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OWL

Verwirrung um Landeplätze

EU-Verordnung: Neue Auflagen für Rettungshubschrauber am Krankenhaus

12.10.2014 | 12.10.2014, 16:42
Vor der Luftrettungsstation von Christoph 13 an der Rosenhöhe ist die neue EU-Anforderung bereits umgesetzt. Der Bielefelder Rettungshubschrauber schwebt hier über dem nun roten Heli-H. Im Hintergrund wartet ein Rettungswagen. - © FOTO: SARAH JONEK
Vor der Luftrettungsstation von Christoph 13 an der Rosenhöhe ist die neue EU-Anforderung bereits umgesetzt. Der Bielefelder Rettungshubschrauber schwebt hier über dem nun roten Heli-H. Im Hintergrund wartet ein Rettungswagen. | © FOTO: SARAH JONEK

Bielefeld. Die Verwirrung unter den Krankenhausbetreibern war vor wenigen Monaten noch riesig. Eine EU-Verordnung (965/2012), die am 28. Oktober in Kraft tritt, bedrohte den Fortbestand der Hälfte aller Krankenhaus-Landeplätze im Bundesgebiet. Medien berichteten schon, die EU behindere die Luftrettung in Deutschland. Doch EU und Verkehrsministerium lenkten ein. Das nun geforderte rote "Heli-H" findet man aber in Bielefeld noch höchst selten.

Die neue EU-Verordnung von 2012 regelt zahlreiche Anforderungen, die für Heli-Landeplätze erforderlich sind: Beleuchtung, Freiheit des Luftraums und Beschriftungen. In Lünen muss deshalb die Station von "Christoph 8" für 80.000 Euro umgebaut werden. Unter anderem muss das bisher weiße "Heli-H", das den Zielpunkt des Landeplatzes bezeichnet, künftig rot sein.

Das erste rote H in Bielefeld findet sich vor der Luftrettungsstation an der Rosenhöhe, der Station von Christoph 13. Demnächst wird laut Bethel-Sprecher Jens Garlichs auch vom neuen Landeteller auf dem Gilead-Dach rote Farbe auf weißem Grund leuchten. Alle anderen Hs sind noch weiß.

Information

Heli-H

Jahrelang landeten die Piloten ihre Rettungshubschrauber auf weißen Heli-Hs, dem Mittelpunkt der Landestelle. Die Hs genehmigter Landeplätze sollen nach EU-Recht künftig rot sein.

Die nur mit Mindeststandards ausgestatteten Landestellen auf der flachen Wiese (PIS) sollen weiß bleiben, aber rot umrandet werden. Dadurch soll im Anflug schon die Art der Landestelle für den Piloten  erkennbar sein.

Suche ist noch nicht abgeschlossen

Nur etwa 500 der 2.100 Landeplätze in Deutschland sind als Hubschrauberflugplätze behördlich genehmigt. Die restlichen Landestellen sind entweder per Ausnahmeregelung geduldet oder noch gar nicht bekannt. Das Bundesverkehrsministerium reagierte im Juli auf die Genehmigungssorgen und versprach alle Plätze in "Landestellen von öffentlichem Interesse" ("public interest sites" = PIS) umzuwandeln. Damit soll sichergestellt werden, dass kein Landeplatz geschlossen werden muss. Doch die Suche nach diesen Landeplätzen ist immer noch nicht abgeschlossen. Der eigens gegründeten AG der Luftrettungsbetreiber (ADAC, Deutsche Rettungsflugwacht und Bundespolizei) sind viele Landestellen schlicht nicht bekannt. "Wir sammeln aktuell noch. Den 28. Oktober als Termin können wir nicht halten", erklärt Andreas Kümer von der Bundespolizei-Fliegerstaffel.

"In Bielefeld gibt es vier genehmigte Hubschrauberflugplätze", sagte Sigrun Rittrich von der Bezirksregierung Münster, die für die Flugsicherheit in Westfalen zuständig ist: 
1. auf dem Flugplatz Windelsbleiche. 2. vorm Luftrettungszentrum an der Rosenhöhe. 3. auf dem Parkdeck vom Klinikum Mitte und
4. auf dem genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Landeteller von Gilead I.

Während der neue Bethel-Landeplatz auf dem neuesten Sicherheitsstand sei, so Rittrich, sei der vergleichsweise alte Landeplatz vom Klinikum Mitte "nach heutigen Vorstellungen nicht optimal". Aber seine Genehmigung laufe Ende des Monats deshalb nicht aus: "Da wird es im Laufe der Zeit Änderungswünsche geben", so Rittrich. Dazu werde dann auch das rote Heli-H gehören.

Für die geduldeten Landestellen am Klinikum Rosenhöhe und am Johanneskrankenhaus (dort wurde das Heli-H gerade erst frisch geweißt – ohne Rot) wurde Antrag auf einen "PIS" gestellt.

Ein Krankenhaus ohne Landeplatz

In diesen Fällen wird die AG der Betreiber in Kürze sicherheitsrelevante Wünsche an die Krankenhäuser herantragen: "Die Krankenhäuser sind in der Regel bereit, nachzubessern", so Kümer. Wie hoch diese Kosten sein werden, ist noch unklar.
Der neue Landeteller auf dem Gilead-Dach wird erst in Kürze mit einem roten Heli-H versehen. - © FOTO: DETLEF WITTIG
Der neue Landeteller auf dem Gilead-Dach wird erst in Kürze mit einem roten Heli-H versehen. | © FOTO: DETLEF WITTIG

Nur dort, wo zu groß gewordene Bäume ein Durchstarten erschweren, soll es höhere Auflagen geben. "Das sind aber nur Kliniken auf dem Land, die nur ein- bis zweimal pro Jahr angeflogen werden."

Einziges Bielefelder Krankenhaus ohne Landeplatz ist übrigens das Franziskus-Hospital: "Im Innenhofpark sind in Notfällen auch schon Rettungshubschrauber gelandet", sagte Niels Rahe-Meyer, Chefarzt der dortigen Anästhesie. "Aber wir verstehen uns nicht als Hubschrauber-Krankenhaus."