Wermelskirchen Geburtsstation rechnet sich alleine nicht

Wermelskirchen · Immer mehr Kliniken schreiben rote Zahlen, dem Krankenhaus in Wermelskirchen aber geht es wirtschaftlich gut. Sorgen bereitet lediglich die Geburtsstation. Alleine sei sie nicht kostendeckend, sagt Geschäftsführer Christian Madsen.

 Schwester Ingeborg Belgard und der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Dieter Glaser, im Kinderzimmer der Geburtshilfestation des Krankenhauses.

Schwester Ingeborg Belgard und der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Dieter Glaser, im Kinderzimmer der Geburtshilfestation des Krankenhauses.

Foto: Jürgen Moll

Mit der Entbindungsstation sei es "schwierig", meint Christian Madsen, Geschäftsführer im Wermelskirchener Krankenhaus. Während sich die Klinik derzeit auf einem erfolgreichen Wachstumskurs befände und positive Zahlen schreibe, sei die Geburtsstation alleine nicht kostendeckend. "Die Vergütung reicht nicht aus", meint Madsen. Der Entscheidung der Leitung und der Träger - zu zwei Dritteln die Stadt Wermelskirchen und zu einem Drittel der Rheinisch-Bergische Kreis - sei es zu verdanken, dass Frauen weiterhin in Wermelskirchen entbinden können. "Durch unsere Mischkalkulation können wir die Station halten", erklärt Madsen.

Viele Kliniken stecken in einer so tiefen Finanzmisere, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Versorgung in Deutschland gefährdet sieht. 42 Prozent der Krankenhäuser hätten im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Bei den Geburtsstationen alleine waren es 58 Prozent. Ein großes Problem für die Abteilung sei der Geburtenrückgang, sagt Madsen. Etwas mehr als 300 Neugeborene erblicken jedes Jahr in Wermelskirchen das Licht der Welt. "Die Zahl ist seit Jahren konstant", berichtet der Geschäftsführer. "Fürs Betreiben aber ist das zu wenig." Generell sei das Krankenhaus wirtschaftlich gut aufgestellt, weil es etwa in den vergangenen Jahren sein Leistungsspektrum ausgebaut habe. Die Klinik habe in neues qualifiziertes Personal investiert. "Unser Angebot ist einfach besser geworden", meint Madsen.

Um gerade auch im ländlichen Raum die Versorgung sicher zu stellen, plant die große Koalition in Berlin eine umfassende Krankenhausreform. Dazu tagt seit dem Frühsommer eine Gruppe aus Vertretern von Bund und Ländern. Thematisieren wollen sie etwa, ob Krankenhäuser zukünftig nach der Qualität ihrer Behandlung bezahlt werden sollten. Kliniken, in denen Patienten besonders oft unter Komplikationen leiden, sollen demnach künftig Abschläge hinnehmen müssen. Madsen glaubt, dass dieses Konzept nur schwierig umzusetzen sei. "Welche Indikatoren will man nutzen, um abzubilden, was Qualität ist?", fragt er. Auch Experten befürchten, dass Kliniken dann versuchen könnten, Patienten mit beispielsweise Mehrfacherkrankungen abzulehnen, weil sie zu risikoreich für die Statistik sind.

14 Betten sind im Wermelskirchener Krankenhaus für die Geburtshilfe vorgesehen. Chefarzt Dr. Dieter Glaser ist mit drei Ober- und fünf Assistenzärzten für die Entbindungsstation und Frauenheilkunde zuständig. Zusätzlich gibt es 23 Stationsschwestern, wovon fünf Kinderkrankenschwestern sind, sowie acht Hebammen. Letztere bieten eine Schwangerschaftsbetreuung, die Begleitung bei der Geburt sowie die Nachbetreuung an. Die Klinik hat zwei Kreißsäle mit einem sogenannten Roma-Rad (Geburtenrad), Entbindungsmatte und -wanne für Unterwassergeburten sowie ein Still-Café und ein Säuglingszimmer. "Wir hören häufig, dass sich die Mütter bei uns wohlfühlen", berichtet Madsen.

Auch deswegen sei es den Klinikbetreibern ein Anliegen, die Entbindungsstation zu halten. "Für die Frauen ist es natürlich auch angenehmer, dass sie zur Entbindung nicht in eine andere Stadt fahren müssen", meint der Geschäftsführer. Eine Entbindungsstation vor Ort zu haben, sei "für die Menschen, die dort leben, einfach gut."

(RP)
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