Gesundheit
Stewardessen bringen dem Pflegepersonal Manieren bei

Öffentliche Spitäler buhlen um Privatversicherte. Das hat Folgen für die Belegschaft. Patienten werden vermehrt als Kunden wahrgenommen. Aktive oder ehemalige Stewardessen zeigen den Angestellten, worauf sie achten müssen.

Thomas Schlittler
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«Hätten Sie gerne ein Schöggeli?» – Swiss-Stewardessen zeigen den Angestellten öffentlicher Spitäler, worauf sie im Umgang mit Patienten achten müssen.

«Hätten Sie gerne ein Schöggeli?» – Swiss-Stewardessen zeigen den Angestellten öffentlicher Spitäler, worauf sie im Umgang mit Patienten achten müssen.

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Die Kundenfreundlichkeit der Swiss-Stewardessen gilt nicht nur in der Luftfahrt als vorbildlich. Deshalb lassen auch Unternehmen aus anderen Branchen ihr Personal von aktiven oder ehemaligen Stewardessen schulen. Der Gesundheitssektor gehört ebenfalls zu den Kunden von Swiss Aviation Training (SAT), die für die Aus- und Weiterbildung des Swiss-Personals zuständig ist.

Während früher vor allem Privatkliniken das Angebot in Anspruch genommen haben, kommen nun vermehrt öffentliche Spitäler auf die Swiss-Tochter zu: «Seit Einführung der Fallpauschalen sowie der freien Spitalwahl ist der eigene Auftritt bei öffentlichen Spitälern verstärkt zum Thema geworden», sagt Karin Wolf-Schwarz, die bei SAT für die externen Kurse verantwortlich ist.

Die Experten der Swiss zeigen dem Krankenhauspersonal, worauf sie im Umgang mit den Patienten achten müssen, damit sich diese wohlfühlen. Das Ziel sei, dass das Krankenhauspersonal die Patienten vermehrt als Kunden wahrnehme, so Wolf-Schwarz. Neben den Umgangsformen ist in den Kursen auch das Erscheinungsbild ein Thema. Wolf-Schwarz: «Wir fördern bei der Belegschaft das Bewusstsein, dass ein Tattoo, ein Piercing, eine ungepflegte Frisur oder unpassende Kleidung bei einigen Patienten ein ungutes Gefühl auslösen kann.»

Solche Belehrungen – die in einigen öffentlichen Spitälern zu festen Vorschriften geworden sind – werden beim betroffenen Krankenhauspersonal heiss diskutiert. Das wissen auch die Verantwortlichen: «Das gefällt natürlich nicht allen. Aber an diesem Wandel kommen die öffentlichen Spitäler – und damit auch die Belegschaft – nicht vorbei», sagt Matthias Pfammatter, Direktor des Zürcher See-Spitals mit Standorten in Kilchberg und Horgen.

Das See-Spital hat kürzlich eine eigene Abteilung für Privat- und Zusatzversicherte eröffnet – und ist damit kein Einzelfall. Pfammatter: «Seit Einführung der neuen Spitalfinanzierung – und insbesondere der Aufhebung der Defizitgarantie – ist der Kampf um die Privat- und Zusatzversicherten voll entbrannt.» Denn die obligatorisch Versicherten seien nicht kostendeckend.