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Kreiskrankenhaus Osterholz Haushalt auf wackeligen Beinen

Das Osterholzer Kreiskrankenhaus erwartet, im kommenden Jahr ein Plus von knapp über 100 000 Euro zu erzielen. Allerdings gibt es in der Rechnung noch einige Unbekannte.
08.12.2014, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Haushalt auf wackeligen Beinen
Von Brigitte Lange

Der Leiter des Kreiskrankenhauses Klaus Vagt hat der Politik den Wirtschaftsplan der Klinik für 2015 präsentiert. Er erwartet, dass sein Haus kommendes Jahr mit einem Plus von knapp über 100 000 Euro abschließt. Allerdings gibt es in seiner Rechnung einige Unbekannte, wie er dem Krankenhausausschuss darlegte.

„Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen und Ihrem Team, solch einen Wirtschaftsplan aufzustellen, der, wenn alles gut läuft, sogar am Ende eine schwarze Zahl liefern wird.“ Denn, so meinte Bernd Rugen (Die Linke) bei der Sitzung des Krankenhausausschusses, man müsse nicht studiert haben, um zu erkennen, dass die Säulen, auf denen die Finanzierung des Kreiskrankenhauses ruhe, viel zu niedrig seien.

Einige Unischerheitsfaktoren

Und nicht nur das. Sie wackeln im Augenblick noch, erfuhren die Ausschussmitglieder von Klaus Vagt, dem Leiter des Kreiskrankenhauses. Einige Faktoren, die der Rechnung des Wirtschaftsplans 2015 zugrunde liegen, stehen noch nicht endgültig fest. Gernot Jesgarzewski (SPD) erklärte daher ironisch, dass sie also dem Plan ruhig zustimmen könnten. Wenn er sich nur in einer gravierenden Position ändere, sei er eh Makulatur. Dann müssten sie sowieso im Februar neu beraten.

Zu den Unsicherheitsfaktoren, von denen Vagt sprach, gehört der Landesbasisfallwert. Mit der Fallpauschale multipliziert, bestimmt er den Betrag, den das Krankenhaus von den Kassen für einen Patienten erhält; er bildet die Grundlage für die Vergütung der Krankenhausleistung. Allerdings wird über seine Höhe zurzeit noch verhandelt, so der Klinikleiter. Dem Wirtschaftsplan 2015 liegt daher ein angenommener Landesbasisfallwert zugrunde.

Neues Leistungsangebot ab Januar

Laut Vagt liegt Niedersachsen im bundesweiten Vergleich mit seinem Landesbasisfallwert an vorletzter Stelle. Auch den Bundesdurchschnitt schaffen die Niedersachsen nicht, teilte er mit. 50 Euro würden sie darunter liegen, und vom Durchschnitt in Rheinland-Pfalz, dem Spitzenreiter, trennten sie gar 200 Euro. Insgesamt würden die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz eine Million Euro mehr durch den höheren Landesbasisfallwert als die in Niedersachsen erhalten.

Besonders durch diesen niedrigen Landesbasisfallwert seien die Krankenhäuser in Niedersachsen gebeutelt, sagte Vagt. Er verwies auf die schwierige Lage der benachbarten Kliniken in Rotenburg, Delmenhorst, Brake und Nordenham, Bremerhaven und Wilhelmshaven. In ganz Niedersachsen schrieben zwei Drittel der Krankenhäuser rote Zahlen. „Es kann nicht sein, dass dort überall schlecht gearbeitet wird; da muss ein Systemfehler vorliegen.“

Was den Wirtschaftsplan des Kreiskrankenhauses betrifft, erklärte er weiter, dass auch die Tarifgehälter der Ärzte nur als Schätzwert in die Rechnung einfließen konnten. Der Marburger Bund, der Berufsverband der Ärzte, beginne gerade die Gehälter neu zu verhandeln. Gefordert werde eine Steigerung von neun Prozent. In den Wirtschaftsplan 2015 hätten sie eine Steigerung um drei Prozent eingearbeitet. „Das ist realistisch“, meinte Vagt. Jesgarzewski zweifelte dies an. Der Marburger Bund sei als harter Verhandlungspartner bekannt.

Noch nicht geklärt ist zum jetzigen Zeitpunkt auch, ob es weiterhin einen Versorgungszuschlag von 0,8 Prozent aus den Töpfen der Krankenversicherungen für die Krankenhäuser geben wird, erfuhr das Gremium. Der Zuschuss war auf die Dauer von zwei Jahren begrenzt. Nun soll er verlängert werden; in den Wirtschaftsplan 2015 ist er bereits eingerechnet. Sollte er kleiner ausfallen, bringt auch er die Rechnung ins Wanken.

Neue Angebote in der Schulterchirurgie

Zu den positiven Nachrichten, die Vagt präsentierte, gehörte, dass das Kreiskrankenhaus ab Januar ein neues Angebot im Bereich der Schulterchirurgie vorhalten wird. Es soll neue Patienten ins Krankenhaus bringen und damit zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage beitragen. Wermutstropfen dabei: Weil es sich um eine Erweiterung des Leistungsangebots handelt, muss das Krankenhaus den Kassen darauf einen Rabatt von 25 Prozent geben.

Alles zusammen betrachtet, erklärte Klaus Vagt: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für 2015 sind unsicher.“ Sollte alles wie erwartet eintreten, kann das Kreiskrankenhaus – trotz der Widrigkeiten – das nächste Jahr mit einem Plus von 104 764 Euro abschließen. Erträgen von 23 502 240 Euro stünden Aufwendungen von 23 397 440 Euro im Erfolgsplan gegenüber. Voll des Lobes für die Arbeit des Krankenhauses stimmte das Gremium für den Wirtschaftsplan 2015 zu.

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