemokratin als Ratsfrau damals an der Neugründung der Krankenhaus gGmbH beteiligt war und somit mitverantwortlich für die schlechte Eigenkapitalausstattung des Klinikums sei. Ein Grund, der maßgeblich zu der finanziellen Schieflage des Klinikums im vergangenen Jahr geführt habe.

Auch die Konzentration der Politik und der Bürgerinitiative auf eine innerstädtische Krankenhaus-Hochzeit beurteilt der Betriebsrat sehr kritisch, er plädiert dafür, eine Fusion mit dem Klinikum Oldenburg nicht aus den Augen zu verlieren: „Die von Roswitha Ahrens-Groth jetzt versuchte Sabotage einer strategischen Partnerschaft mit dem Klinikum Oldenburg erfolgt seltsamerweise erst, nachdem die Beschäftigten unseres Krankenhauses im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen zum Entgeltverzicht gezwungen waren. Dieses ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Beschäftigten unseres Krankenhauses.“

Grundvoraussetzung für alle Fusionspläne ist aber, dass das Klinikum die Insolvenz abwenden kann. Wie Klinikum-Geschäftsführer Peter Stremmel am Mittwoch im Verwaltungsausschuss berichtete, haben sich die Zahlen am Klinikum Ende 2013 so positiv entwickelt, dass es dank der Geldspritzen der Stadt geschafft wurde, eine schwarze Null zu schreiben.

Allerdings wird am städtischen Krankenhaus immer noch über den Zukunftssicherungstarifvertrag (ZuSi) verhandelt, offenbar wurde noch keine Einigung mit der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund erzielt. Die Hausbank des Klinikums hat den Verhandlungsparteien nun noch ein klein wenig Zeit bis nächste Woche eingeräumt, um den Vertrag zu unterschreiben.

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