Die Teilnehmer der 23. Jahreskonferenz der Association of Epilepsy Centers wollen kleine Wohngruppen mit mehreren Betreuern. Das sei, so die Experten, für die Patienten und die Mitarbeiter besser. Foto: Freudenberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Konferenz Europäischer Epilepsiezentren sieht politischen Handlungsbedarf / Kleinere Wohngruppen sind besser

Kehl-Kork (red/sad). Um den hohen Standard der europäischen Epilepsiezen-tren zu sichern, braucht die Association of Epilepsy Centers die Unterstützung der Politik: Bei ihrer 23. Jahreskonferenz im Epilepsiezentrum Kork forderten die Experten mehr Geld für die Zentren. Der internationale Vergleich zeige, dass auf europäischer Ebene eine Abstimmung der gesundheits- und sozialpolitischen Ziele für eine sichere Fortführung der intensiven Begleitung von Patienten mit schweren Epilepsien erforderlich sei, betonten Ärzte, Psychologen und Mitarbeiter der Zentren auf ihrer Tagung in Kehl.

Bestehende Fallpauschalen bilden nach Ansicht der Verantwortlichen nicht die in den Zentren geleistete Arbeit ab. Diese Epilepsiezentren widmen sich, über die rein dia-gnostische und therapeutische Arbeit hinaus, auch sozialmedizinischen Fragestellungen. Für Menschen, die aufgrund ihrer Hirnschädigung schwere geistige und körperliche Behinderungen haben, unterhalten diese Einrichtungen neben Fachkliniken auch Sonderschulen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sowie differenzierte Wohnangebote.

Auf welchen Gebieten die Kooperation von Epilepsiezentren mit Universitätskliniken Perspektiven zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit schwer therapierbaren Epilepsien bietet, zeigte Bernhard Steinhoff auf. Der Ärztliche Direktor des Epilepsiezentrums Kork stellte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik in Straßburg vor.

Patienten profitierten von der Möglichkeit, auf beiden Rheiseiten behandelt zu werden

Im Anschluss an ein dreijähriges Modellprojekt habe sich der fachliche Austausch gut etabliert. Patienten entlang des Oberrheins profitierten in besonderer Weise von dieser Partnerschaft.

Noch in diesem Frühjahr stünden vertragliche Vereinbarungen mit den Krankenkassen an, die es den Patienten ermöglichen, im Bedarfsfall einfacher das spezialisierte Angebot auf der jeweils anderen Rheinseite zu nutzen, erläuterte Steinhoff.

Vorgestellt wurden auch verschiedene Wohnkonzepte für Menschen mit schweren Behinderungen. Dabei zeigte sich in den europäischen Zentren, dass kleinere Wohngruppen sowohl diesem Personenkreis als auch den Mitarbeitenden besser gerecht werden.

Eine zu knapp bemessene Personalzumessung stehe dem politisch und rechtlich vorgegebenen Inklusions-Auftrag der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen entgegen – davon sind die Experten in Kehl überzeugt. Initiiert wurde diese Vereinigung 1988 von Christian Pachlatko (Schweizerisches Epilepsiezentrum, Zürich) und Pfarrer Martin Geiger, bis 1993 Direktor des Epilepsiezentrums Kork. Das Epilepsiezentrum Kork (121 Betten) umfasst Epilepsiekliniken für Kinder und Jugendliche, für Erwachsene sowie die auf Menschen mit einer geistigen Behinderung spezialisierte Séguin-Klinik.