Cloppenburg - Was soll am Krankenhaus ausgebaut werden? Wo wird gekürzt? Wie soll der Sanierungsprozess weiter vorangetrieben werden? An diesem Mittwoch treffen sich alle Chefärzte und die Geschäftsführung des St.-Josefs-Hospitals Cloppenburg mit Dr. Rudolf Kösters, Vorsitzender der Schwester-Euthymia-Stiftung (die jeweils 52 Prozent am St.-Josefs-Hospital und am Marienhospital Vechta hält), zu einer Klausurtagung. In den Gesprächen sollen – basierend auf den Daten von 2013 – die Leitlinien für 2014/2015 festgelegt werden.
Über den künftigen Kurs der Klinik macht sich eine Gruppe von Mitarbeitern, die ihren Namen nicht nennen wollen, große Sorgen. Die existenzbedrohende Klinikkrise 2011/12 sei längst noch nicht ausgestanden, fragwürdige Managemententscheidungen sorgten dafür, dass sich das Haus weiterhin in kritischem Fahrwasser befinde, betonten die Beschäftigten am Montagvormittag in einem Gespräch mit der NWZ .
„Viele Häuptlinge“
Frei nach dem Motto „Viele Häuptlinge, aber wenige Indianer“ gebe es allein im Bereich der Inneren Medizin bereits sechs Chefärzte – unverhältnismäßig viele, wie die Kritiker finden. Und diese Chefärzte seien sich oftmals nicht grün, es gebe einen regelrechten Verteilungskampf in der Abteilung um die „nur“ 120 Betten und Personal für fachliche Untersuchungen.
Darüber hinaus habe sich die Installation von Priv. Doz. Dr. Matthias Wiese als neuem Chefarzt der Orthopädie über Monate hingezogen. Immerhin weist ihn jetzt die Telefonliste des St.-Josefs-Hospitals – Stand 13. Januar 2014 – schon einmal als leitenden Arzt der Orthopädie aus. An der privaten Viktoria-Klinik Bochum, an der Wiese bislang als Leitender Arzt der Endoprothetik und der orthopädischen Chirurgie gearbeitet hat, soll es Probleme mit der Vertragsauflösung gegeben haben.
Zurzeit führt noch Dr. Ulrich Dammann als leitender Oberarzt für den vor mehr als einem Jahr nach München abgewanderten ehemaligen Chefarzt Professor Dr. Jörg Ohnsorge die – im Zuge der Neustrukturierung von Emstek nach Cloppenburg umgesiedelte – Orthopädie. Diese, so die Gruppe, sei dort inzwischen ganz gut angekommen.
„Chirurgie torpediert“
Dagegen würde in den – mit zahlreichen Topbewertungen ausgezeichneten – Abteilungen der Chirurgie die gute Arbeit torpediert. So werde beispielsweise der Vertrag eines guten Assistenzarztes jetzt nicht verlängert, obwohl die Personaldecke hier eh schon dünn sei. Dazu passe im Übrigen so gar nicht eine Aussage, die der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Joachim Schrader, am 14. Januar 2014 gegenüber der NWZ getätigt hat: „In den letzten fünf, sechs Jahren ist es immer schwieriger geworden, gute Ärzte zu finden.“ Es dränge sich der Eindruck auf, dass unrentable Abteilungen nicht geschlossen und künstlich mit Geldern am Leben erhalten würden, die man aus den gewinnträchtigen Sparten abziehe.
Keine Informationen
Mit der Wiederauszahlung des Weihnachtsgeldes im vergangenen Jahr werde ein Großteil der Mitarbeiterschaft vor allem im Pflegebereich in Sicherheit gewogen. Dagegen sei das – vor dem Hintergrund der zwischenzeitlichen Weihnachtsgeldstreichung und des Lohnerhöhungsverzichts gegebene – Versprechen, die Mitarbeiter transparent, offen und jederzeit über den finanziellen Zustand der Klinik zu informieren, nie eingelöst worden. „Wir fürchten, dass die Klinik schon bald wieder neue Kredite braucht.“
Die Verwaltung müsse dringend neu strukturiert werden – weg von einem Wasserkopf mit Geschäftsführer, einem Klinikmanager als Prellbock zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung, einem klinischen Sanierungsbeauftragten sowie einem Marketing- und Kommunikationsleiter. Dazu komme dann noch ein Controlling, das den Medizinern ständig Knüppel zwischen die Beine werfe.
Motivierte Mitarbeiter
Denn das St.-Josefs-Hospital – so die Mitarbeitergruppe – verfüge immer noch über ein „irres Potenzial mit extrem motivierten medizinischen und pflegerischen Mitarbeitern“. Dieses Vorwärtsstreben werde jedoch durch die Verwaltung – mit einem durch die Klinikkrise beschädigten Geschäftsführer Michael gr. Hackmann – „absolut gebremst“. „Was gut läuft, wird beschnitten, was schlecht läuft toleriert.“