AOK-Gesundheitsreport Baby-Sterben in Krefeld - Helios irritiert über Zahlen

Krefeld · Laut AOK-Gesundheitsreport ist die Säuglingssterblichkeit in Krefeld sehr hoch. Krefeld rangiert demnach an dritter Stelle im Rheinland. Das Helios-Klinikum legt andere Zahlen vor. Demnach liegt das Klinikum deutlich unter dem NRW-Durchschnitt.

2014: So hoch ist die Säuglingssterblichkeit in rheinischen Städten
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2014: So hoch ist die Säuglingssterblichkeit in rheinischen Städten

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Foto: dpa, Arno Burgi

Die Verantwortlichen im Helios-Klinikum waren erstaunt - geradezu geschockt: Laut Gesundheitsreport 2014 der AOK-Rheinland/Hamburg liegt Krefeld in Sachen Säuglingssterblichkeit im Rheinland in der Spitzengruppe: Nur in Mönchengladbach und Duisburg sterben nach der statistischen Auswertung der Gesundheitskasse mehr Kinder im ersten Lebensjahr als in Krefeld. Berücksichtigt wurden Zahlen für die Jahre 2010 bis 2012. Demnach entfallen auf 1000 lebend geborene Kinder in Krefeld 5,6 Sterbefälle (0,56 Prozent) innerhalb der ersten zwölf Monate. Schlusslicht der Erhebung ist Solingen mit 2,4 Fällen.

"Wir haben uns mit der Systematik der Auswertung und den Zahlen intensiv beschäftigt", sagt Marina Dorsch, Sprecherin des Klinikums Krefeld. "Unsere Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache", sagte sie nach Rücksprache mit den Ärzten der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Die vom Helios Klinikum Krefeld zu vertretende geburtsmedizinische Qualität, die sich insbesondere in der überregionalen Versorgung von Risiko-Neugeborenen abbilde, werde belegt durch die von der gesetzlichen Qualitätssicherung Nordrhein-Westfalen (QS NRW) ausgewiesenen Daten zur Sterblichkeit bei Risikolebendgeburten, informiert Marina Dorsch auf Anfrage unserer Zeitung. Der QS NRW-Bericht 2013 weise für Krefeld eine Sterblichkeit bei Risikolebendgeburten von 0,58 Prozent aus. Der Landesdurchschnitt betrage 0,86 Prozent, berichtet die Helios-Sprecherin.

Kurioserweise profitierten in der AOK-Auswertung andere Städte von der guten Arbeit im Helios-Klinikum, meint sie. Das liege daran, dass die AOK nicht die Standorte der Krankenhäuser, sondern die Wohnorte der Mütter zugrunde lege. "Die für die Stadt Krefeld ausgewiesene Säuglingssterblichkeit umfasst auch Kinder, die nicht in Krefeld behandelt beziehungsweise gestorben sind", sagt Marina Dorsch.

Das bedeutet, komplikationsfreie Geburten im Helios von Müttern aus den Nachbarstädten kommen den umliegenden Kommunen statistisch zugute, während Sterbefälle von Kindern Krefelder Mütter, die sich für eine Entbindung in einem Krankenhaus im Umland entschieden haben, nicht der dortigen Stadt, sondern Krefeld zugeschrieben werden.

Die Gründe für die hohe Säuglingssterblichkeit sind vielfältig, oft kann man nur spekulieren. "Die Säuglingssterblichkeit scheint mit der Zahl der Frühgeburten zusammenzuhängen", sagt AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn aus Mönchengladbach. "Es geht also darum, Frühgeburten zu vermeiden." Deshalb hat man sich in Solingen erkundigt, wo die Säuglingssterblichkeit besonders niedrig ist. "Dort betreuen Hebammen die Familien schon vor der Geburt besonders eng", erklärt Frohn. Vor allem dort, wo Risikofaktoren wie Übergewicht, Alter der Mutter oder Rauchen eine Fehlgeburt begünstigen.

Zum Thema Geburten weist der AOK-Gesundheitsreport zwei weitere interessante Zahlen aus. In Krefeld entfallen Geburten auf 1000 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren. Damit liegt Krefeld an 20. Stelle von 28 Städten und Kreisen und unter dem Durchschnitt im Bund (45,9), Land (44,99 und Regierungsbezirk Düsseldorf (45,1). Bei den Entbindungen per Kaiserschnitt rangiert Krefeld im oberen Viertel. In 35,22 Prozent der Fälle wurde 2013 dieser Weg gewählt. Krefeld ist damit auf Rang sieben platziert. In Mönchengladbach sind es nur 25,03 Prozent.

(RP)
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