109 899 freie Stellen

Ein Blick auf die bestehenden Vakanzen der Schweizer Firmen gibt einen ersten Fingerzeig, welchen Bedarf einzelne Branchen anmelden könnten.

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Bei den Pflegekräften ist der Bedarf an Arbeitskräften derzeit besonders gross. (Bild: Keystone)

Bei den Pflegekräften ist der Bedarf an Arbeitskräften derzeit besonders gross. (Bild: Keystone)

(Mue.)

In der Schweiz sind zuletzt annähernd 110 000 Stellen ausgeschrieben gewesen. Das geht aus den Zahlen des Unternehmens «x28» hervor, das den wohl verlässlichsten Überblick über Vakanzen am Schweizer Arbeitsmarkt liefert. Basis für die Aussage bilden die Ergebnisse einer Suchmaschine, die mehrmals täglich die Websites von rund 300 000 Schweizer Unternehmen nach offenen Stellen absucht.

Ein Indikator für Kontingente

Die Zahlen liefern einen ersten Vorgeschmack, welche Ansprüche einzelne Branchen auf die Verteilung von Kontingenten anmelden könnten. Grossen Bedarf würden demnach derzeit die dem Informatiksektor zurechenbaren Unternehmen sowie das Gesundheitswesen anmelden. Während bei Ersteren «x28» Mitte Januar dieses Jahres 5602 Vakanzen ausmachte, gab es im Gesundheitswesen 5042 freie Stellen. Auffallend an den Zahlen ist, dass die Monate Dezember und Januar auch wegen der kalten Witterung als besonders schwierig am Arbeitsmarkt gelten und es dennoch einen grossen Bedarf der Schweizer Wirtschaft gegeben hat.

Wenn die Schweiz also künftig weniger auf qualifizierte ausländische Arbeitskräfte setzen will, was in letzter Konsequenz von der Höhe der Kontingente abhängen wird, müssen Schweizer die Vakanzen füllen. Ob dieses Unterfangen jedoch aufgrund der immer wieder zu hörenden Klagen über einen Mangel etwa an qualifizierten Ingenieuren, IT-Kräften oder Ärzten tatsächlich gelingen wird, muss sich erst noch weisen.

Dass dies jedoch nur schwierig zu bewerkstelligen sein wird, zeigen die Zahlen der beiden Pharmakonzerne Novartis und Roche. Die beiden Konzerne belegen auf der «x28»-Rangliste jener Arbeitgeber mit dem grösstem Personalbedarf die Plätze zwei und drei. Mitte Januar gab es bei Novartis 338 und bei Roche 234 freie Stellen. Besonders eifrig suchte zuletzt die UBS mit mehr als 400 Vakanzen.

Der Chef von Novartis Schweiz, Pascal Brenneisen, mahnte bereits eine grosszügige Auslegung an, um den Schaden für den Wirtschaftsstandort zu begrenzen. Novartis beschäftigt hierzulande 15 000 Personen. Nur jeder dritte Beschäftigte kommt aus der Schweiz, die Herkunft des restlichen Novartis-Personals verteilt sich auf mehr als hundert Nationen. Jede vierte Arbeitskraft kommt bei Novartis aus Deutschland, jede fünfte aus Frankreich.

Nicht viel anders sehen die Statistiken von Roche aus. Der Konzern beschäftigt hierzulande rund 12 000 Personen, wovon annähernd 60% keinen Schweizer Pass besitzen. Wie bei Novartis bilden Franzosen und Deutsche die grösste Ausländer-Gruppe, ein Viertel der gesamten Roche-Belegschaft in der Schweiz sind Grenzgänger.

Einen Fingerzeig für den möglichen Bedarf der hiesigen Wirtschaft liefert auch der jährlich veröffentlichte Observatoriumsbericht zum Freizügigkeitsabkommen Schweiz - EU. Darin hiess es im Juni vergangenen Jahres, insgesamt habe der Anteil an Erwerbstätigen aus dem EU-Raum zwischen 2002 und 2012 um 5 Prozentpunkte auf 22% zugenommen. Dabei seien 60% des Zuwachses punkto Erwerbstätigkeit von EU-Bürgern auf die Berufsgruppen Führungskräfte, akademische Berufe sowie Techniker entfallen.

Gesuchte Pflegepersonal

Zwar finden immer noch viele EU-Arbeitskräfte – vorrangig aus den südeuropäischen Ländern in der Bauwirtschaft – Unterschlupf im Gast- und Baugewerbe. Doch im betrachteten Zeitraum hat der Erwerbstätigenanteil mit EU-Pass überdurchschnittlich stark in den Bereichen Information und Kommunikation (+8%) und bei den freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen (+6%) zugenommen; es folgen das Baugewerbe (+6%) infolge der florierenden Konjunktur in dieser Branche sowie die Industrie und das verarbeitende Gewerbe (+6%).

Etwas zurückgefallen ist in diesem Zeitraum jedoch mit einem unterdurchschnittlichen Zuwachs von 3 Prozentpunkten der Anteil der EU-Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen. Im 9. Observatoriumsbericht heisst es dazu jedoch, es sei zu berücksichtigen, dass dieser Bereich in den vergangenen Jahren ein mehr als doppelt so starkes Wachstum der gesamten Erwerbstätigkeit verzeichnet habe als das Total aller Branchen. In der «x28»-Rangliste der 25 meistgesuchten Berufsleute waren Pflegefachkräfte (2663 Vakanzen) denn auch besonders gefragt. Nur der Elektromonteur mit 2681 ausgeschriebenen Stellen wurde Mitte Januar dieses Jahres noch händeringender gesucht.