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Bielefeld

Lotsen geben Orientierung für Schlaganfallpatienten

Land fördert Modellprojekt in Ostwestfalen-Lippe mit mehr als 800.000 Euro / Neue App verwaltet Patientendaten

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31.10.2014 | 31.10.2014, 15:46
Lotsen geben Schlaganfallpatienten Orientierung - © Bielefeld
Lotsen geben Schlaganfallpatienten Orientierung | © Bielefeld

Bielefeld. Klinikärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Hausärzte - auf ihrem Weg durch den Gesundheitsdschungel haben Patienten Kontakt zu so vielen Experten, dass schnell der Überblick verlorengeht. Fünf sogenannte Schlaganfall-Lotsen begleiten in einem Modellprojekt seit Anfang des Jahres rund 120 Patienten von der Akutphase kurz nach dem Schlaganfall über die Reha bis zur Nachsorge zu Hause. Nun ziehen sie eine Zwischenbilanz.

Aus Sicht der Lotsen ist die starke Unterteilung der Gesundheitsbranche oft ein Problem für Patienten, vor allem wenn die Folgen des Schlaganfalls ihnen die Organisation des Alltags zusätzlich erschweren. "Unser Ziel ist es, diese Sektorengrenzen zu überwinden und aus Sicht der Patienten die Versorgung zu verbessern", sagt Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe.

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Symptome

Ein Schlaganfall zeigt sich oft in plötzlich auftretenden Symptomen.

Dazu gehören Sehstörungen, Sprach- und Verständnisstörungen, halbseitige Lähmung des Körpers, Schwindel und sehr starke Kopfschmerzen, möglicherweise mit Erbrechen verbunden.

Im Notfall sollte der Patient bis zur Ankunft des Arztes beruhigt werden.

Das Modellprojekt der Schlaganfallhilfe läuft bis Juli 2015 und wird vom Gesundheitsministerium und der Europäischen Union mit insgesamt 885.000 Euro gefördert. Bereits jetzt ist klar: Nach Ablauf der Förderungsdauer soll das Projekt weitergeführt werden. Einige der beteiligten Kliniken in OWL überlegen bereits, wie sie die Schlaganfall-Lotsen langfristig finanzieren können. Momentan stammt das Geld für die fünf Stellen noch aus dem Fördertopf.

Die Schlaganfall-Lotsinnen Anke Siebdrat, Lisa Stapperfenne, Petra Tarrach-Riels, Sabine Bruning und Jana Schwarze (v. l.) testen die neue App. - © FOTO: SARAH JONEK
Die Schlaganfall-Lotsinnen Anke Siebdrat, Lisa Stapperfenne, Petra Tarrach-Riels, Sabine Bruning und Jana Schwarze (v. l.) testen die neue App. | © FOTO: SARAH JONEK

Unter den Lotsinnen sind Krankenschwestern und eine Sprachtherapeutin. Sie lernen die Patienten meist schon kurz nach dem Schlaganfall am Krankenbett kennen und begleiten sie dann rund ein Jahr lang. Zunächst sammeln sie Informationen über das Krankheitsbild, die Lebenssituation und die bisherige medizinische Versorgung der Patienten. Aber auch zu Familie und Freunden der Patienten knüpfen sie oft Kontakt. "Es entsteht schnell eine intensive Vertrauensbasis, das ist ein Bonus, der sich über die Zeit zieht", sagt Schlaganfall-Lotsin Sabine Bruning.

Die Lotsen helfen bei der Koordination zwischen verschiedenen Kliniken und Praxen, erklären die Wirkungsweise von Medikamenten, vermitteln Kontakte zu Selbsthilfegruppen oder unterstützen die Patienten bei Amtsangelegenheiten. In Zukunft soll ihnen eine speziell für das Projekt entwickelte App bei der Organisation der Patientendaten helfen und schwere Aktenordner ersetzen.