Hannover/Delmenhorst/Oldenburg - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist „entsetzt und schockiert“ über die mutmaßlichen Klinikmorde in Delmenhorst und Oldenburg. Er fordert eine schonungslose Aufklärung der Vorgänge. „Wir müssen das ganze System so weiterentwickeln, dass ein vergleichbarer Fall nie wieder passieren kann“, sagte Weil im Interview mit der NWZ.

Weil fordert eine „stärkere Vorgaben für die Analyse von Todesfällen“, eine stärkere Kontrolle über die Verwendung von Medikamenten und eine „stärkere Verzahnung der Sicherheitsmaßnahmen und der Verantwortlichkeiten“. Er selbst habe sich „nicht vorstellen können, dass eine Mordserie mit den jetzt befürchteten Ausmaßen überhaupt möglich ist. Unfassbar ist auch, dass dieser Mensch nach seiner Verurteilung weiterarbeiten konnte“. Und dass keine Sicherheitsmechamismen gegriffen hätten, sei „allein schon ein Alarmsignal“.

Die Landesregierung sei „noch mitten in der Analyse möglicher Schwachstellen“. Weil: „Es drängen sich viele Fragen auf: Fehlte es an Sensibilität? Ist unser Gesundheitssystem zu sehr auf betriebswirtschaftliche Kennziffern fixiert? Wie gut arbeiten die unterschiedlichen Akteure zusammen?“

Der Ministerpräsident wünscht sich schnelle Aufklärungsergebnisse: „Das sind wir den Verstorbenen schuldig und ihren Angehörigen, die jetzt in der grauenvollen Ungewissheit leben, ob ihre Verwandten eines natürlichen Todes gestorben sind oder ermordet wurden.“

Zugleich warnt Weil vor einem „Generalverdacht gegen unsere Kliniken in Niedersachsen“. Tausende Menschen würden dort „ungeheuer engagiert arbeiten“.