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Artemed-Klinikgruppe in Lilienthal Residenz-Gruppe verkauft das Krankenhaus

Vor knapp fünfeinhalb Jahren hat die Bremer Residenz-Gruppe die Klinik in Lilienthal übernommen. Jetzt steigt der Geschäftsführer aus. Er hat das Krankenhaus an die Artemed-Klinikgruppe verkauft.
10.12.2014, 00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Michael Wilke

Vor knapp fünfeinhalb Jahren hat die Bremer Residenz-Gruppe die Klinik in Lilienthal übernommen. Jetzt steigt der Geschäftsführer Rolf Specht aus. Er hat das Krankenhaus, das bei einer bundesweiten Patientenbefragung überdurchschnittlich gut abschnitt, an die Artemed-Klinikgruppe verkauft.

Specht will sich auf das Kerngeschäft der Residenz-Gruppe konzentrieren, die in vier Bundesländern 35 Seniorenresidenzen betreibt. Artemed ist ein Klinik-Verbund mit acht Krankenhäusern. „Wir treten an, um in Lilienthal sowohl das Leistungsspektrum zu erweitern als auch die Kapazität“, sagte der Geschäftsführer Benjamin Behar der Redaktion.

Übergang zum Jahreswechsel

Zum 1. Januar 2015 geht das Lilienthaler Krankenhaus in den Besitz der Artemed-Klinikgruppe über. Gestern informierte der Noch-Eigentümer Rolf Specht, Geschäftsführer der Bremer Residenz-Gruppe, die Belegschaft in einer Betriebsversammlung darüber. Er habe sich zu diesem Schritt entschlossen, um die Klinik „nachhaltig in Bremens wettbewerbsintensivem Umfeld zu stärken“, betonte Specht.

Die Artemed-Gruppe betreibe in Deutschland acht weitere Krankenhäuser und sei „für ihren überdurchschnittlichen Qualitätsanspruch bekannt“. In Hamburg habe der Klinik-Verbund ein Zentrum für orthopädische Chirurgie etabliert. „Diese Erfahrungen könnten nun unser Arthrosezentrum in Lilienthal bereichern.“

Experten betraut

Die Mitarbeiter hätten die Nachricht positiv aufgenommen, sagte der Geschäftsführer der Residenz-Gruppe der Redaktion: „Weil dieser Schritt nachhaltig die Zukunft der Klinik sichert.“ Von Angst sei bei der Betriebsversammlung nichts zu spüren gewesen, betonte Specht. Für die Mitarbeiter ändere sich nichts, Artemed peile eine Erweiterung der Lilienthaler Klinik an.

Als die Residenz-Gruppe das frühere Martins-Krankenhaus im August 2009 übernahm, kämpfte die kleine Klinik ums Überleben. Sie war in die Insolvenz geschliddert (wir berichteten). Specht betraute einen erfahrenen Krankenhaus-Manager mit der Geschäftsführung: Peter Stremmel hatte das Klinikum Links der Weser in Bremen zu einem Operations- und Behandlungszentrum für Menschen mit Herzkrankheiten weiterentwickelt.

Viele Veränderungen unter Stremmel

In Lilienthal trieb Stremmel die Spezialisierung auf diesem Gebiet voran – ohne Abstriche bei der Grundversorgung der Bevölkerung zu machen. Im Januar 2011 nahm die Elektrophysiologie nach der Erweiterung der Klinik ihre Arbeit auf. Sie kooperiert bis heute eng mit den Herzspezialisten der Fachärztepraxis am Klinikum Links der Weser.

Unter Stremmels Regie wurden in Lilienthal zwei Stationen erweitert und ein Operationssaal angebaut, es kamen neue Chefärzte. Im April 2013 entstand in sechs Monaten Bauzeit eine neue Intensivstation. Im November 2013 trennte sich die Residenz-Gruppe vom Geschäftsführer Stremmel, ein halbes Jahr später übernahm Heinz Kölking die Geschäfte in Lilienthal. Er leitet die Reha-Klinik der Residenz-Gruppe am Sendesaal in Bremen. Die Klinik Lilienthal erhielt eine Auszeichnung für ihre Hernienchirurgie und wurde im Mai 2014 Arthrosezentrum. Seit der Insolvenz ist die Zahl der Mitarbeiter von 145 auf 220 gestiegen, die Zahl der Ärzte auf 27.

Hohe Patientenzufriedenheit

Auch die Patientenzahlen steigen nach Angaben der Residenz-Gruppe. 2011 behandelte das Krankenhaus mit 76 Betten 4000 Patienten im Jahr, mittlerweile sind es 5000. Bei einer groß angelegten Patientenbefragung der Krankenkassen Barmer und AOK, der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen glänzte die Klinik Lilienthal 2012 mit guten Noten. 88 Prozent ihrer Patienten waren zufrieden; der Bundesdurchschnitt lag bei 82 Prozent (wir berichteten).

„Wir sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden“, betonte Rolf Specht gestern. Warum steigt die Residenz-Gruppe dann aus dem Krankenhaus-Geschäft aus? Das sei schon „sehr speziell“, sagte Specht der Redaktion. Die Residenz-Gruppe konzentriere sich nun wieder auf ihr Kerngeschäft: Pflege und Reha.

"Die Spezialisierung ist notwendig"

Für die Artemed-Gruppe, die zwischen Hamburg und München acht Krankenhäuser betreibt, ist die Klinik Lilienthal viel versprechend. „Eine wirtschaftlich stabile Klinik, die ihre Hausaufgaben gemacht hat“, urteilte Artemed-Geschäftsführer Benjamin Behar gestern beim Telefonat mit der Redaktion. „Wir haben schon Häuser in dieser Größenordnung“, erklärte Behar. Die Tabea-Klinik in Hamburg werde gerade erweitert, von 120 auf 190 Betten. Kleine Häuser hätten durchaus Chancen. „Sie kriegen für Kliniken ab 100 Betten eine sehr gute Medizin hin.“ Der Vorteil der kleinen Häuser sei die Zuwendung für die Patienten. Kleine Kliniken würden eher familiär geführt, das spürten die Kranken.

Die Klinik Lilienthal sei auf dem richtigen Weg, lobte der Artemed-Geschäftsführer. Sie biete eine solide Grund- und Regelversorgung und habe eine Spezialisierung „obendrauf gesetzt“, sagte Behar. „Die Spezialisierung ist notwendig, um die Basisversorgung zu sichern. Wenn Sie sich spezialisieren, kriegen Sie Assistenzärzte und Fachärzte, die personelle Besetzung ist viel besser.“ Der Aufbau der Elektrophysiologie sei der richtige Schritt gewesen. „Wir werden gucken, was wir als weiteres Puzzlestück andocken können.“ Interessant sei der Standort Lilienthal auch wegen der Nähe zu Bremen. Wegen der großen Einzugsbereiche konzentriere sich die Artemed-Gruppe auf Standorte in Ballungsräumen. „Wenn Sie ein hohes Leistungsspektrum haben, bekommen Sie da auch genügend Patienten“, betonte Behar.

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