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Medizinkonzern steigert Quartalsgewinn Klinikzukäufe zahlen sich für Fresenius aus

Der Medizinkonzern Fresenius profitiert von der Übernahme des Konkurrenten Rhön-Klinikum: Im dritten Quartal stiegen Gewinn und Umsatz deutlich. Auch bei der Dialysetochter läuft es rund. Eine geplante Kooperation will der Konzern jedoch nochmal überprüfen.
Foto: Frank Rumpenhorst/ picture alliance / dpa

Bad Homburg - Beim Medizinkonzern Fresenius  und seiner Dialysetochter Fresenius Medical Care  (FMC) läuft es rund: Beide Dax-Unternehmen haben stärker zugelegt als von Experten erwartet. Unterstützung gab es durch Zukäufe und von der Währungsseite, der Euro hatte sich im Laufe des dritten Quartals weiter abgeschwächt. Damit schlug das Wachstum der in Dollar bilanzierenden FMC voll durch, der Umsatzanteil am Konzern stieg.

Doch auch aus eigener Kraft schafften beide Firmen solide Zuwächse. "Unser Wachstum hat konzernweit an Fahrt gewonnen", sagte Unternehmenschef Ulf Schneider am Dienstag in Bad Homburg laut Mitteilung. Fresenius bekräftigte den Konzernausblick für 2014.

Beim Umsatz legte Fresenius dank der zugekauften Krankenhäuser des Klinikbetreibers Rhön-Klinikum und aus eigener Kraft um 18 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro zu. Die Belastung durch den starken Euro ging dabei auf zwei Prozentpunkte zurück. Das operative Ergebnis (Ebit) kletterte um neun Prozent auf 820 Millionen Euro. Der bereinigte Gewinn stieg um vier Prozent auf 281 Millionen Euro.

Die von Rhön-Klinikum erworbenen Krankenhäuser, die bei Fresenius in der Helios Sparte integriert sind, entwickelten sich nach Plan. Fresenius hat Anfang des Jahres 40 Kliniken von Rhön für rund drei Milliarden Euro übernommen und ist der größte private Klinikkonzern Deutschlands.

Geplantes russisches Gemeinschaftsunternehmen wird nochmal geprüft

Auch die Sparte Kabi, die auf Infusionstherapie, Generika und klinische Ernährung ausgerichtet ist, wuchs organisch um fünf Prozent, das Ergebnis ging allerdings um ein Prozent zurück. Die Marge bei Kabi sank, da sich zum einen weiterhin die gesunkene Anwendung der Infusionslösung HES bemerkbar macht. Ende des vergangenen Jahres hatte die europäische Arzneimittelbehörde den Einsatz eingeschränkt. Zudem sind die Wettbewerber in Nordamerika wieder auf die Beine gekommen. Im Vorjahr hatte Kabi stark von deren Lieferengpässen profitiert.

Die Jahresprognose für die Ebit-Marge wurde eingeengt. Sie soll nun bei rund 17 Prozent herauskommen. Das Umsatzwachstum bei Kabi sieht Finanzvorstand Stephan Sturm auf Jahressicht nun eher am unteren Ende der Spanne von vier bis sechs Prozent, sagte der Manager auf einer Telefonkonferenz. Kabi machte im dritten Quartal gut ein Fünftel der Konzernerlöse aus.

Angesichts der Ukraine-Krise überprüft Fresenius aber den geplanten Schulterschluss mit dem russischen Pharmaunternehmen CJSC Binnopharm. "Wir sehen uns das genau an", sagte Fresenius-Chef Ulf Schneider in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Wir können Ihnen derzeit nichts Neues über das Thema sagen. Wir befinden uns in Diskussionen mit unseren russischen Partnern."

Die auf flüssige Nachahmermedikamente spezialisierte Fresenius-Tochter Kabi hat im April angekündigt, ihr Geschäft in Russland und den GUS-Staaten in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Binnopharm einzubringen und daran 51 Prozent der Anteile zu halten. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Lage in Russland wegen der Sanktionen des Westens jedoch deutlich verschlechtert. "Jeder, mit dem ich in der Branche gesprochen habe, berichtet dort von Umsatzrückgängen", sagte Schneider. Das sei bei Fresenius nicht anders.

Auch Fresenius Medical Care wächst schneller

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) hat im dritten Quartal sein Wachstumstempo weiter gesteigert. Die Erlöse kletterten um zwölf Prozent auf 4,11 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis stieg um sechs Prozent auf 590 Millionen Dollar. Hier konnte FMC nur außerhalb Nordamerikas zulegen. Die Ergebnisentwicklung in den USA steht schon länger unter Druck, da unter anderem die Höhe der staatlichen Erstattung der Dialysebehandlung gesenkt wurde. Rund drei Viertel aller FMC-Patienten in den USA sind staatlich krankenversichert.

Im zweiten Quartal konnte FMC hier noch etwas zulegen, im ersten Quartal ging es dagegen noch deutlicher zurück. Grundsätzlich rechnet der Konzern bei der Dialyse-Erstattung mit einer Stagnation. Zuwächse erwarte man entweder durch die Steigerung der Patientenzahlen oder Akquisitionen, sagte ein Sprecher.

FMC will daher in neue Bereiche vordringen und die Expansion in Schwellenländern wie China und auch Indien vorantreiben. Zweistelliges organisches Wachstum erzielte FMC im dritten Quartal bereits in Lateinamerika und Asien.

Aktienkurse beider Unternehmen geben trotzdem nach

Trotz der großteils guten Bilanzen gaben die Aktien der beiden Unternehmen am Dienstag nach. Beide gehören im bisherigen Jahresverlauf aber zu den stärksten Werten im Dax. Analysten hatten durch die Bank bereits mit starken Geschäftszahlen gerechnet. Außerdem sind die FMC-Anteile mit einem Plus von knapp 13 Prozent Spitzenreiter im deutschen Leitindex seit Ende 2013.

Fresenius-Aktien hatten erst am vergangenen Freitag ein Rekordhoch von 41,495 Euro markiert und gehören mit einem Aufschlag von mehr als acht Prozent zur Top 5 der Dax-Titel in diesem Jahr. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen hieß es von Experten der Commerzbank, dass die Margenentwicklung der Tochter Kabi enttäuscht habe. Am Nachmittag lag Fresenius mit 0,72 Prozent und FMC mit 0,61 Prozent im Minus.

Fresenius beschäftigt zu Ende September gut 214.000 Mitarbeiter, im Vergleich zu Ende Dezember ein Plus von 20 Prozent.