Aus dem Bunker zum Patienten

2500 Kunstwerke besitzt das Kantonsspital, 600 davon sind in einem Luftschutzkeller gelagert. Das Thema Kunst im Spital wird in Zukunft immer mehr professionalisiert. Das Kantonsspital hat dafür seit zwei Jahren eine Kunstbeauftragte, Christine Musits, angestellt.

Martin Preisser
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Christine Musits vor dem Eingang des Kunstdepots am Kantonsspital St. Gallen. (Bild: Luca Linder)

Christine Musits vor dem Eingang des Kunstdepots am Kantonsspital St. Gallen. (Bild: Luca Linder)

Abteilung Radio-Onkologie und Radiologie am Kantonsspital - nur ein Korridor, der demonstriert, wie gekonnt ausgewählte Kunst den Spitalalltag neu definiert. In diesem Falle sind es spezielle Fotografien von Stefan Rohner. Spitäler brauchen Kunst. «Die Anwesenheit von Kunst und Kultur im Spital entspricht einem ganzheitlichen Zugang zum Menschen», sagt Christine Musits, Kunstbeauftragte des Kantonsspitals.

Kunstkommission gegründet

Mit einem 20-Prozent-Pensum kümmert sich die studierte Kunsthistorikerin seit zwei Jahren um Kunst im Spital. «Wir stehen hier eher noch am Anfang, was Kunst im Spital angeht», sagt Musits, die inzwischen aber einiges aufgegleist hat. Sie hat eine siebenköpfige Kunstkommission gegründet, die auch über Neuanschaffungen von Kunst entscheidet. Der St. Galler Künstler Alex Hanimann ist der Vertreter der Kunst in dieser Kommission.

«007 Schleuse 2» steht auf dem Täfelchen, das – mit einem fast geheim wirkenden Eingang – zu einem Luftschutzbunker führt. 600 Kunstwerke sind hier gelagert, 2500 besitzt das Kantonsspital insgesamt, mit Schwerpunkt auf Ostschweizer Kunstschaffen. Bis 2003 war das Hochbauamt des Kantons St. Gallen für Kunst im Spital verantwortlich. Mit den Spitalverbänden nach der Spitalreform Quadriga I sind die Spitäler für ihre Kunst und die Ausstattung der Räume mit derselben verantwortlich, beim Kantonsspital ist es das Departement Bau und Raum. «Kunst kann ihre Wirkung in einer Spitalumgebung nur entfalten, wenn sie professionell organisiert ist», weiss Christine Musits. Und genau dafür ist sie angestellt. Die verschiedenen Abteilungen des Spitals sind dankbar, dass Kunst jetzt unter professioneller Aufsicht auf dem grossen Gelände des Spitals verteilt und gehängt wird.

Christine Musits, die die 2500 Kunstwerke inventarisiert hat, hat beim Amt für Kultur des Kantons 17 Jahre die Kunstsammlung betreut, hat kantonale Kunst- und kulturhistorische Ausstellungen kuratiert und war unter anderem Leiterin des Museums Kornhaus in Rorschach.

Spitalkunst vermitteln

Die spezielle Wirkung und Wichtigkeit von guter Kunst in einer Umgebung, wo Menschen Heilung und Versorgung suchen, ist unbestritten und auch ihre Rolle als Imageverstärkerin. Mit einer Kunstbeauftragten und einer Kunstkommission ist sich das Kantonsspital dieser Bedeutung bewusst. Eine Vorreiterrolle in Sachen Spital und Kunst spielt das Kantonsspital Lausanne, das seit 30 Jahren Kunst im Spital pflegt. Auch das Kantonsspital Aarau hat sich als veritabler Ort der Kunst etabliert und organisiert jährlich vier Kunstausstellungen. Welche Kunst das hiesige Kantonsspital sein eigen nennt, wird bald auch einsichtig: Christine Musits will mit einer Homepage über die Kunstsammlung die Vermittlungsarbeit verstärken und denkt auch über organisierte Begegnungen zwischen Kunstschaffenden und der Spitalbelegschaft nach. Neue Kunst kommt dieser Tage ins öffentliche Restaurant: Es wird ein Werk der St. Galler Künstlerin Katalin Deér eingeweiht.