Australien privatisiert staatlichen Versicherungsriesen

Die australische Regierung bringt mit Medibank den grössten Privatversicherer im Gesundheitswesen an die Börse. Der Markt bleibt aber stark reguliert und profitiert zudem von Subventionen.

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Australien bringt den staatlichen Versicherungsriesen Medibank an die Börse (Bild: Reuters)

Australien bringt den staatlichen Versicherungsriesen Medibank an die Börse (Bild: Reuters)

(gmü. Sydney)

Am 25. November wird der lange geplante Börsengang des australischen Krankenversicherers Medibank Private vollzogen sein. Gemäss dem Emissionsprospekt, der am Montag publiziert wurde, dürften die Aktien zu einem Preis von austr. $ 1.55 bis $ 2.– (Fr. 1.66) emittiert werden, was die Medibank mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 5,5 Mrd. $ an der australischen Börse in die Top 100 bringt.

Staatliche Grundversicherung

Der australische Staat als einziger Aktionär zieht sich aus dem Unternehmen zurück. Für eine andauernde Staatsbeteiligung gibt es keinen Grund, und die Regierung kann mit dem Verkauf die defizitären Staatsfinanzen aufbessern. Die Medibank wird in einen Markt mit 34 Mitbewerbern entlassen. Das Unternehmen ist mit einem Marktanteil von fast 30% der Branchenführer.

Der Markt im australischen Gesundheitswesen spielt zwar, ist aber stark reguliert. Die Privatversicherer sind ähnlich wie die Krankenkassen in der Schweiz verpflichtet, ihre Produkte allen Australiern zum gleichen Preis anzubieten; ein Risikoausgleich unter den Versicherern sorgt dafür, dass Anbieter mit schlechteren Risiken nicht benachteiligt sind. Zudem subventioniert der Staat die Prämien der Privatversicherten. Anders als in der Schweiz ist die Grundversicherung (Medicare) in Australien durch den Staat administriert und wird über eine einkommensabhängige Abgabe sowie Steuern finanziert.

Wenn den potenziellen Investoren die Privatisierung von Medibank mit dem Hinweis schmackhaft gemacht wird, dass das Gesundheitswesen in Australien eine 147-Mrd.-$-Industrie sei (9,7% des BIP), dann wäre anzufügen, dass davon 68% auf das öffentliche Gesundheitswesen entfallen. Der Anteil der Privatversicherungen beträgt nur 8%. Allerdings ist der Privatversicherungsmarkt seit 2003 mit durchschnittlich 8,6% pro Jahr stärker gewachsen als die gesamten Ausgaben (7,9%). Insgesamt versichern sich rund 55% der Australier privat, um Medicare zu ergänzen, beispielsweise zur Umgehung der langen Wartelisten der öffentlichen Spitäler oder zur Deckung der Zahnpflege.

Kosteneffizientes System

Es ist ein Mix, der Australien einigermassen gut gedient hat. Laut der OECD schneidet das australische Gesundheitswesen im internationalen Vergleich jedenfalls relativ gut ab; dies bei vergleichsweise tiefen (kaufkraftbereinigten) Ausgaben von 3800 US-$ pro Kopf im Vergleich zu 5643 $ in der Schweiz.